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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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drehte sich mit einem Ausdruck herzzerreißender Bestürzung um. Dann packte der Mann mit dem langen Haar sie am Arm und zog sie in die Kabine. »Auf den Boden, Mädchen, auf den Boden!« herrschte er sie an und beugte sich hinaus, um sich den heulenden Jungen zu packen. Die Hupe des Ryder ertönte einmal kurz; der Fahrer hatte einen turnschuhbewehrten Fuß ins Lenkrad verhakt, damit er nicht kopfüber hinaus -stürzte. Cynthia stieß den roten Leiterwagen beiseite, packte die Rotznase an der Kehrseite seiner Shorts und hob ihn dem Busfahrer in die Arme. Weiter unten an der Straße konnte sie einen Mann und eine Frau hören, die angerannt kamen und die Namen der Kinder riefen. Dad und Mom, vermutete sie, die wahrscheinlich auf der Straße erschossen werden würden wie der Hund und der Zeitungsjunge, wenn sie nicht aufpaßten.
    »Steigen Sie ein!« bellte der Fahrer sie an. Das mußte er Cynthia nicht zweimal sagen; sie kletterte in die überfüllte Fahrerkabine des Busses.
6
    Gary Soderson kam zielstrebig (wenn auch etwas schwankend) mit dem Martiniglas in einer Hand um das Haus herum. Er hatte einen zweiten lauten Knall gehört und fragte sich, ob vielleicht der Gasgrill der Gellers explodiert war. Er sah Marinville, der in den achtziger Jahren reich geworden war, indem er Kinderbücher über einen unmöglichen Helden namens Pat Kitty-Cat geschrieben hatte, mitten auf der Straße stehen, seine Augen abschirmen und bergab sehen.
    »Was geht da vor, Bruder?« fragte Gary und ging zu ihm. »Ich glaube, jemand in dem Lieferwagen da unten hat gerade Cary Ripton getötet und den Hund der Reeds erschossen«, sagte Johnny Marinville mit seltsam tonloser Stimme. » Was? Warum sollte jemand so etwas tun?« »Ich habe keine Ahnung.«
    Gary sah ein Paar - die Carvers, da war er fast sicher -die Straße in Richtung Laden hinunterlaufen, dicht gefolgt von einem stampfenden afroamerikanischen Herrn, bei dem es sich nur um den einzig wahren Brad Josephs on handeln konnte.
    Marinville drehte sich zu ihm um. »Das ist eine schlimme Sache. Ich werde die Cops rufen. Bis dahin würde ich Ihnen raten, von der Straße zu verschwinden.
    Jetzt gleich.«
    Marinville lief den Fußweg zu seinem Haus hoch. Gary schlug seinen Rat in den Wind, blieb, wo er war, sah mit dem Glas in der Hand zu dem Lieferwagen, der mit laufendem Motor unten vor Entragians Haus stand und wünschte sich plötzlich (was für ihn ein ausgesprochen seltener Wunsch war), er wäre nicht ganz so betrunken.
7
    Die Tür des Bungalows 240 Poplar Street wurde aufgestoßen, und Collie Entragian kam herausgestürmt, wie Cary Ripton es immer befürchtet hatte: mit einer Waffe in der Hand. Ansonsten sah er jedoch ganz normal aus - kein Schaum vor dem Mund, keine blutunterlaufenen, glasigen Augen. Er war ein großer Mann, mindestens einsneunzig, und setzte am Bauch ein wenig Speck an, aber im übrigen war er so breit und muskulös gebaut wie ein Linebacker beim Football. Er trug eine Khakihose, aber kein Hemd. Seine linke Gesichtshälfte war mit Rasierschaum eingeseift, und er hatte ein Handtuch über der Schulter hängen. Die Waffe in seiner Hand war eine -38er, bei der es sich gut und gerne um die Dienstpistole handeln konnte, die sich Cary Ripton so oft ausgemalt hatte, wenn er den Shopper bei dem Eckhaus ablieferte.
    Collie richtete seinen Blick auf den Jungen, der mit dem Gesicht nach unten und vom Rasensprenger durchnäßter Kleidung tot in seinem Vorgarten lag (die Zeitungen, die aus seinem Beutel gefallen waren, wurden schon grau und aufgeweicht), und dann auf den Lieferwagen. Er hob die Pistole und klammerte die linke Hand um das rechte Handgelenk. Genau in diesem Augenblick setzte sich der Lieferwagen wieder in Bewegung. Fast hätte Collie trotzdem geschossen, dann ließ er es bleiben. Es gab Leute in Columbus, einige ziemlich einflußreiche Leute, die nur zu gern gehört hätten, daß Collie Entragian auf einer Vorortstraße von Wentworth eine Waffe abgefeuert hatte ... eine Waffe, die er nach dem Gesetz eigentlich hätte abgeben müssen.
    Das ist keine Entschuldigung, und das weißt du, dachte er, drehte sich, als der Lieferwagen anfuhr, und folgte ihm. Schieß! Schieß mit deiner gottverdammten Waffe! Aber er schoß nicht, und als der Lieferwagen nach links in die Hyacinth einbog, sah er, daß hinten kein Nummernschild angebracht war ... und was war mit dem silbernen Ding auf dem Dach? Was, in Gottes Namen, war das gewesen? Auf der anderen Straßenseite rannten Mr. und

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