Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
Fassungslosigkeit.
»Hoheit, die Treppe zum Verlies steht komplett unter Wasser. Es ist, als ob man in einen Brunnen schaut. Bäh! Zwei ertrunkene Wiesel treiben auch darin herum.«
Mit wild rollenden Augen begann Zarina ihre Pfoten aneinander zu reiben, so, als wolle sie sich abtrocknen. Plötzlich drehte sie sich um und stürmte die Treppe hinauf. Von überall her hörte man Soldaten rufen.
»Der Exerzierplatz sieht aus wie ein See!«
»Die untere Baracke steht unter Wasser!«
»Die Vorräte werden verderben!«
»Die Eingangshalle ist überflutet, Kumpels!«
»Die Gefängniswärter sind alle ertrunken!«
Die Schreie und Rufe dröhnten in ihren Ohren, als die Königin in ihr Gemach hinaufeilte. Sie riss den Bogen von der Wand und begann einen Pfeil nach dem anderen auf das leere Antlitz des Waldes abzuschießen.
»Zeigt euch! Martin, komm gefälligst raus und kämpfe!«, kreischte sie.
Martin stand, gestützt von Lady Ambra und vier Eichhörnchen, hoch oben auf dem Ast einer Pappel.
Borkenbursche klopfte ihm kräftig auf die Schulter. »Schau mal, Martin, es hat geklappt, Kotir wird überschwemmt!«
»Wie hoch ist es, Kumpel?«, rief Gonff, der am Fuße des Baumes stand, zu ihnen hinauf.
»Oh, es sieht ganz schön nass aus, Gonff.«
»Steigt es immer noch?«
»Ja, es steigt weiter, kein Ende in Sicht.«
Die Eichhörnchenkönigin gab ihrer Mannschaft das Zeichen den Mäusekrieger wieder zum Erdboden hinunterzubringen.
»Was nun, Martin?«, fragte sie.
»Jetzt wird der eigentliche Plan in die Tat umgesetzt. Ich habe euch nie von meinem Freund Timballisto erzählt oder wie es kommt, dass er so einen merkwürdigen Namen hat. Na, wartet es ruhig ab, ihr werdet bald sehen, was er für Kotir in petto hat; er wird schon dafür sorgen, dass das Gemäuer auch wirklich versinkt. Ich werde mal mein Schwert und meine Rüstung holen. Sagt den Anführern des Rawim, sie sollen jeden verfügbaren Kämpfer am Rand der Anhöhe versammeln. Sie werden uns bestimmt noch einmal angreifen.«
Whegg die Ratte und ein Wiesel namens Streckrücken warfen die Kettenhemden und Schilde ihrer Rüstung über die Brustwehr des Daches. Ein schwaches Aufklatschen war zu hören, als sie unten im Wasser aufschlugen.
Brogg stellte sich ihnen in den Weg, sein gebogenes Schwert im Anschlag. »He, was führt ihr hier eigentlich im Schilde? Das könnt ihr doch nicht machen.«
Streckrücken lachte dem Hauptmann unverhohlen ins Gesicht. »Haha. Hör mal, Brogg, du tätest gut daran, dein Zeug ebenfalls hier rüberzuwerfen, oder willst du etwa in voller Rüstung ertrinken?«
Der Hauptmann blickte auf seinen Waffenrock der Tausend Augen und den roten Samtumhang. »Was wird denn die Hoheit dazu sagen?«
Ermutigt durch die Dreistigkeit seiner Kumpanen schleuderte Stinkeschnurrhaar das Wiesel seinen runden Schild über die Brustwehr. »Hört nicht auf Brogg, Kumpels. Uns hat man genug Lügen erzählt. Diese verrückte Katze wird noch dafür sorgen, dass wir alle bei dem Versuch, diese alte Ruine zu retten, draufgehen.« Das Wiesel hörte hinter sich ein Geräusch und wirbelte herum, aber es war bereits zu spät.
Zarina stand vor ihm. Sie versetzte ihm einen mächtigen Schlag, der ihn auf der Stelle tötete. Mit Leichtigkeit hob sie den Körper hoch und warf ihn verächtlich über die Brustwehr, dann drehte sie sich zu den anderen um.
»Wer will der Nächste sein?«, forderte sie die Anwesenden heraus. »Möchte irgendjemand sich ihm anschließen? Na kommt schon, tretet vor. Wir wollen doch mal sehen, wer gegen die Königin von Kotir ungehorsam sein will.«
Angsterfüllt wichen sie zurück; in dieser Situation würde jeder finstere Blick, jedes Murmeln unweigerlich den sofortigen Tod bedeuten.
Zarina schnappte sich einen heruntergefallenen Speer und stieß damit erst nach der einen Gruppe, dann nach einer anderen. Die Soldaten schreckten zurück und kauerten sich dicht an die Mauer. Sie lachte irr und zerbrach die stabile Waffe mit einer einzigen, ärgerlichen Bewegung.
»Seht euch doch an! Und so was nennt sich Krieger! Ich könnte euch genauso leicht töten, wie ich diesen Speer zerbrochen habe. Aber das werde ich nicht. Ich werde euch dazu benutzen, um diese Waldbewohner da draußen zu vernichten. Es wird langsam Zeit, dass ihr euch wie richtige Soldaten benehmt. Ihr werdet kämpfen oder sterben, entweder Sieg oder Tod. Ich werde euch zeigen, wie man einen Krieg -«
Wumm!
Das ganze Dach erbebte.
Entsetzt warfen die Soldaten
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