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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ich kann es dir nicht verdenken.
    »Johnny«, sagte sie, wohl in der Annahme, sein Schweigen würde bedeuten, daß er gegen den Vorschlag war, »vor gar nicht so langer Zeit haben Jungs in Vietnam gekämpft, die nicht viel älter als meine Söhne waren.« »Manche sogar jünger«, sagte er. »Ich war dort, ich habe sie gesehen.« Er stand auf, zog mit einer Hand die Pistole aus dem Hosenbund und nahm mit der anderen die Schachtel Munition aus der linken Tasche. »Ich übergebe das hier gerne Ihren Jungs ... aber ich möchte mit ihnen gehen.« Brad sah überrascht auf. Belinda nicht. Cammie warf einen Blick auf Johnnys Bauch - nicht so groß wie der von Brad, aber trotzdem ansehnlich. Sie fragte ihn nicht, warum er mitgehen wollte oder wozu er seiner Meinung nach nützlich sein konnte. Dazu war ihr Verstand, zumindest im Augenblick, zu kalt. Sie sagte: »Die Jungs spielen im Herbst Fußball und machen im Frühjahr Langlauf. Können Sie mit Ihnen mithalten, Johnny?« »Nicht über eine Meile oder die vierhundertvierzig Yards, selbstverständlich nicht«, entgegnete er. »Auf einem Weg durch den Wald und möglicherweise durch eine Abwasserleitung? Ich denke schon.«
    »Machen Sie sich selbst was vor, oder was?« fragte Belinda unvermittelt. Sie sagte es zu Cammie, nicht zu Johnny. »Ich meine, wenn es in Hörweite der Poplar Street ein funktionierendes Telefon gäbe, glauben Sie, dann würden wir noch hier sitzen, mit Toten auf der Straße und einem Haus, das bis auf die Grundmauern niederbrennt?« Cammie sah sie an, strich wieder über den Blutfleck auf ' ihrer Bluse und blickte zu Johnny. Hinter ihr spähte Ellie um die Ecke ins Wohnzimmer. Die Augen des Mädchens waren groß vor Schock und Trauer, ihr Mund und Kinn mit Blut aus der Nase verschmiert.
    »Wenn die Jungs einverstanden sind, bin ich es auch«, sagte Cammie, die überhaupt nicht auf Belindas Einwand einging. Cammie Reed hatte im Augenblick keinen Nerv für Spekulationen. Später vielleicht, aber jetzt nicht. Jetzt interessierte sie nur eines: die Würfel ins Rollen zu bringen, solange sie annahm, daß das Glück ihr noch günstig gesonnen war. Sie ins Rollen zu bringen und ihre Söhne durch die Hintertür hinauszuschmuggeln. »Sie werden einverstanden sein«, sagte er und gab ihr die Pistole samt Munition, bevor er wieder in die Küche ging. Sie waren gute Jungs, das war angenehm, und sie waren auch Jungs, die programmiert waren, sich in neun von zehn Fällen den Wünschen von Leuten, die älter waren als sie, zu fügen. In dieser Situation war das noch viel angenehmer. Im Gehen berührte Johnny den Gegenstand, den er in die vordere rechte Hosentasche gesteckt hatte. »Aber bevor wir gehen, ist es wichtig, daß ich mit jemandem rede. Sehr wichtig.« »Mit wem?« fragte Cammie.
    Johnny hob Ellen Carver hoch. Er drückte sie an sich, gab ihr einen Kuß auf eine blutige Wange und war froh, als sie ihn mit aller Kraft umarmte. Eine Umarmung wie diese konnte man nicht kaufen. »Ralphie Carver«, sagte er und trug das Mädchen zurück in die Küche.
2
    Wie sich herausstellte, hatte Tom Billingsley einige Gewehre im Haus, aber vor denen holte er ein Hemd für Collie. Nichts Besonderes - ein altes T-Shirt der Cleveland Browns mit einem Riß unter einem Ärmel -, aber es war in Größe XL, und es war besser damit, als mit bloßem Oberkörper auf dem Trampelpfad durch den Grüngürtel zu gehen. Collie hatte den Weg selbst oft genug benutzt und wußte, daß er von Brombeerbüschen und anderen Dornenhecken überwuchert war. »Danke«, sagte er und zog das T-Shirt an, während Doc sie an der Tischtennisplatte im hinteren Teil seines Kellers vorbeiführte.
    »Keine Ursache«, sagte Billingsley, hob einen Arm und zog an der Leine, mit der man das Neonlicht einschaltete.
    »Kann mich nicht mal erinnern, woher ich es habe. Ich selbst war immer ein Bengals-Fan.«
    In der Ecke hinter der Tischtennisplatte lagen ein Durcheinander von Angelausrüstung, ein paar orangefarbene Jagdwesten und ein Bogen ohne Sehne. Doc ging mit einer Grimasse in die Hocke, schob die Westen beiseite und förderte eine Steppdecke zutage, die zusammengerollt und mit Schnur umwickelt worden war. Im Inneren befanden sich vier Gewehre, aber zwei davon waren zerlegt. Billingsley hielt die beiden hoch, die noch ganz waren. »Die müßten es tun«, sagte er.
    Collie nahm die .30-06, die für einen Streifzug durch den Wald wahrscheinlich sowieso besser geeignet war als seine Dienstwaffe (und nicht so viele

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