Redwall 02 - Mossflower - In den Fängen der Wildkatze
gar nicht abgenommen. Er war bereits losgezogen und seine kleinen Samtpfoten stampften über das Grasland.
»Nu duat komma, yi beida«, rief er. »Ma duat ’s Gsindl bis zom Abnd los seia.«
Schweigend liefen die drei Freunde los; sie waren darauf bedacht, gleichmäßig auszuschreiten und sich die Kräfte möglichst gut einzuteilen. Neben ihrem Pfotengetrappel hörten sie nichts außer einer herabfliegenden Lerche und dem Zirpen der Grashüpfer, die sich im warmen, trockenen Grasland tummelten. Die hoch stehende Sonne betrachtete den unter ihr liegenden Schauplatz wie ein großes, goldenes Auge. Die Gejagten liefen stetig voran, während die Verfolger hinter ihnen sich sputeten, um die Lücke zwischen ihnen zu verringern.
In Kotir gab es keine Krankenstation für die Verwundeten. Die Soldaten lagen in ihren Baracken, leckten sich ihre Wunden und versuchten sich so gut wie möglich selbst zu helfen. Kladd war mit sich äußerst zufrieden. Sie hatten die Waldbewohner davongejagt und die Armee war keinen Schritt zurückgewichen, warum also das ganze Aufhebens?
Er erkundigte sich bei Aschenbein.
»Warum fragst du nicht Zarina, Wiesel? Da kommt sie schon.« Der Umhang des Marders wirbelte herum, als er zur Treppe zeigte.
Zarina kam in die Baracke gesprungen und wies mit gekrümmter Klaue auf sie. »Ihr zwei, in mein Gemach. Aber sofort!«
Es hatte wenig Sinn, sich mit ihr auf eine Diskussion einzulassen, daher trotteten sie niedergeschlagen die Treppe hinauf.
Fortunata war bereits dort; ihr Ohr, das von dem Pfeil durchbohrt worden war, war schmerzhaft angeschwollen. Aschenbein konnte nicht widerstehen, er musste einfach eine höhnische Anspielung loswerden.
»Hihi, sieht so aus, als ob du einen Heiler gebrauchen könntest, Füchsin.«
Zarina kam hereingerauscht und hörte gerade noch die verstohlene Stichelei.
»Noch so eine Bemerkung, Holzpflock, und du kannst dir einen neuen Kopf besorgen. Was ist denn nun aus meinem Hinterhalt im Wald geworden?«
Stumm standen sie da – sie wussten, dass es ein Donnerwetter geben würde. Und sie brauchten gar nicht lange darauf zu warten.
Mit einer einzigen zornigen Bewegung fegte die Wildkatzenkönigin den Tisch leer. Die Glocke, das Geschirr, der Tischschmuck, die Decke und das Essen krachten zu Boden.
»Nichts! Nichts hat uns das alles eingebracht.«
Sie tobte durch das Zimmer, trat Möbel um, zerriss Wandbehänge und verbog Schürhaken, während ihre Stimme zu einem rasenden Geheul anschwoll.
»Ich habe sie ankommen sehen. Ich! Ich habe den Hinterhalt gelegt, euch gewarnt, die Armee aufgestellt, den Angriff angeführt und gedacht, dass ihr Narren genug Verstand und Mut aufbringen würdet, um mich dabei zu unterstützen. Und was kam von euch? Nicht ein geistreicher Einfall, nicht das kleinste bisschen Ermutigung.«
Sie bebte am ganzen Körper vor Wut und wirkte äußerst gefährlich, dann ließ sie sich plötzlich in einen Stuhl fallen, als sei sie von ihrem Ausbruch vorübergehend erschöpft. Das zitternde Dreiergespann stand da und starrte auf der Suche nach einer Eingebung betreten zu Boden, während sie sie anknurrte.
»Aaach, es ist ja sowieso nicht eure Angelegenheit, nicht wahr? Ihr seid ja nicht zum Denken da, sondern nur zum Ausführen von Befehlen. Schließlich bin ich ja hier für die ganze Kopfarbeit zuständig. Ich nehme mal an, dass euch dreien so ziemlich alles egal ist, bis euch am Ende das Essen ausgeht. Die Vorräte sind nämlich ganz und gar nicht unerschöpflich, oh nein! Ich habe es ja mit eigenen Augen gesehen: Seit wir von den wenigen, die noch in unmittelbarer Nähe unserer Mauern lebten, keine Abgaben mehr eintreiben können, sind die Vorräte am schwinden. Das ist das Unangenehme, wenn man ein Eroberer ist und eine Armee zu versorgen hat: Soldaten können einem nichts beschaffen, es sei denn, sie nehmen es den Hilflosen weg.« Sie reckte sich und trat missmutig nach einem heruntergefallenen Kelch. »Und, irgendwelche Vorschläge?«
»Wir haben doch immer noch die beiden Gefangenen, die ich erwischt habe, Hoheit«, sagte Kladd kleinlaut zu seiner Rechtfertigung.
Zarina schoss hoch. »Stimmt ja, gut gemacht, Wiesel. Vielleicht bist du ja doch nicht so dumm, wie ich dachte. Die Gefangenen, hmmm, ja. Was schätzt du denn, wie viel Lösegeld wir von den Waldbewohnern für die beiden Igelkinder bekommen könnten?«
Fortunata verengte ihre Augen zu Schlitzen und rechnete nach. »Tja, ich bin wohl diejenige, die den meisten Handel mit den
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