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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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fleischiges Platschen ertönte, und ein kleines Stück entfernt (auf der Veranda der Carvers, vermutete Brad) stieß Susi Geller wieder einen kurzen Schrei aus.
    Johnny sah ihn an, und Brad war fast überzeugt, daß der Mann lächelte. »Sieht so aus, als hätten sie ihn fallenlassen«, sagte Johnny mit leiser Stimme. Er wischte sich mit einem Arm den Schweiß vom Gesicht, dann senkte er den Kopf. Das Lächeln - wenn es überhaupt da gewesen war -war verschwunden. »Uups«, sagte Brad. »Yeah. Uups, verdammt noch mal.«
    »He, Doc!« rief Cynthia mit leiser Stimme. »Fangen Sie! Keine Bange, ist gesichert!« Sie hob die .30-06, Kolben voraus, und stellte sich auf die Zehenspitzen, damit sie das Gewehr über den Zaun stoßen konnte. »Hab es«, sagte Billingsley. Dann, mit leiserer Stimme: »Diese Frau und ihre verblödete Tochter sind endlich ins Haus gegangen.«
    Cynthia kletterte auf den Zaun und schwang sich mühelos auf die andere Seite. Audrey mußte geschubst und an der Hüfte gestützt werden, dann war auch sie drüben. Steve fing als nächster, er benützte die verschränkten Hände von Johnny und Brad als Trittbrett und blieb einen Moment oben sitzen, während er darauf wartete, daß die Schmerzen in seiner verwundeten Schulter nachließen. Als es soweit war, schwang er sich auf die Seite der Carvers über den Zaun und sprang, statt sich langsam hinunterzulassen. »Ich kann da nicht rüber«, sagte Johnny. »Unmöglich. Wenn eine Leiter in der Garage stehen würde -«
    Wu-wu-WUHUUUU!... Wu-wu-WUHUUUUUUUU! Fast direkt hinter ihnen. Die beiden Männer sprangen einander so unbefangen wie kleine Kinder in die Arme. Brad drehte sich um und sah Schemen auf sie zukommen. Jeder Schemen folgte einem Paar dieser funkelnden, halbkreisförmigen Silberscheiben. »Cynthia!« rief Johnny. »Feuern Sie das Gewehr ab!« Als sie antwortete, klang ihre Stimme ängstlich und unsicher. »Sie meinen, ich soll wieder über den Zaun-« »Nein! Nein! Schießen Sie einfach in die Luft!« Sie feuerte die .30-06 zweimal ab, und die Schüsse hallten peitschend durch die Luft. Der bittere Geruch von Pulverdampf drang zwischen den Zaunlatten hindurch. Die Schemen, die durch den Grüngürtel auf sie zugeschlichen kamen, verharrten. Sie wichen nicht zurück, zögerten aber immerhin.
    »Immer noch außer Puste, John?« fragte Brad leise. Johnny sah zu den Schemen in den Schatten. Ein seltsam zittriges Lächeln umspielte seinen Mund. »Nee«, sagte er. »Ich hatte gerade meinen zweiten Energieschub. Ich ... was machen Sie denn da?«
    »Wonach sieht es aus?« fragte Brad. Er war unmittelbar vor dem Zaun auf Hände und Knie gesunken. »Beeilen Sie sich, Väterchen.«
    Johnny stieg auf seinen Rücken. »Mein Gott«, sagte er, »ich komme mir vor wie der Präsident von Südafrika.« Zuerst schien Brad nicht zu verstehen. Als der Groschen fiel, fing er an zu kichern. Sein Rücken tat höllisch weh, Johnny Marinville schien mindestens fünfhundert Pfund zu wiegen, seine Absätze fühlten sich an, als würden sie Abdrücke in Brads überanstrengter Wirbelsäule hinterlassen, aber er kicherte trotzdem; er konnte nichts dagegen machen. Hier hatte er einen weißen amerikanischen Intellektuellen mit einer Hochschulausbildung von peinlicher politischer Korrektheit - ein Schriftsteller, der einmal in Leonard Bernsteins Haus mit den Black Panthers Partys gefeiert hatte -, der einen Schwarzen als Schemel benützte. Wenn das nicht die Vorstellung war, die ein Liberaler von der Hölle haben mußte! Er überlegte sich, ob er stöhnen und schluchzen sollte: »Beeilen Sie sich, Massa, Sie bringen diesen armen Boy um!« und da wurde sein Kichern zu regelrechtem Gelächter. Er hatte schreckliche Angst, eine der Bestien da hinten im Wald könnte ihm ein Stück von seinem zarten, in die Höhe gestreckten Hintern abbeißen, aber er lachte trotzdem. Ich werde ihm den Refrain von »Old Black Joe« singen, dachte er und heulte selbst wie ein Kojote. Tränen tropften ihm aus den Augen. Er schlug mit der Faust auf den Boden.
    »Brad, was haben Sie denn?« flüsterte Johnny über ihm. »Unwichtig!« sagte er immer noch kichernd. »Gehen Sie bloß von meinem Rücken runter. Herrgott, was haben Sie denn unter Ihren Schuhen? Spikes?«
    Dann verschwand das Gewicht barmherzigerweise. Johnny versuchte grunzend, ein Bein über den Zaun zu schwingen. Brad richtete sich auf, durchlebte wieder einen Augenblick des Schreckens, in dem er einen Hexenschuß befürchtete, dann stemmte er

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