Regina schafft es doch
sie in Rosa und Grün ausgeführt. Sie muß in allen Farben vorliegen, für alle Kleider und Kostüme.“
Sie nahm Regina die „Jungfrau“ aus der Hand.
„Fein, daß du sie gut findest. Ja, siehst du, das ist vielleicht der Grund, daß ich diese ganze Arbeit überhaupt aushalte. Ab und zu mache ich etwas, was ich selber anständig und gelungen finde, wende Mühe daran – und weiß so genau wie nur einer: alle, die sie kaufen, haben keinen, Schimmer davon, daß es fast ein kleines Kunstwerk ist. Nun, Schluß damit, Regina. Wir kamen von diesen blöden Fischen ab. Und diesem verwünschten Krebs. Ich muß wohl eben mal ‘rauflaufen und das ,Tierleben’ holen – da muß doch ein Krebs drin abgebildet sein. Ach was, ich mach jetzt mal ‘ne kleine Pause – komm mit ‘rauf, dann bitten wir Mami um eine Tasse Tee!“
Katrin stand auf und ging in einen Nebenraum, wo ein junges Mädchen saß und Gipsformen mit Ton auslegte.
„Nimm zuerst die Elefanten“, sagte Katrin zu ihr. „Mit den Muscheln eilt es nicht so sehr. Wie steht es mit den Stiefmütterchen? Ich glaube tatsächlich, die sind jetzt trocken genug, ich kann sie wohl verglühen. Mal sehen, ob ich sie in den Ofen noch ‘reinquetschen kann, mit den anderen zusammen. Aber, Birgit, Elefanten sind die Hauptsache. Elefanten in ganzen Herden!“
Birgit war ein sechzehnjähriges junges Ding, das treu und brav Ton in Formen drückte, wenn es nicht gerade dasaß und Unterglasur auftrug. Sie brachte ihren Lohn auf die Sparkasse für eine spätere Ausbildung. Denn Birgit wollte auch Keramikerin werden.
Katrins Werkstatt lag im Keller ihres Häuschens. „Arme Mami, sie hat jetzt keinen Abstellraum und keine Vorratskammer mehr“, lachte Katrin. „Aber das tägliche Brot geht ja allem vor! – Komm, wir begeben uns in die oberen Gemächer.“
Die Sonne strömte durch das Wohnzimmerfenster, das voller Blumen stand. Sie schien auf alte, ein wenig verblichene, aber gemütliche Möbel. Die Stube war von einem wundersamen Frieden erfüllt.
„Sieh mal an, Regina! Wie nett, dich wiederzusehen. Wollt ihr Tee haben oder Kaffee?“
„Tee, Mami, bitte“, sagte Katrin. „Hast du noch etwas von deiner Sandtorte?“
„Nicht die, von der du redest“, lachte die Mutter. „Aber ich habe eine neue gebacken. Setzt euch und verschnauft euch ein bißchen, Mädels. Was ist das doch für eine Hitze! Jetzt kriegt ihr gleich euren Tee.“
„Du, Katrin – mein ,Füllen’ ist gestern verkauft worden“, sagte Regina.
„Schon? Wie schön! Weißt du, wer es gekauft hat?“
„Ja. Ich habe den Käufer zufällig im Laden getroffen. Und denk dir, er hat auch noch einige andere Sachen gekauft – das ,Bärenjunge’ und das ,Reh’ und das ,Mädchen mit Korb’.“
„Das ist ja herrlich. Wer ist denn dieser intelligente und sympathische Kunstkenner?“
„Er heißt Eimer. Du weißt, Eimers Bäckerei und Konditorei und Brotfabrik.“
„Ach nein, der? Der ist mir ein Begriff. Jung und sieht gut aus, und ist sehr charmant, nicht wahr?“
„Sieht gut aus und ist charmant, ja; aber jung ist er nicht gerade. Er ist mindestens sechzig.“
„Dann muß es der Papa sein. Ja natürlich, klar. Der Sohn kann es sich bestimmt noch nicht leisten, schon Kunst zu kaufen.“
„Von einem Sohn weiß ich nichts.“
„Ja, doch, es gibt einen, das weiß ich. Aber woher eigentlich… verflixt noch mal – halt, jetzt hab’ ich’s! Krüger!“
„Krüger?“
„Ja, Krüger. Der Eisenwarenhandel. Frau Krüger ist mit Mami im Sanitätsverein, ich sehe sie hin und wieder dort. Und sie erwähnte mal irgend etwas von Gert Eimer, der ist viel mit ihrer Tochter zusammen, der Annette Krüger, weißt du.“
„Ach so. Nun, der Vater interessiert mich auf alle Fälle mehr, zum mindestens, so lange er meine Terrakottafiguren kauft.“
„Er soll nur so weitermachen! Das ist ja ein prächtiger Mensch. Du sollst mal sehen, das ,Mädchen mit der Katze’ landet eines Tages auch noch bei ihm.“
„Das sollte mir schon recht sein. Aber, Katrin, ich muß jetzt endlich wieder nach Hause.“
„Nach Hause und Kunst hervorbringen?“
„Nein, nach Hause und den Fußboden scheuern und Staub wischen, ich habe den ganzen Vormittag an dem ,Fackelträger’ gearbeitet und alles stehen- und liegenlassen. Und außerdem muß ich ein Kleid bügeln, und mein Haar sieht auch furchtbar aus.“
„Na gut. Und ich tauche in die Unterwelt hinab zu meiner persönlichen Form von Kunst. Tschüs, Regina, kommst du
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