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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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Arbeiter umbringt, um an einen Sarg zu kommen, dann liegt darin bestimmt etwas unglaublich Wertvolles. Und um seiner Verhaftung zu entgehen, könnte es der Mörder vielleicht wirklich auf sie abgesehen haben, falls er wusste, dass sie so nahe am Tatort gewesen war.
    »Oh Gott!«, entfuhr es ihr plötzlich.
    »Was ist denn?«
    »Meine Handtasche. Sie liegt noch immer irgendwo dort unten.«
    »Vielleicht auch nicht.«
    »Aber sie muss dort sein.«
    »Vielleicht hat der junge Mann sie gefunden.«
    »Er hatte sie nicht dabei, als wir aus der Kirche stürmten.«
    »Vielleicht hast du sie nur nicht gesehen. Hab keine Angst; denn wenn sie noch dort läge, hätte sie die Polizei inzwischen sicher schon gefunden und uns benachrichtigt. Hoffen wir also, dass sie weg ist. Wenn sie doch noch auftaucht, musst du behaupten, dass sie dir abhandenkam, als du die Ausgrabung besichtigt hast. Du darfst auf keinen Fall anklingen lassen, dass du etwas von diesem Mord weißt.«
    »Aber ich muss ihnen doch sagen, was ich weiß. Wenn ich dabei helfen kann …«
    »Du kannst es nicht. Nicht, wenn du zur Polizei gehst.«
    Tara hörte Anns Wagen vorfahren. Sie trat ans Fenster, das zum Hof hinausging.
    »Tara!«
    Sie drehte sich um.
    »Du darfst Ann nichts von dem erzählen, was ich dir gesagt habe. Sie wird rein gar nichts davon glauben. Sie ist zwar wunderschön und klug und lieb, aber stur wie ein Esel. Und ich fürchte …«
    »Was fürchtest du?«
    »Ich fürchte, dass ich nicht für ihre Sicherheit sorgen kann. Du musst auch auf sie aufpassen. Bringe dich selbst nicht in Gefahr, pass aber gleichzeitig auf deine Cousine auf. Sie glaubt nur an das, was sie sehen und berühren kann, und das hilft uns jetzt nicht weiter.«
    »Großpapa, was dann?«
    Er schloss die Augen. »Ich muss darüber nachdenken. Wenn es nur die alte Allianz noch gäbe! Wir sind mit der Zeit so schwach geworden, und dabei gibt es in der heutigen Welt so viele Schrecken. Die Menschen schlagen andere Schlachten, und sie vergessen … Das Vergessen fällt leicht, wenn nur noch wenige daran glauben. Was aber wäre, wenn es mehr wären? Daraus würde auch nur Schreckliches erfolgen.«
    »Ann ist auf dem Weg hier hoch.«
    »Du darfst ihr nichts sagen!«
    »Wie meinst du das? Sie hat mir heute Morgen erzählt, dass du sie gebeten hattest, die Ausgrabungsstelle zu besuchen.«
    »Sag ihr nur, dass du dort gewesen bist.«
    Ann kam ins Zimmer geeilt und plapperte gleich drauflos, sodass Tara gar nichts sagen musste.
    »Wisst ihr es schon? Du meine Güte! Ich habe auf meinem Heimweg Radio gehört. Normalerweise stelle ich nie das Ra-dio an, meist höre ich eine CD – ihr wisst schon, gute Musik, nach all den endlosen Meetings. Jemand ist ermordet worden! Bei der Kirche. Wie schrecklich! Jemand ist eingedrungen, hat offenbar den gesamten Inhalt eines Sarges, also auch den Leichnam geklaut und einen der Arbeiter ermordet. Grauenhaft! Der Ärmste wurde geköpft!«
    »Wir haben von der Sache gehört«, meinte Jacques stirnrunzelnd.
    »Tara, warst du heute dort?«
    »Ja.«
    »Oh mein Gott! Mich schaudert, wenn ich nur daran denke. Mein Gott, du musst den armen Kerl gesehen haben, den man umgebracht hat. Haben sie noch gearbeitet, als du dort warst?«
    »Ja, ich nehme an, dass ich ihn gesehen habe. Aber ich habe die Arbeiter nicht weiter beachtet, ich habe mich mit dem Professor unterhalten, der die Ausgrabungen leitet.«
    »Dubois«, sagte Ann und verdrehte die Augen.
    »Kennst du ihn?«
    »Ich habe ihn einmal kurz getroffen – ein Fanatiker mit wilden Augen und ebenso wilden Händen. Hm – zumindest wird ihn das ein wenig bremsen, und die Ausgrabungen werden bestimmt auch eingestellt. Das sollte dich doch freuen, Großpapa.«
    »Dann ist also schon alles in den Nachrichten«, murmelte Jacques.
    »Natürlich. Ein schrecklicher Mord ist passiert, ein Arbeiter hat seinen toten Kollegen entdeckt und ist zur Polizei. Selbstverständlich steht er jetzt unter Verdacht. Das wurde in den Nachrichten zwar nicht gesagt, aber es ist bestimmt so. Am Ausgrabungsort waren doch nur er und der Ermordete.«
    »Ich weiß nicht …«, murmelte Jacques.
    »Was weißt du nicht?«, fragte Ann.
    »Ich frage mich, ob Dubois wirklich weg war. Hat man denn schon mit ihm gesprochen?«
    »In dem Bericht hieß es, dass er gerade nach einem langen Arbeitstag beim Abendessen saß, als die Polizei ihn benachrichtigte. Er bekam wohl einen ziemlichen Schreck, und natürlich war er sehr bestürzt. Aber es klang nicht

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