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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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jetzt vorbei ist.
    Dann ist Peter da, sieht seine Frau vor Billingsleys Keramikschäferhund liegen und heult los. Das Geräusch zaubert eine frische Gänsehaut auf Johnnys nasse Arme. Peter sinkt neben seiner Frau auf die Knie wie Törtchen Carver neben ihrem Mann, heiliger Strohsack, hat Johnny Marinville wieder einen Rückfall in den Ole-Kozmic-Vietnam-Blues, oder was? Jetzt brauchen wir nur noch Hendrix, der für den Soundtrack »Purple Haze« spielt, denkt er. Peter umarmt seine Frau, und Johnny sieht, wie Gary es mit einer Art starrer Faszination beobachtet und darauf wartet, daß Peter ihren Leichnam in seinen Armen umdreht. Johnny kann Sodersons Gedanken lesen, als würden sie in Leuchtschrift über seine Stirn wandern: Was wird er dazu sagen? Wenn er sie rumdreht, ihre Beine auseinandergleiten, und er sieht, was er sieht, was wird er dazu sagen? Oder vielleicht ist es gar nichts Besonderes, vielleicht läuft sie immer so rum.
    »MARY!« schreit Peter. Er dreht sie nicht um (Gott sei Dank, wenigstens das nicht), hebt aber ihren Oberkörper und richtet sie in eine sitzende Haltung auf. Er schreit wie -der - diesmal kein Wort, überhaupt keinen artikulierten Laut, nur einen Aufschrei fassungslosen Kummers -, als er den Zustand ihres Kopfes sieht, das halbe Gesicht weg, das halbe Haar verbrannt.
    »Peter -« setzt Doc an, und dann zerreißt eine lange Lanze von Elektrizität, die mit dem Regen herabfährt, den Himmel. Johnny wirbelt herum, er ist zwar geblendet, sieht aber noch ausgezeichnet (o ja selbstverständlich jede Wette). Donner kracht über die Straße hinweg, noch ehe der Blitz richtig abgeklungen ist, und zwar so laut, daß Johnny das Gefühl hat, ihm hätten Hände auf die Wangen geklatscht. Johnny sieht den Blitz in das leerstehende Hobart-Haus ein-83 schlagen, das zwischen dem des Cops und dem der Jacksons steht. Er vernichtet den dekorativen Kamin, den William Hobart letztes Jahr angebaut hat, bevor seine Probleme anfingen und er beschloß, es zu verkaufen. Der Blitz setzt auch das Schindeldach in Flammen. Bevor der Donner aufgehört hat, bevor Johnny auch nur dazu kommt, den verbrannten Geruch in seiner Nase als Ozon zu definieren, trägt das leerstehende Haus eine Flammenkrone. Es brennt lichterloh im peitschenden Regen, wie eine optische Täuschung. »Heilige Scheiße«, sagt Jim Reed. Er steht mit Ralphie auf den Armen im Hauseingang der Carvers. Ralphie, sieht Johnny, lutscht wieder am Daumen. Und Ralphie ist (das heißt, neben Johnny selbst) der einzige, der nicht mehr nur das brennende Haus ansieht. Er schaut den Hügel hinauf, und jetzt sieht Johnny, wie seine Augen groß werden. Er nimmt den Daumen aus dem Mund, und bevor er vor Angst zu schreien anfängt, hört Johnny deutlich zwei Worte ... und wieder kommen sie ihm quälend und nervtötend vertraut vor. Wie Worte, die er in einem Traum gehört hat. »Dream Floater«, sagt der Junge.
    Dann fällt die unnatürliche, wächserne Trägheit von ihm ab, als wären die Worte ein Zauberspruch gewesen. Er fängt an zu schreien und windet sich in den Armen des jungen Jim Reed. Jim ist überrascht und läßt den Jungen fallen, der auf dem Hintern landet. Das muß hundsgemein weh tun, denkt Johnny, der in die Richtung geht, ohne auch nur darüber nachzudenken, aber das Kind zeigt keine Anzeichen von Schmerzen, nur Angst. Er starrt immer noch mit aufgerissenen Augen die Straße hinauf, während er hektisch mit den Beinen strampelt und auf dem Hosenboden ins Haus hineinrutscht.
    Johnny, der am Rand der Carverschen Einfahrt steht, dreht sich um und sieht zwei weitere Lieferwagen von der Bear Street einbiegen. Der erste ist bonbonrosa und so stromlinienförmig, daß er Johnny wie ein gigantisches Good 'n Plenty mit getönten Scheiben vorkommt. Auf dem Dach befindet sich eine Radarschüssel, die geformt ist wie ein Valentinsherz. Unter anderen Umständen könnte das niedlich aussehen, jetzt aber wirkt es nur bizarr. Gekrümmte, aerodynamische Aufbauten ragen auf beiden Seiten des Good-'n-Plenty-Lieferwagens heraus. Sie sehen wie Seitenflossen oder gar Stummelflügel aus. Hinter diesem Fahrzeug, das Dream Floater heißen mag, oder auch nicht, folgt ein langes schwarzes Fahrzeug mit einer gewölbten, dunkel getönten Windschutzscheibe und einem giftpilzförmigen, ebenfalls schwarzen Gehäuse auf dem Dach. Dieser ebenholzfarbene Alptraum ist mit zickzackförmigen Chromblitzen geschmückt, die wie kaum verhohlene SS-Abzeichen aussehen.
    Die Fahrzeuge

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