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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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abwarten sollte, einfach abwarten. »Nicht schießen!« rief eine Stimme aus dem Wirrwarr der Schatten links vor ihnen. Es war eine Stimme, die Johnny kannte. »Wir sind Freunde, also bleiben Sie ganz ruhig, ja?«
    »Doc?« Johnny, der sein Ende von Jim Reed beinahe fallengelassen hätte, hielt ihn trotz schmerzender Arme und Schultern weiter fest. Bevor die Geräusche ertönt waren, hatte er an etwas aus Griff in den Staub gedacht. Die Leute wurden schwerer, sobald sie gestorben waren, hatte Faulkner geschrieben. Es war, als wäre der Tod die einzige Möglichkeit, durch die der dumme Dieb Schwerkraft seine Existenz unter Beweis stellen konnte. »Doc, sind Sie das?«
    »Ja.« Zwei Gestalten tauchten aus dem Dunkel auf und kamen vorsichtig auf sie zu. »Ich hab mich ganz gemein an einem gottverdammten Kaktus gestochen. Was haben Kakteen in Ohio zu suchen?«
    »Ausgezeichnete Frage«, sagte Johnny. »Wer ist das da bei Ihnen?«
    »Audrey Wyler von gegenüber«, antwortete eine Frau. »Können wir jetzt bitte diesen Wald verlassen?« Plötzlich wußte Johnny, daß er sein Ende von Jim Reed unmöglich bis zum Haus der Carvers tragen konnte, geschweige denn Brad helfen, ihn über den Zaun zu heben. Er sah sich um. »Steve? Könnten Sie mich eine Weile ablö-« Er verstummte und dachte an Steves Tanz mit dem Picassoschen Berglöwen. »Scheiße, Sie können nicht, oder?« »O Go ... ott.« Tom Billingsleys Stimme machte aus einer Silbe zwei, bei der zweiten brach sie wie die eines Teenagers. »Welcher Bruder ist das?«
    »Jim«, sagte Johnny. Dann, als sich Tom neben ihn stellte: »Das können Sie nicht, Tom. Sie bekommen einen Schlag oder so was.«
    »Ich helfe Ihnen«, sagte Audrey und trat neben sie. »Kommen Sie, gehen wir.«
10
    Steve sah, daß der alte Tierarzt und die Frau von gegenüber den Weg an derselben Stelle betreten hatten wie er und Entragian. Ein Rinderschädel war halb im Boden vergraben, wo die weggeworfenen Batterien gelegen hatten, und die Chipstüte war einem rostigen alten Hufeisen gewichen, aber die Verpackung der Baseballkarten war noch da. Steve bückte sich, hob sie auf und hielt sie ins Mondlicht. Tolle Karten. Albert Belle mit dem Schläger hinter dem Kopf und einen raubtierhaften Ausdruck in den Augen. Steve fiel etwas Seltsames auf: Dies schien der Anachronismus zu sein, nicht die Kakteen oder der Rinderschädel oder die Mißbildung einer Katze, die in der Schlucht gelauert hatte. Und wir, dachte er. Vielleicht sind wir jetzt die abnormalen. »Woran denken Sie?« fragte Gynthia. »An nichts.«
    Er ließ die Verpackung aus den Fingern fallen. Auf halbem Weg zum Boden wurde sie plötzlich breiter, blähte sich wie ein Segel, und die Farbe wechselte von einem möglichen Hellgrün (es war im Mondschein schwer zu sagen) zu grellweiß. Er keuchte. Cynthia, die sich umgedreht und den Weg hinter ihnen kontrolliert hatte, wirbelte hastig herum. »Was?« »Haben sie das gesehen?« »Nein. Was?«
    »Das.« Er bückte sich und hob es auf. Die Baseballkartenverpackung war jetzt ein Stück rauhes Papier. Ein Schurke mit Stoppelbart und umwölkten, leicht verstörten Augen war darauf abgebildet. GESUCHT, schmetterte das Plakat. MORD, BANKRAUB, EISENBAHNÜBERFALL, DIEBSTAHL VON RESERVATEIGENTUM, BELÄSTIGUNG UND EINSCHÜCHTERUNG, VERGIFTEN VON STÄDTISCHEN BRUNNEN, VIEHDIEBSTAHL, PFERDEDIEB STAHL, ERSCHLEICHEN VON SCHÜRFRECHTEN. Das alles über dem Bild. Darunter in großen schwarzen Druckbuchstaben der Name des Schurken: JEBEDIAH MURDOCK. »Ich fasse es nicht«, sagte Cynthia leise. »Was meinen Sie?«
    »Das ist kein Verbrecher, das ist ein Schauspieler. Ich hab ihn schon im Fernsehen gesehen.«
    Steve schaute auf und sah, daß die anderen weitergegangen waren. Er nahm Cynthia an der Hand und folgte ihnen hastig.
11
    Tak schwebte im Türbogen zwischen Kinder- und Wohnzimmer, so daß Seths schmutzige Zehen kaum den Boden berührten. Seine Augen waren glänzend und fiebrig; es zwang die Lunge des Jungen zu raschen, abgehackten Zügen. Seths Haare standen ab, nicht nur auf dem Kopf, sondern am ganzen Körper. Jedesmal, wenn der feine Flaum des Körperhaars an die Wand kam, ertönte ein leises knisterndes Geräusch. Die Muskeln des Jungen schienen nicht nur zu zittern, sondern zu schlottern.
    Der Tod des Cops hatte Tak aus seinem Fernsehtran gerissen, und es hatte die Essenz des Cops hastig und instinktiv in sich aufgesogen und war dabei bis an die Grenzen seiner Reichweite gegangen ... und dann darüber

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