Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
aneinander gereiht wurden. Manche zwitscherten zu schnell, als dass sie einander noch verstehen konnten, vermutete Matthias.
Matthias war sich nicht sicher, ob Kriegsfeder wusste, dass seine Mission darin bestand, Martins Schwert zurückzuerobern; Grauflügel wusste es bestimmt nicht. Der junge Mäuserich hatte sich den größten Teil des Hofes schon angesehen, aber das Schwert hatte er nirgendwo entdeckt. Matthias folgerte daraus, dass es an dem einen Ort sein musste, den er bisher noch nicht zu Gesicht bekommen hatte: im Privatgemach des Königs. Er dachte lange darüber nach, wie er hineingelangen konnte. Er wollte seine Freunde nicht in Schwierigkeiten bringen, und er wollte auch nicht, dass sie ahnten, weswegen er wirklich gekommen war. Angenommen er beschaffte sich tatsächlich das Schwert, dann wusste er immer noch nicht, wie er sicher wieder hinunter zu seinen Gefährten gelangen sollte.
Matthias schätzte, dass er sich jetzt wohl eine Nacht und einen Tag in seiner neuen Umgebung befand. Gegen Abend saß er draußen vor dem Nest, flickte seinen zerrissenen Rucksack und verschaffte sich einen Überblick über seine Ausrüstung. Jedes Mal, wenn ein Spatz vorüberkam, grinste er blöde und fing an zu singen. Ihm wurde keine große Beachtung geschenkt.
Kriegsfeder kehrte von einer einsamen Wurmjagd zurück. Sie stand da und sah Matthias zu.
»Ich jagen Würmer«, tschilpte sie. »Bringen Löwenzahn für Matthias. Maus mögen essen Blumen?«
Matthias antwortete auf Spatzisch: »Kriegsfeder sein gute Jägerin. Maus mögen Blumen. Machen gutes Wurmessen. Wo sein Mutter Grauflügel?«
Kriegsfeder zeigte zum Gemach des Königs hinüber. »Grauflügel bereiten Wurmessen für Bullenspatz. König haben keine Frau für machen Essen.«
Matthias tat unbeteiligt. Er zog an seinem Halsband, um es zu weiten.
»Halsband wehtun Mausnacken«, grinste er.
Kriegsfeder zuckte mitleidig die Achseln. »König sagen, du tragen. Nicht abnehmen. Es mir Leid tun.«
Matthias wandte sich wieder seinen Habseligkeiten zu. Da fiel sein Blick auf ein ungeöffnetes Päckchen. So ein Glück! Es waren kandierte Nüsse. Hastig schob er die Nüsse in seinen Rucksack, um sie vor Kriegsfeder zu verstecken. Unter normalen Umständen hätte er sie seiner Freundin nur zu gerne gegeben, aber hier lagen die Dinge anders. Matthias brauchte die Nüsse als Köder.
Sie plauderten weiter, bis Grauflügel zurückkehrte. Nach einer angemessenen Zeitspanne sagte der junge Mäuserich zu ihr: »Ihr gehen viel zu Gemach von König.«
Grauflügel nickte.
»Ich sein einziger Spatz, den König Bulle hineinlassen«, lachte sie. »Er fauler Spatz. Nicht machen eigenes Wurmessen.«
Matthias stimmte in ihr Gelächter ein.
»Ich wetten, König nicht wissen, wie machen eigenes Wurmessen«, kicherte er. »Was Ihr davon halten, Grauflügel? Matthias finden Geschenk für König!«
Die Spatzenmutter sah ihn durchdringend an. »Was Maus meinen. Geschenk?«
Matthias rückte näher und flüsterte vertraulich: »Ihr erinnern, wie König Bulle mögen Zuckernüsse von Maus? Ich finden mehr. Ihr mich hinbringen. Wir geben Nüsse an König.«
Grauflügel sah ihn unschlüssig an. »Warum Maus wollen geben Nüsse an König?«
Matthias breitete seine Pfoten aus, so als läge die Antwort auf der Hand. »Damit König lassen Maus frei. Wollen gehen zurück zu Mäusezuhause.«
Matthias hielt gespannt den Atem an, während er Grauflügel beobachtete. Schließlich milderte sich ihr Gesichtsausdruck. Sie lächelte ihn verständnisvoll an. »In Ordnung, Matthias. Wir versuchen. Nicht schaden können, aber daran denken, nicht machen Bullenspatz wütend. Er töten, ganz sicher.«
Mit einem leisen Seufzer der Erleichterung schnappte sich Matthias das Päckchen.
»Danke, Spatzmutter«, sagte er. »Maus nicht machen Euch Ärger. Nüsse machen König froh, Ihr sehen.«
Matthias blieb an seinem Halsband hinter ihr zurück, als Grauflügel an die Schindeln klopfte, aus denen König Bullenspatz’ Gemach bestand. Von drinnen hörten sie eine zornige Stimme.
»Fliegen weg, Spatz! König wollen schlafen.«
Grauflügel erkannte, dass sie einen ungünstigen Augenblick gewählt hatten. Dennoch fuhr sie unbeirrt fort, diesmal klopfte sie ein wenig kräftiger. »Lassen ein, König Bruder. Sein Grauflügel und verrückter Mauswurm. Haben Geschenk für großen König.«
Ein verschlafener Kopf erschien in der Türöffnung. Bullenspatz blinzelte sie eulenhaft an und gähnte ihnen ins
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