Regenprinzessin (German Edition)
Morgenmantel über und ging über den Flur zu Saras Zimmertür. Vorsichtig klopfte ich an.
„Ja bitte?“, fragte Sara hinter der Tür. Ich drückte die Klinke herunter und steckte meinen Kopf durch den Türspalt. Sie stand mitten im Zimmer und schien aufzuräumen. In einer Hand hielt sie einige Bücher, in der anderen Geschirr.
„Hast du einen Moment Zeit für mich?“, fragte ich sie.
„Oh, Ihr seid es, Prinzessin. Natürlich kommt nur herein.“ Sie lächelte und deutete mit der freien Hand zu dem Sessel in der Ecke des Zimmers. „Setzt Euch doch bitte.“
Ich trat ein und ging zu dem mir gewiesenen Platz, währenddessen stellte Sara die Bücher in das Regal an der Wand. Teller und Tasse stellte sie auf den winzigen Beistelltisch darunter. Danach ging sie zu ihrem Bett und setzte sich. Erwartungsvoll blickte sie zu mir herüber.
„Was kann ich für Euch tun?“
Oh Himmel, ich hatte mich zwar entschlossen, sie zu befragen, aber leider hatte ich vergessen mir zu überlegen, wo ich anfangen sollte. Ich nestelte an der Schleife meines Morgenmantels und legte mir die richtigen Worte zurecht. Als ich wieder aufblickte hatte sich eine Spur Verunsicherung in Saras Züge geschlichen, vermutlich ausgelöst durch mein Schweigen. Ich atmete tief durch und begann.
„Ich muss gestehen, dass es mir etwas peinlich ist, aber die Ereignisse des Tages haben mir gezeigt, dass ich zu wenig informiert bin.“
Sara sah verblüfft aus.
„In welcher Hinsicht informiert?“, fragte sie mich langsam.
„Ich weiß nicht mehr was am Hof vor sich geht. Ich habe mich nicht darum gekümmert und nun den Überblick verloren. Es gibt Leute, die wie selbstverständlich durch das Schloss gehen und ich habe sie noch nie bewusst gesehen. Heute Abend habe ich feststellen müssen, dass ich mir meine Unwissenheit nicht länger leisten kann.“, ich seufzte bevor ich weiter sprach. „Kannst du mir helfen?“
Sara war immer noch verblüfft, doch auf eine Art auch fröhlich. Hoffnung keimte in mir, sie würde mir erzählen, was ich wissen wollte.
„Aber natürlich helfe ich Euch, Majestät.“, sagte sie lächelnd. „Kurz gesagt, Ihr wollt, dass ich Euch über den aktuellen Klatsch informiere?“ fragte sie mit einem neckenden Tonfall.
„Nun, wenn du es so nennen willst, ja, das möchte ich.“, sagte ich leicht verunsichert. Hoffentlich würde sie nicht zu weit ausholen, aber würde ich sie gleich zu dem Thema lenken, das mich interessierte und bei den anderen abwinken, wäre es nur noch verdächtiger.
Sara sprang auf und klatschte in die Hände.
„Gut, wir fangen sofort an, aber zuvor mache ich uns noch eine Kanne Tee. So plaudert es sich doch besser.“, sagte sie zwinkernd.
Rasch ging sie in das Nebenzimmer in ihre kleine Kochnische. Während sie mit allerhand Dingen klapperte, saß ich weiterhin im Sessel und dachte an das bevorstehende Gespräch. Hoffentlich würde es so ausgehen, wie ich es mir wünschte.
Kurze Zeit später kam Sara mit einem Tablett zurück und stellte es auf das kleine Tischchen vor mir ab. Sie nahm die Kanne, die beiden Tassen sowie einen kleinen Teller mit Keksen herunter und schenkte mir ein. Dann zog sie sich einen Stuhl heran und setzte sich mir gegenüber, erwartungsvoll schaute ich sie an.
„Also, was möchtet Ihr wissen?“
Keine leichte Frage.
„Nun, was ist denn das interessanteste Thema im Moment?“, gab ich zurück. Jetzt hatte sie wieder die Gesprächsführung und ich konnte abwarten, was sie mir erzählte.
„Hm, lasst mich das kurz abwägen.“, sagte sie zögerlich und tippte sich mit dem Zeigefinger nachdenklich gegen die Unterlippe. „Das aktuell interessanteste Thema wäre wohl Sir Van.“, sagte sie wenig später.
Damit hatte ich nicht gerechnet, aber wie praktisch das doch war, so konnte ich mir die Umwege sparen.
„Was macht ihn denn so interessant?“
„Die Damen, die hinter ihm her sind.“, sagte Sara kichernd.
Oh nein, also doch ein Aufschneider und Weiberheld.
„Aber was noch interessanter ist, ist die Tatsache, dass er nicht darauf eingeht, obwohl er keine Partnerin zu haben scheint. Er ist sehr höflich zu ihnen aber macht keiner Hoffnungen wie man hört.“ Sie machte eine Pause, um einen Schluck Tee zu trinken.
„Mich wundert es, dass du das alles weißt.“, sagte ich anerkennend.
„Oh, das ist gar nicht so schwer.“, sagte sie schmunzelnd. „Das Personal weiß doch schließlich alles, was in diesen Mauern vor sich geht.“
„Was zugleich
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