Regulator: Roman
Rollenvorbilder für Mädchen; ich könnte fast kotzen), Blinklichtern, Sirenen, futuristischen Geräuschen, usw., usw. Wie auch immer, Seth kam mit allen sechs, die derzeit auf dem Markt sind, aus Kalifornien zurück: dem Roten (Tracker Arrow), dem Gelben (Justice Wagon), dem Blauen (Freedom Fighter), dem Schwarzen (Meatwagon, gehört dem Bösewicht), dem Silbernen (Rooty-Toot, & wenn man sich vorstellt, daß irgendjemand dafür bezahlt wird, daß er sich diese Scheiße ausdenkt), und dem albernen Pinkfarbenen, der von Cassie Styles gefahren wird, der großen Liebe unseres jungen Neffen. Irgendwie ist es ja komisch & süß, wie verknallt er ist, aber das, was momentan hier vor sich geht, ist alles andere als komisch: Seths »Dweam Fwoatah« ist verschwunden, und all das ist eine Art Wutanfall.
Herbie hat mich heute morgen um sechs Uhr wachgerüttelt und aus dem Bett gezerrt. Seine Hand war eiskalt. Ich fragte ihn, was passiert sei, aber er konnte nicht antworten. Er hat mich nur ans Fenster gezogen & gefragt, ob ich draußen was erkennen könnte. Ich wußte, daß er meinte, ob ich sehen konnte, was er sah.
Ich sah es tatsächlich. Es war der Dream Floater, der ein gewisses Art-deco-Aussehen hat, wie etwas aus alten Batman Comics. Aber es war nicht Seths Dream Floater, nicht das Spielzeug. Das ist etwa sechzig Zentimeter lang & rund dreißig Zentimeter hoch. Was wir sahen, war in Lebensgröße, wahrscheinlich vier Meter lang und über zwei Meter hoch. Die Dachluke stand teilweise offen & die herzförmige Radarschüssel drehte sich, genau wie in der Fernsehserie. »Großer Gott«, sagte ich. »Woher kommt das denn?« Ich konnte nur denken, daß es mit seinen ausfahrbaren kleinen Stummelflügeln hergeflogen sein mußte. Es war, als würde man mit einem offenen Auge vom Bett aufstehen und eine flie -gende Untertasse entdecken, die im Garten gelandet ist. Ich konnte nicht atmen. Mir war, als hätte mir jemand in den Magen geschlagen!
Als er mir sagte, daß der Wagen gar nicht da sei, verstand ich zuerst nicht, was er meinte, doch dann ging die Sonne weiter auf und ich merkte, daß ich die Espen hinter unserem Zaun durch ihn hindurch sehen konnte. Er war wirklich nicht da. Gleichzeitig aber doch.
»Er zeigt uns, was er uns nicht sagen konnte«, sagte Herb. Ich fragte, ob Seih wach sei, & Herb sagte nein, er wäre in Seths Zimmer gewesen, und der Junge schliefe fest. Das ängstigte mich in einer Weise, die ich nicht beschreiben kann. Denn es bedeutete, daß wir hier im Pyjama am Schlafzimmerfenster standen und den Traum unseres Neffen vor uns sahen. Er war da hinten im Garten wie eine große pinkfarbene Seifenblase.
Wir standen etwa zwanzig Minuten da und betrachteten den Wagen. Ich weiß nicht, ob wir damit rechneten, daß Cassie Styles aussteigen würde oder was, aber nichts dergleichen geschah. Der pinkfarbene Lieferwagen stand einfach da, Dachluke ein Stück offen, kreisende Radarantenne, und dann verblaßte er allmählich, bis er nur noch schimmernd zu sehen war. Am Ende konnte man nicht mehr sagen, was es war, wenn man es nicht vorher gesehen hätte, als es noch deutlicher strahlte. Dann hörten wir Seth aufstehen und den Flur entlanggehen. Als die Toilettenspülung ertönte, war der Wagen verschwunden.
Beim Frühstück rückte Herb den Stuhl neben den von Seth, wie immer, wenn er wirklich mit ihm reden will. In gewisser
Weise, glaube ich, ist Herb tapferer als ich es je sein könnte. Zumal es Herb ist, der -Nein, das werde ich nicht niederschreiben. Wie auch immer, Herb sieht Seth von Angesicht zu Angesicht an - so daß Seth ihn anschauen muß - & redet mit einer leisen, gütigen Stimme mit ihm. Er sagt Seth, daß wir wissen, was ihn quält, was ihn so aufregt, er sich aber keine Sorgen zu machen braucht, weil Cassies Power Wagon ganz bestimmt irgendwo im Haus oder im Garten ist. Wir werden ihn ganz bestimmt finden, sagt er.
Seth ging es die ganze Zeit gut. Er aß seine Cornflakes & verzog keine Miene, aber manchmal weiß man einfach, daß er es ist und daß er zuhört und wenigstens ein bißchen versteht. Dann sagte Herb: »Und wenn wir ihn absolut nicht finden können, dann kaufen wir dir einen neuen«, & da brach die Hölle los.
Seths Schüssel flog durch die Küche, Milch und Cornflakes wurden auf dem ganzen Boden verspritzt. Sie prallte gegen die Wand & zerschellte. Die Schublade unter dem Herd ging auf, und alles, was ich darin aufbewahre - Pfannen, Backformen, Plätzchenförmchen - kam
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