Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
einmal, meine Freundin. Ich verdanke dir mein Leben.«
Der König befahl zwei Spatzenkriegern: »Kampffalke, Windgefieder! Holen Beutel. Herausfinden, was Maus tragen.«
Matthias blieb still stehen, als ihm der Rucksack vom Rücken gezogen wurde. Die zwei Krieger begriffen nicht, wie er zu öffnen war. Mit Schnäbeln und Krallen zerrten sie an dem Stoff, bis er nachgab. Der Inhalt verstreute sich über den Boden. Matthias ging einen Schritt zur Seite, als der König seine wenigen Habseligkeiten durchwühlte.
König Bullenspatz trank etwas Wasser aus der Feldflasche. Er spuckte es aus.
»Keine Würmer, nur Mausfutter«, bemerkte er.
Kriegsfeder seufzte wehmütig. Sie sah sehnsüchtig zu, als ihr Onkel die Tüte mit den kandierten Nüssen fand und aufriss. Bullenspatz probierte vorsichtig eine. Sein Gesicht leuchtete vor Verzückung.
»Dies gutes Futter für Spatzkönig. Nicht gut für Mauswurm. Ich behalten.«
Er steckte sich die kandierten Nüsse unter seinen Flügel, hob dann das Halsband mit der Leine auf und winkte Matthias heran. »Mauswurm, herkommen. Du Glück. König lassen leben.«
Der junge Mäuserich näherte sich bang dem Spatzen; er wollte den launenhaften, gefährlichen Vogel nicht reizen. Der Spatzenkönig legte Matthias das Halsband so eng um den Hals, dass er kaum noch Luft bekam. Er befestigte die Leine daran und lachte laut. Pflichtgemäß stimmten die anderen Spatzen mit ein.
Matthias kochte vor Wut. Er versuchte, seinen Zorn im Zaum zu halten; der Hof des Spatzenkönigs war nicht der geeignete Ort für Wutausbrüche. Im Geiste schwor er hoch und heilig, nie wieder einem Lebewesen ein Halsband umzulegen. Diese Demütigung war unendlich groß.
Bullenspatz reichte Kriegsfeder die Leine. Zu seinen Untertanen gewandt, kicherte er verrückt und zeigte auf Matthias. »König Bullenspatz verschonen Maus. Du ihn wollen als Haustier, meine Nichte? Maus, du gehorchen Schwester und Eiküken, lustig, ha?«
Die Spatzen lachten laut und lange, wobei sie miteinander wetteiferten, wer wohl am fröhlichsten sei. Der König war ein völlig unberechenbarer Tyrann. Wenn er einen Scherz machte, dann hatte man ihn immer lustig zu finden.
Kriegsfeder zog an der Leine und flüsterte ihrem Freund zu: »Matthias, du sehen, Kriegsfeder und Mutter nicht lachen. Entschuldigen.«
Der junge Gefangene zwinkerte seiner Wärterin zu. Er war bereits dabei, einen Plan zu schmieden. »Keine Sorge, meine Freundin. Wenigstens bin ich am Leben.«
Kriegsfeder reichte die Leine ihrer Mutter. »Dies Grauflügel, sie Mutter. Sein gute Spatzfrau, nicht wehtun Maus. Sehen?«
Grauflügel zog ganz leicht an der Leine. Sie lächelte Matthias an und nickte. Er hatte Kriegsfeders Mutter gleich ins Herz geschlossen.
Der König gab Kriegsfeder und Grauflügel seine Befehle: »Ihr halten Mauswurm an Leine. Nicht herumspazieren, nicht weglaufen. Viel Arbeit geben. Viel Tritte, genau so.«
Bullenspatz versetzte Matthias einen Tritt, aber der wich gewandt aus und fing an, mit einem albernen Ausdruck im Gesicht herumzutanzen und zu singen.
Der König stand da, hatte seinen Kopf auf die Seite gelegt und beobachtete erstaunt die Vorstellung dieser merkwürdigen Maus.
Matthias tänzelte umher und sang aus dem Stegreif ein Lied mit den Worten:
»Höher als zuvor bin ich hier,
bin in der Tat ganz nah dem Dach.
Ein Halsband gab der König mir,
sein Schwesterchen hält mich in Schach.«
Er hüpfte im Kreis herum und wiederholte den Reim immer wieder.
Bullenspatz flatterte mit seinen Flügeln und lachte irr: »Hahahahahahaha! Schauen, Kampffalke! Sehen, Windgefieder! Mauswurm sein krank in Kopf. Er verrückt! Hahahahahahaha.«
Gehorsam stimmten alle in das Lachen des irren Monarchen mit ein.
Nach einiger Zeit flogen die Spatzen ihrer Wege, einige zu ihren Nestern, andere, um Würmer zu fangen. Ein paar Auserwählte gingen mit dem König, um »Drei Federn« zu spielen, ein beliebtes Spatzenglücksspiel, das Bullenspatz großes Vergnügen bereitete. Grauflügel und ihre Tochter führten die tanzende Maus zu ihrem Nest im hinteren Teil des Hofes.
Obwohl es von außen sehr unordentlich aussah, war das Nest von innen sauber und behaglich. Kriegsfeder hatte Matthias’ Ausrüstung eingesammelt. Sie packte alles wieder in den zerrissenen Rucksack, gab ihn ihrem Mäusefreund zurück und betrachtete ihn besorgt.
»Matthias sein krank in Kopf?«, erkundigte sie sich.
Der junge Mäuserich setzte sich in Grauflügels Nest und
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