Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Fragen aufwerfen würde, falls er jemanden erschießen mußte). Damit blieb das andere, kleinere Gewehr für Ames. Eine Mossberg. »Man kann nur .22er-Munition damit verschießen«, sagte Doc entschuldigend, während er in einem Schränkchen neben dem Sicherungskasten kramte und Schachteln mit Munition auf die Tischtennisplatte legte, »aber es ist trotzdem eine verdammt gute Waffe. Neun Patronen passen ins Magazin. Was meinen Sie?«
    Ames zeigte ein Grinsen, das Collie einfach gefallen mußte. »Ich meine, o-ho, tolle Geschichte«, sagte er und nahm die Mossy. Billingsley lachte - das brüchige Kichern eines alten Mannes - und führte sie wieder nach oben. Cynthia hatte Marielle ein Kissen unter den Kopf geschoben, aber die Frau lag immer noch auf dem Wohnzimmerboden (unter dem Bild von Daisy, dem mathematisch begabten Corgi, um genau zu sein). Sie hatten nicht gewagt, sie zu bewegen; Billingsley fürchtete, die Nähte könnten wieder aufreißen. Sie lebte noch, das war gut, und war noch bei Bewußtsein, was ebenfalls gut sein konnte, wenn man bedachte, was ihr zugestoßen war. Aber ihre heftigen Atemzüge gingen unregelmäßig und hörten sich für Collie gar nicht gut an. Sie hörten sich nach Atemzügen an, die jeden Moment aufhören konnten.
    Ihr Mann, der charmante Gary, saß auf einem Küchenstuhl, den er herumgedreht hatte, so daß er seine Frau beim Trinken wenigstens ansehen konnte. Collie sah, daß es sich bei der Hasche, die er gefunden hatte, um Mother DeLucca's Best Cooking Sherry handelte, und der Magen drehte sich ihm um.
    Gary bemerkte seinen Blick (oder spürte ihn vielleicht) und sah Collie an. Seine Augen waren rot und aufgequollen. Wund. Kläglich. Collie horchte in sich hinein und spürte eine gewisse Sympathie für den Mann. Aber nicht viel. »Ihm verdammn Arm verlorn«, sagte der in einem nuschelnden, vertraulichen Tonfall zu Collie. »Goh heffa.« Collie dachte darüber nach und kam zum Ergebnis, daß es in der Betrunkenensprache Gott helfe ihr oder Geh, hilf ihr heißen mußte.
    »Ja«, sagte er. »Wir werden Hilfe für sie holen.« »Sollelängs hissa Hatto verdammn Arm vellon. Issim verdammn Kühlschang!« »Ich weiß.«
    Cynthia kam zu ihnen. »Sie waren doch Tierarzt, oder nicht, Mr. Billingsley?« Billingsley nickte.
    »Dachte ich mir. Könnten Sie mal herkommen? Sich etwas vor der Eingangstür ansehen?« »Glauben Sie, es ist sicher?«
    »Ich glaube, im Augenblick ja. Das Ding da draußen ... nun, es wäre mir lieber, Sie würden es sich selbst ansehen.« Sie sah die beiden anderen Männer an. »Sie auch.« Sie führte Billingsley durch das Wohnzimmer zur Tür auf die Poplar Street hinaus. Collie sah Steve an, der die Achseln zuckte. Collie vermutete, daß das Mädchen Doc zeigen wollte, wie sich die Häuser auf der anderen Straßenseite verändert hatten, aber was das mit Billingsleys Beruf als Tierarzt zu tun haben sollte, wußte er nicht.
    »Heilige Scheiße«, sagte er zu Steve, als sie vor der Tür standen. »Sie haben sich zurückverwandelt; alles ist wieder normal! Oder haben wir uns nur eingebildet, daß sie sich verändert hatten?« Er starrte das Haus der Gellers an. Vor zehn Minuten, als er und der Hippie und die Verkäuferin durch eben diese Tür gesehen hatten, hätte er schwören können, daß sich das Haus der Gellers in ein Lehmziegelhaus verwandelt gehabt hatte - wie man sie von Bildern aus New Mexico und Arizona kannte, als sie noch Territorien gewesen waren. Nun konnte man wieder die schlichte alte Ohio-Aluminiumverkleidung sehen. »Wir haben es uns nicht eingebildet, und es ist nicht wieder normal«, sagte Steve. »Jedenfalls nicht ganz. Sehen Sie da.« Collie folgte Steves ausgestrecktem Finger mit dem Blick und sah zum Haus der Reeds. Die moderne Aluminiumverkleidung war wieder da und hatte die Holzbalken ersetzt, und das Dach bestand wieder aus ganz gewöhnlichen Asphaltziegeln und nicht mehr aus dem, was es vorher geschmückt hatte (Stroh, dachte er); die mittelgroße Satellitenschüssel prangte wieder auf der Garage. Aber das Fundament des Hauses bestand aus rauhen Holzbalken, nicht aus Backsteinen, und sämtliche Fensterläden waren geschlossen. In den Läden konnte man Schießscharten erkennen, als würden die Bewohner damit rechnen, daß zu den alltäglichen Ärgernissen, mit denen sie sich herumschlagen muß-ten, neben Zeugen Jehovas und Versicherungsvertretern auch Indianer auf dem Kriegspfad gehörten. Collie konnte es nicht mit Sicherheit sagen, aber er

Weitere Kostenlose Bücher