Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
Speer aufzuheben. Gierschlund packte die Gelegenheit beim Schopf und verpasste ihm einen kräftigen Tritt in sein Hinterteil. Mit seiner Nase pflügte er eine Furche in die Erde.
Gierschlund schnaubte vor Wut und beschimpfte Reißzahn: »Du vertrottelter Schwachkopf! Sieh nur, was wir dir zu verdanken haben! Während du dich mit ranghöheren Offizieren anlegst, ist dir die Füchsin entwischt.«
Reißzahn setzte sich auf. Er zuckte, als er seine zugeschwollenen Augen öffnete. »Ich habe die Füchsin entkommen lassen? Ich? Oh nein. Du hast hier das Kommando! Du hast sie entwischen lassen, nicht ich. Warte, bis ich Cluny Bericht erstatte. Ich sage ihm schon, dass du -«
»Hältst du jetzt endlich die Klappe?«, schrie Gierschlund. »Es hat doch keinen Sinn, wenn wir hier herumstehen und streiten. Wir sollten uns lieber auf die Suche nach der Füchsin machen. Ich gehe hier entlang und du da. Der Erste, der sie findet, ruft, bis der andere kommt. Hast du das begriffen? Jetzt mach schon, Tempo!«
Die zwei Ratten stolperten in unterschiedlichen Richtungen los.
Inzwischen schlich Sela durch einen anderen Teil des Waldes von Mossflower, wobei sie aufmerksam nach rechts und links blickte. Da war die Eiche mit den drei Baumkronen, da war die Abteimauer. Ach, da war er ja, der alte Baumstumpf.
Im Mondlicht war die Umgebung deutlich zu sehen. Sie war allein. Wo war der Mäuseabt?
Eine mächtige Pfote schloss sich von hinten wie ein Schraubstock um ihren Hals. Selas Zunge schnellte vor. Sie kämpfte vergeblich, würgte und rang nach Luft.
Konstanzes barsche Stimme knurrte ihr ins Ohr: »Keine Bewegung, Füchsin, oder ich breche dein Genick wie einen morschen Zweig!«
Sela erstarrte. Es gab nichts Gefährlicheres als einen ausgewachsenen Dachs. Dachse waren für ihre Kraft und Grausamkeit berüchtigt.
Mit ihrer freien Pfote riss Konstanze den Kräuterbeutel vom Gürtel der Füchsin, schüttete den Inhalt auf den Baumstumpf, ergriff die Abschrift des Angriffsplans von Cluny, überflog sie kurz und stopfte sie sich dann in ihren Gürtel.
»Dein Abt sollte hier mit einer Belohnung auf mich warten«, flüsterte Sela.
Die Augen der Dächsin blitzten vor Verachtung, als sie die Fähe herumwirbelte. »Hier ist deine Belohnung, Verräterin!«
Wumm!
Konstanze versetzte Sela einen kräftigen Schlag auf den Schädel. Die Füchsin fiel wie ein Stein zu Boden, sie war besinnungslos. Konstanze duckte sich hinter einen Baum und rief mit hoher Stimme: »Hierher! Ich hab die Füchsin! Schnell, hierher!«
Gierschlund erschien als Erster auf der Bildfläche. Er kam durch das Buschwerk gestürzt und blieb abrupt stehen, als er die bewusstlose Füchsin im Farn erblickte.
»Himmeldonnerwetter, Füchsin! Wo ist Reißzahn? Was zum Teufel fällt dir ein, dich einfach so davonzustehlen? Sieh zu, dass du hochkommst, und antworte!«
Konstanze kam hinter dem Baum hervor. »Ich glaube, es wird noch eine ganze Weile dauern, bis sie aufwacht. Sieh mal einer an, hier treffe ich dich also wieder, Ratte.«
Gierschlund hatte sich schnell von seinem Schreck erholt. Er sah, dass die Dächsin unbewaffnet war, daher schwang er sein Entermesser und lächelte bedrohlich.
»Sieh an, sieh an. Da ist ja die Mäusefreundin! So treffen wir uns also wieder, Dächsin!«
Konstanze war beeindruckend groß, wie sie so mit verschränkten Pfoten dastand. »Gierschlund, oder? Ich sehe, du erinnerst dich noch an mich von eurer Niederlage an der Mauer. Wir haben noch eine Rechnung offen.«
Gierschlund entblößte seine Fänge und knurrte: »Deren Begleichung wird mir richtig Spaß machen, Dächsin. Ich werde dafür sorgen, dass du gaaanz langsam stirbst.«
Der Rattenmann schwang geschickt sein Entermesser und stürzte sich mit einem Satz auf Konstanze, aber für eine so große Dächsin bewegte sie sich leichtfüßig und gewandt. Behände wich sie dem Stoß mit dem Entermesser aus und versetzte der Ratte dabei einen harten Schlag auf die Nase. Bis zur Weißglut gereizt, stürmte Gierschlund mit der Klinge voran auf Konstanze los.
Ein heftiger Tritt in die Rippen und ein rascher Klauenhieb katapultierten die Ratte und das Entermesser in entgegengesetzte Richtungen. Gierschlund lag am Boden und rang nach Luft. Konstanze beugte sich über ihn.
»Steh auf und hol dir deine Waffe«, knurrte die Dächsin.
Beim Aufstehen griff Gierschlund sich eine Hand voll Erde und schleuderte sie Konstanze ins Gesicht. Die große Dächsin stolperte rückwärts und versuchte, den
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