Redwall 01 - Der Sturm auf die Abtei
falschen Wandteppich zu Cluny hinunter.
»Ist es das, was du haben willst, Rattengesicht?«
Cluny musste mit sich ringen, um ruhig zu bleiben. Schwarzkralle stieß ihn an und flüsterte: »Was ist mit dem anderen, Käpten? Soll ich mich mit einem Trupp auf die Suche nach ihm machen?«
»Nein, den Hasen nehme ich mir ein anderes Mal vor. Im Moment will ich euch alle hier haben, falls sich eine Gelegenheit ergibt, das Eichhörnchen in die Falle zu locken«, murmelte Cluny.
Jessica hatte mit ihrem ausgezeichneten Gehör jedes Wort des Kriegsherrn vernommen. Der Plan hatte funktioniert! Sie warf eine harte, stachelige Kastanie hinunter und rief Cluny zu: »He, Rattengesicht! Glaubst du allen Ernstes, dass du ›die hier‹ in die Falle bekommst? Pah, ich sitze genauso wenig in der Falle wie eine Lerche an einem sonnigen Tag hoch oben in der Luft! Unter Euch gibt es nicht einen, der mir nahe kommen könnte.«
»Das weiß ich auch, Eichhörnchen«, antwortete Cluny. »Aber denk doch nur einmal einen Moment lang nach. Für den Fall, dass ich den Krieg gegen die Mäuse gewinne – und das werde ich, musst du wissen –, habe ich geschworen, jeden zu töten, der sich in Redwall befindet. Mal angenommen, es gibt jemanden da drinnen, der dir sehr am Herzen liegt; du weißt schon, was ich meine: einen Partner, ein kleines Baby, Angehörige -«
Cluny musste hin und her flitzen, um den herunterprasselnden stachligen Kastanien auszuweichen.
»Du ekelhafter, mordlustiger Abschaum!«, schrie Jessica. »Du niederträchtiger, verabscheuungswürdiger Widerling! Wenn du meiner Familie zu nahe kommst, werde ich dir dein bösartiges Auge persönlich aus deinem stinkenden Gesicht reißen!«
Als noch mehr harte Kastanien herunterrauschten, wusste Cluny, dass sein Plan aufgehen könnte.
»Das Werfen mit Kastanien wird dir nicht viel nützen. Hör mal, ich bin durchaus vernünftig. Ich habe dich lediglich darum gebeten, deine Familie und ihre Belange nicht außer Acht zu lassen. Du musst dich uns nicht anschließen, wenn du nicht willst. Du kannst in dem Baum bleiben bis zum Jüngsten Tag, wenn du willst, mir ist das ganz egal. Ich will nur den kleinen Fetzen Wandteppich. Das ist doch wirklich nicht zu viel verlangt, oder? Wenn du ihn herausgibst, wird denen, die du so liebst, kein Haar gekrümmt.«
Jessica wollte gerade noch mehr Kastanien und Beschimpfungen hinunterschleudern, als ihr ganz allmählich dämmerte, was Cluny im Schilde führte. Die Ratte hatte genau den gleichen Plan wie sie und Basilius zuvor. Cluny wollte erreichen, dass sie unachtsam wurde. Was der kann, kann ich schon lange, dachte Jessica im Stillen. Die Soldatenhorde beobachtete, wie sich an dem Eichhörnchen eine Wandlung vollzog. Es schien aufgeregt zu sein, nagte an seiner Unterlippe und rieb seine Pfoten aneinander. In seiner Not drückte es den Wandteppich ganz fest an sich.
»Die anderen in Redwall sind mir ganz egal, aber ich habe einen Mann und einen kleinen Sohn. Denen würdet Ihr doch nichts tun, oder, Cluny?«
Dem Kriegsherrn entging der Schluchzer in der Stimme des Eichhörnchens nicht.
»Nein, nein, natürlich nicht«, sagte er beruhigend. »Du musst lediglich den Stofffetzen loslassen, ich werde ihn dann auffangen. Sobald du das getan hast, ist die Sicherheit derer, die dir nahe stehen, gewährleistet, glaub mir, Eichhörnchen. Ich gebe dir mein Ehrenwort.«
Jessica wischte sich die Augen mit dem Stück Stoff und schniefte Mitleid erregend, als sie antwortete: »Gut, einverstanden. Wenn ich Euer Versprechen habe, dass meiner Familie nichts geschehen wird, dann könnt Ihr dieses alte Ding ruhig haben. Mir bedeutet es ohnehin nichts.«
Jessica ließ den Stofffetzen los. Er schwebte durch die Äste hindurch nach unten – Cluny musste sich zusammenreißen, um nicht darauf loszustürzen. Zapfentöter eilte mit leuchtenden Augen übereifrig herbei, hob vorsichtig das Geschirrtuch auf und reichte es Cluny.
»Bitte schön, Euer Gnaden, da habt Ihr das gute Stück, heil und unbeschädigt.«
Gierig ergriff Cluny das Tuch. Sein Auge verengte sich zu einem Schlitz. Irgendetwas stimmte nicht. Er stieß ein schreckliches Wutgeheul aus. Sofort schlugen sich seine Anhänger in die Büsche, während ihr Käpten das Stück Stoff in der Luft zerfetzte. Seine mächtigen Klauen rissen und zerrten daran, während er wie verrückt brüllte: »Es ist eine Fälschung, nachgemachter, wertloser Schund. Aaaaaahh!«
Von ihrem Ausguck im Baum beobachtete Jessica ihn
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