Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
davon darauf zu sehen. Aber man konnte ihn trotzdem erkennen. Erinnern Sie sich, wie ich sagte, daß er nacheinander mit dem Finger auf die Bilder getippt und gesagt hatte: »Da ist sie! Da ist sie! Da ist die Mine, die Silbermine?« Wir dachten, er hätte von der Grube gesprochen, weil sie auf den Bildern zu sehen war. Aber mit meiner Lupe konnte ich die Fingerabdrücke sehen, die er auf den Hochglanzfotos hinterlassen hatte. Jeder war auf der Südseite, wo wir den Schacht freigelegt hatten. Das hatte er sehen wollen, den Schacht, der auf den Bildern nicht einmal zu sehen war, und nicht die Grube. Ich weiß, wie verrückt sich das anhören muß, aber ich habe nie daran gezweifelt. Seine Fingerabdrücke auf den Fotos - nicht nur auf einem, sondern auf allen sechs - sind der unwiderlegbare Beweis für mich. Ich weiß, vor Gericht käme ich nicht damit durch, aber das ändert nichts an meiner Überzeugung. Es ist, als hätte etwas in der Mine gespürt, daß er auf dem Highway vorbeifuhr, und ihn gerufen. Und von allen Fragen, die ich habe, ist möglicherweise nur eine wichtig: Ist mit Seth Garin alles in Ordnung? Ich würde Garins Schwester schreiben und sie fragen, und ich hatte ein- oder zweimal sogar schon den Füller in der Hand, aber dann fiel mir ein, daß ich gelogen hatte, und eine Lüge kann ich nur schwer zugeben. Außerdem - will ich wirklich einen schlafenden Hund wecken, der, wie sich möglicherweise herausstellt, große Zähne hat? Ich glaube nicht, aber ...
    Vielleicht sollte es mehr zu sagen geben, aber es gibt nichts mehr. Alles läuft immer wieder auf das Grinsen hinaus. Mir gefällt nicht, wie er gegrinst hat. Das ist meine wahre Schilderung dessen, was sich zugetragen hat. Herrgott, wenn ich nur wüßte, was ich gesehen habe!
     

Kapitel 11
1
    Doc war der erste, der über den Zaun der Carvers kletterte. Er überraschte alle (einschließlich sich selbst) damit, daß er mühelos hinüberkletterte und sich nur einmal von Johnny schubsen lassen mußte, damit er in die Gänge kam. Oben hielt er eine oder zwei Sekunden inne und plazierte die Hände, wie es ihm am angenehmsten war. Brad Josephson fand, daß er im Mondlicht wie ein magerer Affe aussah. Er ließ sich fallen. Ein leises Grunzen ertönte von der anderen Seite des Zauns.
    »Alles klar, Doc?« fragte Audrey.
    »Sicher«, sagte Billingsley. »Klar wie Kloßbrühe. Oder nicht, Susi?«
    »Ja«, stimmte Susi Geller nervös zu. Dann, durch den Zaun: »Mrs. Wyler, sind Sie das? Wo kommen Sie denn her?« »Ich glaube, das spielt im Augenblick keine Rolle. Wir müssen -«
    »Was ist da draußen passiert? Geht es allen gut? Meine Mutter hat einen Koller. Einen schweren.« Geht es allen gut. Das war eine Frage, die Brad nicht beantworten wollte. Alle anderen auch nicht, wie es aussah. »Mrs. Reed?« fragte Johnny. »David als nächster, dann Sie?«
    Cammie maß ihn mit einem trockenen Blick, dann drehte sie sich zu Dave um. Sie murmelte ihm wieder etwas ins Ohr und strich ihm dabei über das Haar. Dave hörte mit gequälter Miene zu, dann murmelte er gerade so laut zurück, daß Brad es hören konnte: »Ich will nicht.« Sie murmelte wieder, diesmal mit mehr Nachdruck. Gegen Ende verstand Brad die Worte dein Bruder. Diesmal streckte Dave die Arme aus, hielt sich am Zaun fest und schwang sich gekonnt auf die andere Seite. Er machte es, soweit Brad sehen konnte, ausdruckslos, abgesehen von der Miene leichten Unbehagens. Cammie kam als nächste, Audrey und Cynthia halfen ihr. Als sie oben saß, streckte ihr Dave hilfreich die Hände entgegen. Cammie ließ sich in seine Arme fallen und hielt sich nicht einmal zur Sicherheit am Zaun fest. Brad hatte eine Ahnung, als wäre ihr ein Sturz im Augenblick sogar recht gewesen. Vielleicht sogar ein gebrochenes Genick. Warum hast du uns hier rausgeschickt, Ma? hatte der Junge gebrüllt und wahrscheinlich gespürt, daß sein eigener Eifer, zu gehen - und der von Jim - für sie nie als mildernder Umstand gelten würde. Cammie würde immer sich selbst die Schuld geben, und er würde ihr wahrscheinlich nie widersprechen. »Brad?« Das war eine Stimme, die er wirklich gern hörte, wenn auch selten so leise und besorgt. »Bist du da, Lieber?« »Ich bin hier, Bee.« »Alles klar?«
    »Bestens. Hör zu, Bee, und flipp nicht aus. Jim Reed ist tot. Entragian von unten an der Ecke auch.« Ein Stöhnen ertönte, dann schrie Susi Geller Jims Namen, immer und immer wieder. In Brad, der emotional wie körperlich erschöpft war,

Weitere Kostenlose Bücher