Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
Ferdy mit seinem Stock. »Wer da? Ich kann es mit sechs von euch aufnehmen!«
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In Kotir schlief Fortunata ebenfalls friedlich, bis das Krachen von Speer-Enden gegen ihre Zimmertür sie unsanft weckte. Gähnend kletterte sie aus dem Bett und schlurfte zur Tür. »Wer ist da? Egal, worum es geht, wendet euch an Aschenbein.«
Brogg und Scratt standen daneben, als Kladd, der Wieselhauptmann der Wache, die Tür auftrat. »Komm mit, Füchsin. Königin Zarina verlangt nach dir. Sie hat ihr Lager am Moss errichtet.«
Fortunata rieb sich ihr verletztes Hinterteil. »Kann Aschenbein nicht gehen? Ich bin verletzt.«
Kladds gleichmütiges Gesicht blieb ausdruckslos. »Nein, die Königin will, dass du bis zum Morgengrauen bei ihr bist. Du sollst den Moloch mitbringen. Brogg und Scratt werden dir zur Pfote gehen.«
Fortunata prallte vor Angst und Abscheu zurück. »Den Moloch! Ich dachte, das grauenhafte Scheusal wäre schon vor Jahren gestorben oder fortgegangen.«
Kladd wies mit seinem Speer auf die Fähe. »Jetzt hör schon auf dich zu sträuben und komm mit. Du weißt genau, wie die Hoheit reagiert, wenn du dich weigerst ihre Befehle auszuführen. Wir werden schon dafür sorgen, dass der Moloch nicht ausbrechen kann.«
Fortunata hatte keine andere Wahl. Wutschnaubend folgte sie den drei Soldaten die Gänge entlang und die Treppen hinab bis zum tiefsten Inneren der Festung.
Weit unten, noch unter dem Verlies, befand sich eine unterirdische Höhle mit einem großen See. Der Einzige, der jemals zum See hinunterging, war der Wärter, der abkommandiert war, um den Moloch zu füttern. Einmal in der Woche brachte er die Küchenabfälle aus der Kaserne hinunter und ließ sie dort am Rande des Sees in beachtlicher Entfernung vom Moloch liegen, der mit einer langen Kette an einem Pfahl festgebunden war.
Verdauga hatte den Moloch vor langer Zeit gefangen und nach Kotir gebracht. Die vielen Jahre im dunklen, trüben Wasser des Sees hatten das Augenlicht des Wasserrattenmonsters verkümmern lassen. Sein Gehör war stark beeinträchtigt und sprechen konnte es überhaupt nicht. Aber das war alles bedeutungslos, solange es noch über seinen Geruchs- und Tastsinn verfügte. Der Moloch war ein Killer, grausam und hirnlos, besonders, wenn ihm frisches Fleisch winkte.
Fortunata hatte Angst; dies war kein Aufenthaltsort für nächtliche Stunden. Behutsam hob sie die Kette auf. Die klirrenden Eisenglieder warfen ein schauriges Echo in der kalten, moderigen Höhle und nahmen der Füchsin noch ihr allerletztes bisschen Mut. Sie ließ die Kette fallen und blickte Kladd flehentlich an. »Ich bin nur eine Fähe. Hierfür braucht man jemanden, der so stark und mutig ist wie ein Hauptmann der Wache.«
Kladd blähte sich angesichts dieser Schmeichelei sichtbar auf, obwohl er natürlich bemerkt hatte, dass die Fähe ihn offenbar zu überlisten versuchte. Er nahm die Kette fest in die Pfote und nickte den anderen zu. »In Ordnung. Geht aus dem Weg und überlasst alles Weitere mir. Ich weiß schon, wie ich mit dem Moloch fertig werde.«
Kladd zog mit einem kräftigen Ruck an der verrosteten Kette und ließ sie immer wieder auf die Wasseroberfläche klatschen. Der unterirdische See schlug Wellen. Die drei Zuschauer schnappten vor Entsetzen hörbar nach Luft, als der monströse Kopf des Molochs aus der Tiefe an die Wasseroberfläche kam wie die grauenhafteste Horrorvision eines Alptraums. Die starren Augen sahen aus wie blinde, weiße, blutrot geäderte Murmeln; die Schnauze war gerippt und vernarbt wie ein feuchtes schwarzes Stück Leder. Ein kleines bisschen Restfell klebte flach am Kopf. Als der Mund sich weit öffnete, lief das Wasser daran herunter.
Selbst Kladd spürte, wie ihm die Pfoten zitterten, als der Moloch auf das Ufer zugeschwommen kam. Die blinden Augen starrten den Wieselhauptmann an, als wenn sie ihn tatsächlich sehen könnten. Der Mund klappte hungrig auf und zu, purpurrote wulstige Lippen wurden zurückgezogen und gewährten einen Blick auf gekrümmte, grüngelbe Fänge, die in alle Richtungen ragten und deren sonderbare Anordnung einen Großteil zu dem widerwärtigen Anblick beitrug.
Kladd ließ die Kette fallen, hob seinen Speer auf und rief mit deutlich bebender Stimme: »Hierher, Brogg und Scratt, nehmt eure Speere und tut genau das, was ich tue. Wir müssen das Biest immer weiter im Kreis um den Pfahl treiben.«
Kurz vor dem Ufer, wo der See seicht wurde, hielt der Moloch einen Moment lang inne, das
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