Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
finden würde. Kannst du dich noch daran erinnern, dass ich dir von einer Sperberin erzählt habe, die ich vor etwa vier Jahren behandelte? Hier ist der Bericht, ein paar kurze Aufzeichnungen, die ich damals gemacht habe. Diese Sperberin sprach von den Spatzen. Sie nannte sie Mäuse mit Flügeln, obwohl ich beim besten Willen nicht verstehen kann, wie sie hochzivilisierte Mäuse mit solch primitiven Wilden vergleichen kann. Wie auch immer, diese Sperberin erzählte mir, dass die Spatzen einst einen Gegenstand gestohlen hätten, der für unsere Abtei von großem Wert war. Sie sagte nicht, was es war. Ich dachte, der Vogel wolle bloß angeben; ich hätte nachfragen sollen. Vielleicht hätte ich herausgefunden, um was es ging.«
Matthias blickte nachdenklich drein. »Ihr denkt dasselbe wie ich. Vielleicht war es das Schwert.«
Der alte Mäuserich saß da und klopfte mit der Pfote auf das Geschichtsbuch. »Es wäre möglich, Matthias, es wäre möglich. Siehst du, die Spatzen treten nie mit uns in Kontakt, sie kümmern sich gar nicht um uns. Sie fliegen nie in unsere Abtei. Aber da oben auf dem Dach ist das ganz anders. Sie betrachten es als ihr Territorium. So wie ich es sehe, war das Schwert der einzig wertvolle Gegenstand da oben, auch wenn wir zu der Zeit nichts davon ahnten. Nur ein Vogel also konnte wissen, dass die Spatzen es gestohlen hatten!«
»Bei meinem Schnurrhaar, alter Freund«, rief Matthias aufgeregt. »Ich glaube, Ihr habt den Nagel auf den Kopf getroffen. Glaubt Ihr, unsere übellaunige Gefangene hat vielleicht von dem Gerücht gehört?«
Methusalem grinste schelmisch. »Leih mir doch mal deinen Dolch. Es gibt da ein sehr einfaches Experiment, das ich an unserer Gefangenen durchführen möchte. Komm mit!«
Matthias geleitete seinen Freund zur Abteimauer, wo der Waschkorb stand. Nicht das leiseste Geräusch drang heraus. Methusalem klopfte kräftig mit der Klinge des Dolches auf den Korb.
Sie hatten Kriegsfeder bei einem Nickerchen erwischt. Als sie munter wurde, war sie überaus aufgebracht. »Würmer, alles Würmer, du alter Mäusewurm! Bleib weg, Kriegsfeder töten!«
Methusalem tat sein Möglichstes, um hart zu erscheinen. »Halt den Schnabel, du vorlaute Göre, oder ich werde dich mit diesem Dolch aufspießen und deinen König gleich mit, wenn er es wagt, hier herunter zu kommen.«
In einem Tobsuchtsanfall schleuderte Kriegsfeder ihren kleinen Körper gegen die Seiten des Korbes, woraufhin der alte Mäuserich einen Schritt zurück machte.
»Pah, du ruhig töten können Kriegsfeder mit Dolch! Du werden sehen! Du nicht töten König Bullenspatz mit kleines Wurmmesser. König haben großes Schwert! Zerhacken Mäuse! Töten ganz schnell, du sehen.«
Methusalem lachte vor Entzücken. »Siehst du? Der Spatzenkönig besitzt ein großes Schwert!«
Matthias schlug einen Purzelbaum. Er jauchzte vor Freude. »Methusalem, du bist ein Magier, ein alter Zauberer.«
Der alte Mäuserich schüttelte bescheiden den Kopf. »Oh nein, ich doch nicht. Ich sehe mich lieber als betagten und sehr belesenen Gelehrten.«
32
Bequem von Kissen gestützt, saß Cluny da, nippte an einem Becher Gerstenwein und hörte sich die haarsträubende Geschichte an, die Sela und Reißzahn ersonnen hatten. Die beiden zappelten nervös während ihres erlogenen Berichtes und waren verzweifelt bemüht, einander nicht zu widersprechen und gleichzeitig dem kalten, teilnahmslosen Auge des Kriegsherrn auszuweichen.
»Äh, es war so, Käpten«, stammelte Reißzahn. »Ich und Gierschlund hatten die Füchsin hier im Auge, als Gierschlund plötzlich ein Geräusch im Wald hört, also geht er los, um nachzugucken.«
»Von wo kam das Geräusch?«, schnappte Cluny.
Die Lügner antworteten beide.
»Norden«, sagte Sela.
»Westen«, sagte Reißzahn gleichzeitig.
»Äh, äh, es muss wohl so Nordwesten gewesen sein«, rief Sela und schluckte. Ihr war klar, wie dumm das klang. Sie wusste genau, dass Cluny klüger war als sie beide, und sie wünschte einmal mehr, dass sie nicht auf diese große, dumme Ratte zur Bestätigung ihrer Geschichte angewiesen wäre.
»Also, Gierschlund ging los, um zu sehen, was das für ein Geräusch war«, stammelte Sela. »Wir sagten ihm, er solle es lassen, Herr, aber er bestand darauf.«
Cluny beobachtete, wie Selas Beine schlotterten.
»Und weiter, was ist dann passiert?«, murmelte er.
Reißzahn fuhr fort. »Tja, seht Ihr, Käpten, er war furchtbar lange weg. Wir ham ihn gerufen, aber er antwortete
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