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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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trauriges Gefühl. Seltsam, dachte sie, daß es immer Gerüche waren, die die wehmütigsten Erinnerungen in einem wachriefen.
    »Hallooo!« rief sie mit an den Mund gelegten Händen. Brad packte sie an den Schultern, weil er offensichtlich wollte, daß sie aufhörte, aber sie schüttelte ihn nachdrücklich ab. »Hallooo, Billingsley!«
    »Lassen Sie das, Bee«, sagte Cammie Reed. »Es ist nicht klug.«
    Und was wäre klug? dachte Belinda. Einfach auf dem Küchenboden sitzenbleiben und warten, bis die Kavallerie kommt?
    »Verdammt, machen Sie weiter«, sagte Johnny. »Was kann es schaden? Wenn die Leute, die geschossen haben, noch in der Nähe sind, dürfte es sie nicht nennenswert überraschen, daß wir uns hier verschanzt haben.« Da schien ihm ein Gedanke zu kommen, und er kniete vor der Frau des toten Postangestellten nieder. »Kirsten, hatte David eine Waffe? Vielleicht ein Jagdgewehr oder -« »Er hat einen Revolver in seinem Schreibtisch«, sagte sie. »Zweite Schublade links von der Knieaussparung. Die Schublade ist abgeschlossen, aber der Schlüssel ist in der breiten Schublade ganz oben. Er liegt auf einem Stück grünem Filz.«
    Johnny nickte. »Und der Schreibtisch? Wo ist der?« »Oh. In seinem kleinen Arbeitszimmer. Oben, Ende des Flurs«, sagte sie, während sie die ganze Zeit ihre eigenen Knie zu betrachten schien, bis sie mit verzweifelten, geistesabwesenden Augen zu ihm aufschaute. »Er ist draußen im Regen, Johnny. Susis Freundin auch. Wir sollten sie nicht draußen im Regen lassen.« »Es hört gleich auf«, sagte Johnny, und sein Gesicht ließ erkennen, daß er wußte, wie nichtssagend sich das anhörte. Aber Törtchen schien es zu genügen, und Belinda dachte, daß es nur darauf ankam. Vielleicht lag es an Johnnys Tonfall. Die Worte mochten nichtssagend sein, aber Belinda hatte ihn noch nie so sanft sprechen hören. »Kümmern Sie sich nur um Ihre Kinder, Kirstie, und machen Sie sich um alles andere vorerst keine Gedanken.« Er stand auf und ging in geduckter Haltung, wie auf dem Schlachtfeld, zur Schwingtür.
    »Mr. Marinville?« fragte Jim Reed. »Kann ich mit Ihnen kommen?« Aber als er versuchte, Ralphie abzusetzen, trat ein Ausdruck von Panik in die Augen des Jungen. Er nahm mit einem deutlichen Plop den Daumen aus dem Mund, klammerte sich wie eine Klette an Jim und murmelte »Nein, Jim, nein, Jim«, daß Belinda eine Gänsehaut bekam. Sie dachte, daß Verrückte möglicherweise so redeten, wenn sie nachts allein in ihren Zellen waren. »Bleib, wo du bist, Jim«, sagte Johnny. »Brad? Was ist mit Ihnen? Kleiner Ausflug in höhere Gefilde? Um die Stirnhöhlen freizubekommen?«
    »Klar.« Brad sah seine Frau mit dieser Mischung aus Liebe und Resignation an, wie sie ausschließlich Leuten vorbehalten ist, die länger als zehn Jahre verheiratet sind. »Glauben Sie wirklich, es ist in Ordnung, wenn meine Frau weiter hier rumschreit?« »Ich wiederhole, was kann es schaden?« »Sei vorsichtig«, sagte Belinda. Sie strich Brad kurz mit einer Hand über die Brust. »Laß den Kopf unten. Versprich es mir.«
    Sie sah Johnny an. »Jetzt Sie.«
    »Hm? Oh.« Er schenkte ihr ein charmantes Grinsen, und Belinda hatte eine plötzliche Erkenntnis: So grinste Mr. John Edward Marinville immer, wenn er einer Frau ein Versprechen gab. »Versprochen.«
    Sie gingen, wobei sie sich ein wenig verlegen auf die Knie niederließen, als sie durch die Schwingtür in die Diele der Carvers gingen. Belinda lehnte sich wieder an das Fliegengitter. Außer Regen und nassem Gras konnte sie das alte Hobart-Haus brennen riechen. Sie stellte fest, daß sie es auch hören konnte - ein prasselndes Knistern. Der Wolkenbruch würde wahrscheinlich verhindern, daß sich das Feuer ausbreitete, aber wo, um Himmels willen, blieben die Fahrzeuge der Feuerwehr? Wozu bezahlte man seine Steuern? »Hallooo, Billingsley! Wer ist da?« Nach einem Augenblick rief eine Männerstimme (die sie nicht kannte): »Wir sind sieben! Das Paar von oben an der Straße -«
    Das müssen die Sodersons sein, dachte Belinda.
    »- plus der Cop und der Typ, der mit der toten Frau verheiratet ist. Außerdem Mr. Bülingsley und Cynthia aus dem Laden!«
    »Wer sind Sie?« rief Belinda.
    »Steve Ames! Ich komme aus New York. Ich hatte Schwierigkeiten mit dem Auto, bin von der Interstate runter und hab mich verirrt! Ich hab da unten bei dem Laden gehalten, um zu telefonieren!«
    »Armer Kerl«, sagte Dave Reed. »Als hätte er das große Los in der Hölle

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