Regenprinzessin (German Edition)
handeln.“
Sein rechter Mundwinkel zuckte leicht nach oben. „Und halt dich nicht zurück.“
„Ich denke gar nicht daran.“
Jetzt lächelten wir beide. Van war bis auf seine Handschuhe ebenfalls wieder vollständig bekleidet. Er hielt einen in der Hand, doch vom zweiten war nichts zu sehen. Van folgte meinen Augen. „Ich kann den anderen nicht finden, dabei muss er hier irgendwo sein.“ Suchend ließ er seinen Blick durch das Zimmer schweifen.
„Ich helfe dir suchen, weit kann er nicht sein.“ Ich wollte zum Bett gehen und die zerwühlten Laken durchstöbern, aber Van hielt mich zurück.
„Such ihn später. Du musst jetzt gehen, das ist wichtiger.“
„Na schön, ich suche ihn sobald ich wieder hier bin.“
Van zog mich in seine Arme und hielt mich eine Weile einfach fest. Mit einem Kuss auf die Stirn gab er mich wieder frei und lächelte traurig zu mir herunter. „Ich muss gehen.“, sagte er seufzend. „Auch wenn ich nicht will.“, fügte er leiser hinzu.
„Wir wissen beide, dass es nicht anders geht in unserer momentanen Lage, aber vielleicht habe ich schon bald gute Nachrichten für dich.“
„Das wäre schön.“
Van wandte sich zum Geheimgang hinter dem Wandteppich um, doch bevor er hindurch trat, küsste er mich zum Abschied. „Ich liebe dich, Gianna.“
„Ich liebe dich auch.“
Dann drehte er sich um und schlüpfte durch die Öffnung in der Wand. Einen Augenblick sah ich ihm nach, obwohl der Teppich längst wieder an seinen Platz gerutscht war.
Ich machte mich auf den Weg nach nebenan. An meinem Frisiertisch blieb ich stehen und warf einen Blick in den Spiegel. Meine Haare waren das reinste Chaos. Ich ergriff meine Bürste und zog sie mir schnell durch das Haar. Es war nicht perfekt, doch es würde reichen.
Das Schloss war nahezu leer, die meisten Menschen schliefen noch oder hatten bereits zu tun. Da mich niemand aufhielt, kam ich schnell voran. Ich durchschritt den Thronsaal und hielt auf den kleinen Speisesaal zu. Ich öffnete die Tür und trat ein. Wie gehofft war bisher nur mein Vater anwesend, wie immer in Papiere vertieft. Als er die Tür hörte, schaute er auf und war überrascht, mich so früh zu sehen. Doch schnell wurde aus der Überraschung Argwohn. Er hatte die violetten Flecken an meinen Armen entdeckt.
Wir hielten uns nicht mit Begrüßungen auf.
„Was ist geschehen?“, fragte er.
„Mein Verlobter“, ich würgte das Wort hervor und mein Tonfall ließ es eher wie eine üble Beleidigung klingen, „hat gestern Abend versucht mich im Flur zu vergewaltigen.“
Meinem Vater quollen die Augen aus den Höhlen. „Er hat was?!“
Also erzählte ich ihm die ganze Sache, verschwieg jedoch Vans Anwesenheit. Die Gesichtsfarbe meines Vaters wechselte während meiner Geschichte von dunkelrot zu weiß und wieder zurück. Zwischendurch war er von seinem Stuhl aufgesprungen und nun stand er mir schwer atmend gegenüber. Ich holte tief Luft, sobald ich geendet hatte.
„Du kannst doch unmöglich wollen, dass ich diesen brutalen Mistkerl heirate.“, presste ich mürrisch hervor.
Vater schritt durch das Zimmer und fuhr sich durch die schütteren Haare. „So solltest du nicht über deinen Verlobten sprechen.“, sagte er ohne zu mir aufzusehen.
Bitte was? Seine Worte hatten die gleiche Wirkung als hätte er mich geschlagen.
„Hast du mir eben zugehört?“ Ich versuchte mich zusammenzureißen, doch ich verlor gerade die Beherrschung und konnte nichts dagegen tun.
„Ja, habe ich.“ Er blieb stehen und sah mich endlich wieder an.
„Du willst doch nicht an dieser lächerlichen Verlobung festhalten oder was willst du mir damit sagen?“
„Doch, genau das.“ Sein Blick war unergründlich und seine Miene spiegelte eine seltsam verstörende Mischung aus Wut und Trauer wider.
„Warum?“
„Weil ich ihn dir ausgesucht habe.“, sagte Vater ruhig.
Mir blieb der Mund vor Empörung offen stehen, aber bevor ich eine Erwiderung fand, keimte ein schrecklicher Verdacht in mir auf und ich schnappte geräuschvoll nach Luft.
„Du planst das seit Monaten.“ Meine Stimme war nur ein leises Hauchen. Plötzlich machte alles Sinn. „Deswegen waren sie alle hier gewesen. Ansen, Timur und all die anderen.“ Ich sprach mehr zu mir selbst als zu meinem Vater, der mich still beobachtete. „Bitte sag mir, dass ich mich irre und du mich nicht an den Höchstbietenden verschachert hast.“ Ich stand kurz davor in Tränen auszubrechen und konnte sie kaum zurückhalten.
In diesem
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