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Regenbogen-Welt (German Edition)

Regenbogen-Welt (German Edition)

Titel: Regenbogen-Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alisha Bionda
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Ruhepause gingen sie weiter. Sie waren sich in der
Zwischenzeit darüber einig geworden, dass sie wohl oder übel das Reich des
Todes durchwandern mussten. Und sie wollten sich schleunigst wieder aus
Euronymus’ Dunstkreis fortbewegen. Orientierungslos stolperten sie los.
Euronymus war in einem Tornado entschwunden und hinterließ eine Schneise der
Zerstörung. Inmitten einer rotierenden Luftsäule wirbelte er davon und riss
vereinzelt Bäume mit sich.
    „Das war aber ein Abgang”, brummte Shash. Dahsani nickte wild und
schnoberte mit der Nase im Dreck.
    „Er ist noch lange nicht weg”, entfuhr es Uhura düster. „Er ist
allgegenwärtig.”
    Saha warf der Eule einen wütenden Blick zu. Warum erzählst du uns
nicht, was dich mit Euronymus verbindet?, dachte sie mürrisch. Doch Uhura
machte keine Anstalten. Sie wich Sahas Blick aus. Wirkte unsicher und
zerfahren. Ihre Augen suchten den Horizont ab, als warte sie auf etwas oder
jemand.
    Wartete sie auf Euronymus’ Rückkehr?
     

     
    Dunstige, eierschalenfarbene Wolken bedeckten den Himmel. Machten
ihn milchig-schmutzig. Mit grimmiger Entschlossenheit bewegte sich die kleine
Gruppe weiter. Und mit jedem Schritt wuchs ihr Entsetzen. Stumm nahmen sie die
Anzeichen wahr, die dieser Teil der Fünften Welt für sie bereithielt. Um sie
herum starb alles. Die Bäume faulten schlammbraun vor sich hin, Gräser gaben
vertrocknet ein trauriges Bild ab und zwischen den Tieren herrschte derartige
Aggressivität, dass sie sich ständig Kämpfe lieferten. Der Tod war ihnen nahe,
war überall um sie herum. Er war momentan alles, was sie hatten.
    Das Dach des Träumenden Waldes warf lange Schatten. Ishtar
blickte sich um. Er verachtete die Ignoranz des Tötens. Auch das machte ihn
menschlich.
    Sahas Selbstverachtung hingegen wuchs mit jedem Schritt, den sie
machte, und jedem Atemzug, der ungenutzt verstrich. Jede Sekunde, in der sie
nichts gegen das Töten um sie herum unternahmen. Selbst der Wind blies rau und
kalt. Zeigte so seine Missbilligung.
    „Ich kann das nicht mehr mit ansehen”, entfuhr es Shash barsch.
    Barb betrachtete ihn lächelnd. Das rote Volk – ihr Volk – nannte
Shash und seinen Clan ‘die großen Brüder aus dem Wald’. So brummig und
griesgrämig, wie er sich so manches Mal gab, so gutherzig war er auf der
anderen Seite. Barb kannte kein faszinierenderes Tier als ihn. Ein Schmunzeln
huschte beim nächsten Gedanken über ihr Gesicht. Saha hatte Shash einmal
Meister Petz genannt und sowohl sie, als auch Barb konnten sich nicht erklären,
woher Saha diesen Ausdruck hatte.
    Sie durchschritten das Tal des Todes. Hier hatte Euronymus ganze
Arbeit geleistet. Die Baumstämme waren tiefschwarz und wie nach einem großen
Feuer verkohlt. Auch das Laub war dunkel versteinert. Den Boden bedeckte eine
teerartige Substanz, und die Wolken am Himmel zeigten sich schiefergrau und hingen
traurig herab. Die Luft machte das Atmen schwer, so sauerstoffarm war sie.
    Ishtar fasste sich an die Brust und verzog bekümmert das Gesicht.
„Ich ertrage das alles nicht mehr”, sagte er.
    Saha fuhr zu ihm herum. Sie hatte noch nie so viel Angst in seiner
Stimme gehört.
    Er bemerkte zwar ihren Blick, sprach jedoch unbeirrt weiter. „Wir
kommen nie mehr aus diesem verfluchten Reich heraus!”
    „Ishtar!” Saha konnte es kaum fassen. Sie erkannte den Mann an
ihrer Seite nicht wieder. Er war immer derjenige gewesen, der alles
wissenschaftlich gesehen hatte, der nie den Mut verloren und ihnen gut
zugesprochen hatte, wenn sie verzweifelt gewesen waren und aufgeben wollten.
Aber nun war in seiner Stimme nichts Beruhigendes mehr, nichts Aufmunterndes.
Nur noch blanke Angst. Und wenn sie alle ehrlich gewesen wären, hätten sie
zugegeben, dass es ihnen ebenso ging.
    Sie hatten ihr Selbstvertrauen verloren.
    Saha blickte sich vorsichtig um. Es war eindeutig. Hier waren die
Mächte des Bösen am Werk. Immer wieder rief sie sich Uhuras Worte in den Sinn,
dass das Böse in dieser Welt nur dann Bestand habe, wenn ihre Schwächen es
nährte.
    „Wir müssen uns Euronymus widersetzen. Er wird nur durch unsere
Schwächen stark. Denkt an Uhuras Worte”, entfuhr es ihr.
    „Saha hat Recht”, pflichtete ihr Maiitsoh bei. Der Große Wolf
kämpfte die düstere Woge der Angst in sich nieder.
    Und da war es wieder. Dieses Gesicht ohne Körper. Diese
gestaltlosen Augen, die ihnen überallhin folgten. Sie funkelten voll
spöttischer Belustigung. Euronymus schien ungeheuren Spaß zu haben, mit

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