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Regulator: Roman

Regulator: Roman

Titel: Regulator: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wissen wir, daß sie böse ist. Teufelswerk. Das spüren sogar die größten Waffenfetischisten und Partisanen. Dave hielt seinem Bruder einige Patronen auf der Handfläche hin. Jim nahm eine nach der anderen und lud die Waffe.
    »Ihr benehmt euch, als wäre euer Vater ständig bei euch«, sagte Cammie dabei. »Wenn ihr daran denkt, etwas zu tun, das er euch nicht tun lassen würde, dann tut es nicht. Ist das klar?«
    »Ja, Mom.« Jim klappte die Trommel der Pistole ein und hielt sie, Mündung nach unten und alle Finger außerhalb des Abzugsbügels, auf Armeslänge von sich. Die Anweisungen seiner Mutter - die sich anhörte wie ein Offizier in einem alten Roman von Leon Uris, der für eine Schar frischgebackener Rekruten die Regeln herunterbetet -schienen ihm ebenso peinlich zu sein, wie er die Aussicht auf das bevorstehende Abenteuer aufregend fand. Sie wandte sich an den Zwillingsbruder. »David?« »Ja, Mom?« »Wenn ihr Leute - Fremde - im Wald seht, kommt ihr sofort zurück. Das ist das Wichtigste. Stellt keine Fragen, antwortet nicht auf ihre, geht nicht einmal in ihre Nähe.« Jim begann: »Mom, wenn sie nicht bewaffnet sind -« »Stellt keine Fragen, geht nicht in ihre Nähe«, wiederholte sie. Sie sagte es nicht viel lauter, aber da war etwas in ihrer Stimme, vor dem beide ein bißchen zurückschraken. Etwas, das die Diskussion beendete.
    »Und wenn sie nun Cops sehen, Mrs. Reed?« fragte Brad. »Vielleicht hat die Polizei entschieden, daß der Grüngürtel das beste Gelände zur Annäherung ist.« »Am besten halten wir uns bedeckt«, sagte Johnny. »Wenn wir Cops sehen, sind sie mit größter Wahrscheinlichkeit ... nun, nervös. Es ist schon vorgekommen, daß nervöse Cops unschuldige Menschen verletzt haben. Es geschieht nie mit Absicht, trotzdem ist Vorsicht geboten. Um Unfälle zu vermeiden.« »Kommen Sie mit uns, Mr. Marinville?« fragte Jim. »Ja.«
    Keiner der Zwillingsbrüder sagte etwas, aber Johnny gefiel die Erleichterung, die er in ihren Augen sah. Cammie warf Johnny einen finsteren Blick zu - Sind Sie fertig? Kann ich jetzt weitermachen? sagte dieser Blick - und fuhr fort mit ihren Anweisungen. »Geht zur Anderson Avenue. Sollte dort alles normal sein ...« Sie verstummte einen Moment bei dem Gedanken, wie unwahrscheinlich das war, dann sprach sie weiter. »... bittet jemanden, sein Telefon benutzen zu dürfen, und ruft die Polizei. Aber wenn es in der Anderson Avenue ist wie hier oder es auch nur im geringsten so aussieht, als wäre es ... nun ...« »Schräg«, sagte Johnny. In Vietnam hatten sie so viele Ausdrücke für das Gefühl gehabt, von dem sie sprach, wie Indianer sie für Nuancen des Wetters hatten, und es war komisch, wie sie einem alle wieder einfielen und aufleuchteten wie Neonröhren in einem dunklen Zimmer. Schräg. Abgerückt. Daneben. Abgefahren. Mau-mau. Ja, Doc, jetzt fällt mir alles wieder ein. Nicht mehr lange, und ich werde ein Taschentuch zusammenrollen und mir um die Stirn binden, um den Schweiß aufzusaugen, und die versammelte Mannschaft den F. U. C. K. johlen lassen wie Country Joe in Woodstock.
    Cammie sah immer noch ihre Jungs an. Johnny hoffte, daß sie schnell machen würde. Die Jungs betrachteten sie immer noch mit Respekt (und ein wenig Angst), aber das meiste, was sie jetzt noch sagte, würde zum einen Ohr rein und zum anderen wieder rausgehen.
    »Wenn euch nicht gefällt, was ihr in der Anderson Avenue seht, dann schlagt euch zu dem Rohr durch, das ihr kennt. Geht zur Columbus Broad. Ruft die Polizei. Erzählt ihnen, was hier passiert ist. Und denkt nicht mal im Traum daran, zur Poplar Street zurückzukehren!« »Aber Mom —« begann Jim.
    Sie hob die Hand und drückte ihm die Lippen zusammen. Nicht schmerzhaft, aber fest. Johnny konnte sich lebhaft vorstellen, wie sie dasselbe getan hatte, als die Zwillinge zehn Jahre jünger gewesen waren, nur daß sie sich da hatte bücken müssen.
    »Spar dir dein ›Aber Mom‹ für ein andermal auf«, sagte sie. »Diesmal gehorcht ihr Mom einfach nur. Sucht einen sicheren Platz, ruft die Polizei und rührt euch nicht von der Stelle, bis dieser Wahnsinn vorbei ist. Verstanden?« Sie nickten. Cammie nickte zurück und ließ Jims Lippen los. Jim ließ ein verlegenes Lächeln sehen - O Mann, das ist meine Ma - und errötete bis in die Ohrläppchen. Aber er hatte Verstand genug, nicht zu widersprechen. »Und seid vorsichtig«, sagte sie. Etwas leuchtete in ihren Augen - der Wunsch, sie zu küssen, dachte Johnny,

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