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Regeln des lächerlichen Benehmens (German Edition)

Regeln des lächerlichen Benehmens (German Edition)

Titel: Regeln des lächerlichen Benehmens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Hakl
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Bestimmtes?“
    „Keine Ahnung, ich kack auf der ihr Grab.“
    „Du – beschwert sich eine Mutter bei einer anderen, dass ihr Sohn auch irgendwie zum Meditieren angefangen hat. Und die andere sagt zu der: Na, das ist ja wohl immer noch besser, als wenn der nur so rumsitzt und schweigt …“
    „Der war gut.“
    „Geil eh. Aber sag mal, Alter, findest du nicht, dass wir uns schon die ganze Zeit unterhalten wie die letzten Flachwichser?“, erschrickt Rulpo.
    „Normale Menschen unterhalten sich ganz normal“, befindet Murgy. „Flachwichser, das sind eher die, die nix sagen.“
    Ich sage nichts und nippe an meinem Bier, sie hatten ohnehin aufgehört, mich zur Kenntnis zu nehmen. Entweder ist das ihre Methode, jemandem das Fliegen beibringen und ihn dann links liegenlassen, oder ich hab irgendwelche Erwartungen von ihnen nicht erfüllt. Höchstwahrscheinlich. Sie hatten gedacht, dass sie mit mir Spaß haben würden, und ich stopf Tafil in mich rein. Sitze da und starre vor mich hin. Hab kein Basecap, den Jodel-Seppel mache ich ihnen nicht, vom Schwejk ganz zu schweigen.
    Der Weg der Symbole ist gefährlich, denn er ist einfach und verführerisch. Und besonders einfach und verführerisch ist er für Menschen mit einer lebendigen Phantasie, die am leichtesten einem Irrtum anheimfallen können
. Aus was ist das? Wer könnte das geschrieben haben?
    22 IN DEN FETTGESÄTTIGTEN STOFF DES VORHANGS AM EINGANG VERHEDDERT SICH JEMAND VON AUSSEN. Eine geraume Weile pufft und patscht er von innen dagegen. Schließlich stürzt ein großer Glatzkopf in einem rosa Hemd hervor und verkündet voll Entsetzen, dass draußen offenbar irgendein Ausländer einen Herzinfarkt hatte, ob nicht jemand einen Krankenwagen rufen könnte.
    „Dafür sind wir nicht ausgestattet“, spricht der blondierte Kellner.
    Auf die Besatzung im Lokal senkt sich nichtsdestotrotz ein Schatten des Unmuts. Der Glatzkopf hat unsere automatische Wohlfühlatmosphäre gestört. Jeder von uns ist für einen winzigen Augenblick damit konfrontiert, was mit der Zeit aus ihm geworden ist. Es genügt kurz innezuhalten, und sofort sieht jeder, wie viel Dreck er in sich angesammelt hat. Ausgenommen der Guru mit den vielen Falten, der fasziniert seine von einer gehörigen Menge blitzender Ringe gesäumten Handflächen betrachtet.
    Ich schweige mit ihnen, die Batterie ist leer.
    Der Mann dreht sich um und verschwindet.
    Murgy schiebt sich die Mütze in den Nacken, steht auf und geht ihm hinterher nach draußen. Nach längerer Zeit kommt er wieder und setzt sich zurück auf seinen Platz.
    „Und?“, fragt Rulpo, froh, dass er seinen Kumpan wiederhat.
    „Zweimal bin ich da ringsrum, da ist nirgends was.“
    Sie fangen wieder an zu reden. Bringen ihr Laufrad in Schwung und wetzen und hecheln.
    Ich nehme eine Zeitschrift aus dem Ständer und blättere darin.
Russland mit Georgien im Krieg
, da würde Stalin Augen machen.
Immer weniger Rinder in unseren Dörfern – soziale Schieflage auf dem Land?
Nein, nicht Rinder,
Kinder
.
    Ich bestelle noch ein Bier.
    Auf dem Großbildschirm über der Bar läuft eine Nachrichtensendung. Ein dunkelhaariger Schüler erläutert im Studio völlig entspannt, ja regelrecht mitreißend, wie er den Mord an einer Mitschülerin geplant hat, mit der er ein paar Monate vorher noch zusammen gewesen war, sie hatten sich geliebt. „Warum haben Sie ihr das“, fällt ihm der hysterische Redakteur ins Wort. „Aus Langeweile“, sagt der Junge, den Blick nach innen gerichtet, erinnert er sich daran, wie ihm der Einfall dazu kam. Er hat ihr mit einem Rohr einen Schlag versetzt, das hatte nicht genügt, also hat er ihr was abgeschnitten. Im Wald hinter dem Neubauviertel. Dann hat er ihr noch was abgeschnitten. Ein Stück, das ihm gefiel, hat er sich aufgehoben, den Rest im Laub verscharrt. Sie haben ihn gleich geschnappt. Und deswegen knöpft ihn sich jetzt dieser vollgekokste Medienfuzzi mit seinem Katzengesicht vor. Ihn nach den Fakten zu fragen, dazu ist er nicht in der Lage, die hat ihm der Junge von alleine ganz verständlich geschildert. Der Redakteur stülpt als Antwort seine Augäpfel raus und blökt los, Schweiß rinnt ihm in Bächen über die Wangen. „Und was ist mit den Eltern?“, brüllt er. „Weiß nicht“, antwortet der Junge. Man sieht ihm an, dass ihm jedes Einfühlungsvermögen fehlt, trotzdem ist ihm klar, dass es bereits zu dem Leiden gehört, das ihm noch ins Haus steht, hier mit dieser Person an einem Tisch zu sitzen, die

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