Regulator: Roman
ich könnte wenigstens Sie überzeugen, da reinzugehen, bis die Polizei eintrifft?« fragte er. »He«, sagte das Mädchen, »kein Problem.« Sie sah ihn argwöhnisch an. »Sie sind doch ein Cop, oder nicht?« Die Carvers zogen ab, Ralph saß mit übereinandergeschlagenen Beinen in seinem Leiterwagen, aber sie waren vielleicht noch nahe genug, daß sie hören konnten, was er sagte ... aber überhaupt, was wollte er tun? Lügen? Wenn du das erst mal anfängst, sagte er zu sich, endest du vielleicht in der Freak Street, ein Ex-Cop mit einer Sammlung von Medaillen im Keller, wie Elvis, und obendrein ein paar extra in der Brieftasche. Nennst dich Privatdetektiv, auch wenn du nie dazu kommst, die Lizenz zu beantragen. In zehn oder fünfzehn Jahren wirst du immer noch große Sprüche klopfen und wenigstens versuchen, Nägel mit Köpfen zu machen, wie eine Frau über dreißig, die Miniröcke trägt und ohne BH herumläuft, um andere Leute (von denen es die meisten sowieso einen Scheißdreck interessiert) davon zu überzeugen, daß ihre Cheerleader-Zeiten noch nicht vorbei sind.
»Ich war einer«, sagte er. Die Verkäuferin nickte. Der Typ mit dem langen Haar sah ihn seltsam an, aber nicht respektlos. »Das mit den Kindern haben Sie gut gemacht«, fügte er hinzu und sah sie an, meinte aber beide. Cynthia dachte darüber nach, dann schüttelte sie den Kopf. »Es war Hannibal«, sagte sie und ging auf den Laden zu. Collie und der alternde Hippie folgten ihr. »Der Kerl in dem Lieferwagen - der mit der Flinte - wollte wirklich auf die Kinder schießen.« Sie drehte sich zu dem Langhaarigen um. »Haben Sie's gesehen? Was meinen Sie?« Er nickte. »Und wir beide hätten nichts tun können, um ihn dran zu hindern.« Sein Akzent war zu gedehnt für den tiefsten Süden. Texas, dachte Collie. Texas oder Oklahoma. »Dann hat ihn der Hund abgelenkt - ist es nicht so gewesen? - und er hat statt dessen ihn erschossen.« »So ist es«, sagte Cynthia. »Wenn Hannibal den Kerl nicht abgelenkt hätte ... nun ... ich glaube, dann wären wir jetzt so tot wie der da.« Sie nickte mit dem Kinn in Richtung von Cary Ripton, der nach wie vor tot und feucht auf Collies Rasen lag. Dann führte sie die anderen in das E-Z Stop hinein.
Aus Movies on TV, herausgegeben von Steven H. Scheuer, Bantam Books:
Kapitel 3
1
Poplar Street, 15. Juli 1996,15:58 Uhr
Augenblicke nachdem Collie, Cynthia und der Langhaarige aus dem Ryder in dem Laden verschwunden sind, fährt ein Lieferwagen an der südwestlichen Ecke von Poplar und Hyacinth vor, gegenüber vom E-Z Stop. Er ist metallicblau mit dunklen, getönten Scheiben. Er hat kein Chromgerät auf dem Dach, aber seine Seiten sind in einer futuristischen Art und Weise verziert und mit Flammenmuster geschmückt, so daß er eher wie ein Explorer Fahrzeug in einem Science-fiction-Film aussieht. Die Reifen sind völlig ohne Profil, so glatt und leer wie die Oberfläche einer frischgeputzten Schultafel. Tief in der Dunkelheit hinter den getönten Scheiben leuchten rhythmisch undeutlich bunte Lichter auf wie Anzeigen an einer Kontrollkonsole. Donner grollt jetzt näher und schärfer. Die sommerliche Helligkeit verblaßt am Himmel; Wolken, purpurnschwarz und bedrohlich, türmen sich von Westen her auf. Sie greifen nach der Julisonne und löschen sie aus. Die Temperatur fällt fast auf der Stelle.
Der blaue Lieferwagen summt leise. Weiter entfernt in dem Block, oben auf dem Hügel, fährt ein weiterer Lieferwagen - in einer hellgelben Farbe, wie eine künstliche Banane - an der südöstlichen Ecke von Bear Street und Poplar vor. Dort bleibt er stehen und summt ebenfalls leise. Der erste wirklich laute Donnerschlag ertönt, gefolgt von der grellen, stotternden Explosion eines Blitzes. Der Blitz spiegelt sich einen Moment in Hannibals rechtem Auge, so daß es leuchtet wie eine Petroleumlampe.
2
Gary Soderson stand immer noch auf der Straße, als seine Frau zu ihm kam. »Was, zum Teufel, treibst du hier?« fragte sie. »Du siehst aus, als wärst du in Trance, oder so.« »Hast du nichts gehört?«
»Was gehört?« fragte sie gereizt. »Ich war unter der Dusche, was soll ich da schon hören?« Gary war seit neun Jahren mit der Lady verheiratet und wußte, daß Gereiztheit die vorherrschende Charaktereigenschaft Marielles war. »Die Kinder der Reeds mit ihrem Frisbee, die hab ich gehört. Ihr verdammter Hund hat gebellt. Donner. Was sollte ich sonst noch hören? Den Norman-Dickersnackle-Chor?« Er zeigte die Straße
Weitere Kostenlose Bücher