Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
Wasser lief ihm von seinem hässlichen, massigen Körper. Der abscheuliche Kopf schwankte hin und her, während er den Duft der Soldaten einsog und durch ihre Geräusche und Bewegungen genau ihren Standort bestimmte. Dann stürzte sich der Moloch ganz plötzlich mit Schrecken erregender Geschwindigkeit auf sie.
Die drei waren aufs Äußerste angespannt, aber bereit. Sie wichen aus und stießen mit ihren Speerspitzen auf den Moloch ein. Auf diese Weise sorgten sie dafür, dass das Monster ihnen im Uhrzeigersinn um den Pfahl folgte. Kladd brüllte seine Befehle im Laufen.
»Nicht anhalten, er muss auf jeden Fall in Bewegung bleiben!«
Fortunata war beeindruckt, der Plan war einfach, aber er funktionierte.
Die drei hüpften, sprangen und rannten so schnell sie nur konnten, während der Moloch blind hinter ihnen herraste. Erst als sich die ganze Kette um den Pfahl gewickelt hatte, musste der Moloch zwangsläufig stehen bleiben. Der Pfahl wurde hin und her gerüttelt, als das Untier rasend vor Wut seine ganze Kraft aufbot, um weiterzulaufen. Da Brogg und Scratt mit ihren Speerspitzen auf seinen Rücken zielten, war es ihm nicht möglich, die Kette durch Rückwärtslaufen abzuwickeln. Kladd stemmte sich mit seinem ganzen Gewicht gegen die Kette, damit sie sich nicht lockerte, und rief Fortunata zu: »Mach die Leinen am Halsband fest, schnell!«
Fortunata leistete seinem Befehl zwar Folge, aber die Kehle war ihr wie zugeschnürt, der Angstschweiß stand ihr auf der Stirn und ihr Gesichtsausdruck verriet äußerste Abscheu. Kladd zerrte an der Kette und beobachtete Fortunata mit wachsender Ungeduld. »Jetzt hör schon auf zu zögern und zu zaudern, Füchsin. Wenn du nicht sofort zusiehst, dass du die Leinen festmachst, werde ich diese Kette loslassen.«
Fortunata schnallte den letzten der drei schweren gefetteten Lederhalfter um den kurzen, kräftigen Nacken, den bereits ein beschlagenes Eisenhalsband zierte. Sie löste die Kette, machte einen Satz zurück und rannte auf die Treppe zu. »Bitte sehr. Fertig! Ich weiß, wo es langgeht. Ihr drei nehmt die Leinen und folgt mir.«
Kladd rief unnachgiebig: »Komm sofort zurück, du feige Fähe. Ich werde nirgendwo hingehen, ich diene als Hauptmann der Wache. Hätte die Königin mich dabeihaben wollen, dann hätte sie es auch gesagt. Nun komm schon! Du übernimmst eine der Leinen.«
Sowie Fortunata die Leine aufgehoben hatte, bewegte der Moloch sich auf sie zu. Sie eilte geschwind voran, um den Moloch auf Abstand zu halten. Brogg und Scratt standen jeweils seitlich hinter dem Ungeheuer und zogen kräftig an ihren Leinen; sie mussten ihre ganze Kraft aufbieten, um die Gewalt über den Moloch nicht zu verlieren. Kladd sah, wie sie davonzogen, und war nur zu froh, dass er seine ekelhafte Aufgabe erfüllt hatte.
Fortunata übernahm die Führung. Da sie ihr ganzes Leben in Mossflower verbracht hatte, kannte sie die Gegend wie ihre Westentasche. Sie begann schneller zu laufen, um auch weiterhin den größtmöglichen Abstand zu dem gewaltigen grauschwarzen Ungeheuer beizubehalten. Der Moloch schnüffelte und zog bald hierhin, bald dorthin; Brogg und Scratt mussten sich schwer in die Leinen stemmen, damit der Moloch nicht in die falsche Richtung lief. Hoch oben über dem Wald stand der Mond, dessen Lichtschein durch die Bäume auf das widerwillige Trio und das in seiner Obhut befindliche Monster fiel. Lärmend stolperten sie durch Mossflower, störten die friedliche Nachtruhe und befleckten sie mit dem Makel des Bösen.
12
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Martin erwachte noch bevor der Morgen graute. Er legte Holz aufs Feuer und blieb dann daneben sitzen. Skipper kam herbei und setzte sich zu ihm. »Na, was ist los, Seekamerad? Du siehst ja aus, als sei dir ein Wasserkäfer über die Leber gelaufen. Warum so besorgt?«
Martin lächelte halbherzig. »Ach, es liegt bestimmt an all den Geschichten, die man sich über den Moloch erzählt. Es ist alles meine Schuld, ich habe euch durch meine Anwesenheit diese Suppe ja überhaupt erst eingebrockt, Skipper.«
Der große Otter klopfte Martin derart heftig auf den Rücken, dass dieser beinahe vornüberfiel. »Ha, ha. Das ist wirklich lieb von dir gemeint, mein junger Krieger, aber auf derartige Gerüchte solltest du wirklich nichts geben. Mehr hattest du nicht auf dem Herzen? Na, dann komm mal mit, ich werde dich unserer Sturmflosse vorstellen.«
»Sturmflosse?«
»Ja, Sturmflosse, Kumpel. Komm hierher, in den hinteren Teil der Höhle.«
In der Dunkelheit
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