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Regelschaltung Jungbrunnen

Regelschaltung Jungbrunnen

Titel: Regelschaltung Jungbrunnen
Autoren: K. H. Scheer
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deine Fachleute, wenn du sie überhaupt hast, ob man eine hyperextreme Richtstrahlbündelung abhören kann, wenn man weiter als hundert Meter vom anvisierten Zielort entfernt ist. Eine Energieortung und Einpeilung des Senders ist dagegen möglich. Ich weiß also nicht, was mein Doppelgänger gesprochen hat. Ich kann es mir jedoch denken. Wenn meine Informanten in der Washingtoner GWA-Zentrale schneller gearbeitet hätten, wäre der von langer Hand vorbereitete Einsatz ins Wasser gefallen. Hast du dir überlegt, warum Quasimodo angeblich erschossen wurde?«
    »Woher wollen Sie das wissen, wenn Sie die Nachrichten nicht abhören konnten?«
    Allison hielt die Luft an. Hannibal stand immer noch schaltbereit vor den Kontrollen.
    Ich stieß einige undefinierbare Toterlaysche Laute aus. Es klang wie des Knurren eines gereizten Hundes.
    »Habe ich soeben nicht meine Informanten erwähnt? Hat Kalhohr nicht ebenfalls davon gesprochen? So lautete jedenfalls mein Auftrag an ihn! Die Aktionen gegen die GWA, vor allem die Einberufung der Internationalen Konferenz, sollten vorübergehend eingestellt werden. Ist dir das nicht bekannt?«
    »O doch, Kalhohr war zuverlässig. Unter Berücksichtigung der letzten Ereignisse erscheint Ihr Wunsch verständlich. Wenn Sie nicht Toterlay sind, dürfte es Ihr vordringlichstes Anliegen sein, unsere Aktionen gegen die GWA zu mildern oder einzudämmen.«
    Es wurde höchste Zeit, das auf gefährliche Bahnen geratene Gespräch abzubrechen. Das fühlten auch meine Mitarbeiter.
    Kenji Nishimura ergriff das Wort. Er kam näher und erhob die Hand.
    »Eh?«
    »Sir, wenn Sie mir eine Anmerkung gestatten wollten, wäre ich dankbar.«
    »Rede! Was ist?« fuhr ich ihn an.
    »Die Lady scheint nicht begriffen zu haben, daß ein falscher Toterlay, also ein Beauftragter der GWA, ganz anders handeln würde, wenn er über die Macht verfügte wie Sie. Eine weitere, logische Schlußfolgerung ist ebenfalls unbeachtet geblieben. Sie deuteten es bereits an. Quasimodo wurde von dem verräterischen Doppelgänger deshalb als tot bezeichnet, weil die Herstellung einer entsprechenden Maske zu schwierig war. Vor allem die Nachahmung seines Stimmumfangs wäre auf unüberbrückbare Schwierigkeiten gestoßen. Das wird auf dem Mond nicht begriffen.«
    Ich lachte laut.
    »Ein kluger Bursche, unser Kenji Nishimura. Kennt man ihn, Luderchen? Wenn nicht, wäre das eine große Bildungslücke.«
    »Dr. Dr. Kenji Nishimura ist uns bekannt. Die Überprüfung seiner Person ergab schon vor Wochen, daß er tatsächlich zu Professor Toterlay gestoßen ist.«
    »Herrlich! Und Dr. Framus G. Allison ebenfalls. Diese Leute sind also alle nachgeahmt, tragen irgendwelche ominösen Mas ken und spielen hier zusammen mit mir Theater, was? Dein Na me!«
    Die beiden letzten Worte schrie ich jähzornig hervor. Sie fuhr erschreckt zurück. Allmählich verlor sie ihre Selbstsicherheit. Eigentlich waren unsere Gegenbeweise auch erdrückend.
    »Bitte mäßigen Sie sich«, forderte sie erregt. Ihre Augen funkelten wieder stärker. »Ich darf Sie ferner ersuchen, mich zu siezen.«
    »Den Teufel werde ich tun. Dein Name? Deine Funktion? Wieso erlauben die Tölpel rechts und links von dir, daß Toterlay von einem Weib angesprochen wird? Das dulde ich nur in außergeschäftlichen Situationen.«
    »Der andere Toterlay war entschieden höflicher.«
    Ich lachte noch lauter. Hatte Toterlay in seiner wahrscheinlichen Verzweiflung tatsächlich seine alten Angewohnten mißachtet und sie nicht einmal geduzt? Ich fragte danach, und sie bestätigte es.
    Diesmal lachte sogar Nishimura. Einen größeren Gefallen hät te uns der Flüchtling nicht tun können.
    »Merke dir, Püppchen, was dir der einzig wahre Toterlay zu sagen hat. Merke es dir gut! Ich habe noch nie in meinem Leben ein Weib gesiezt, und ich werde es nicht einmal tun, wenn mich die Großmutter des Höllenfürsten bei meiner Einkehr in sein Reich persönlich begrüßt. Lieber gehe ich wieder, klar? Das Gespräch ist beendet, du Närrin. Du bist nicht kompetent genug.«
    »Bitte warten Sie, Professor«, ergriff einer der Männer das Wort. Er trat vor.
    Ich erblickte einen hochgewachsenen, dunkelhaarigen Mann mit edlen Gesichtszügen. So hatte auch Kalhohr ausgesehen. Sei ne Arroganz war unüberbietbar gewesen, bis er keinen Ausweg mehr gefunden hatte. Der Fremde glich ihm in Haltung und Ausdrucksweise, nur schien er wesentlich älter zu sein.
    »Wir, die Berater der Groß-Koordinatorin, waren sofort der
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