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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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sich.
    »Was ich dir jetzt erzählen werde, muss vorläufig unbedingt unter uns bleiben. Du musst mir schwören, dass du hinter meinem Rücken mit keinem darüber redest, egal, für wie senil du mich hältst.«
    »Ich habe dich nie für senil gehalten!«, protestierte sie.
    »Na ja, dann warst du die Einzige. Aber jetzt schwöre mir bei dem Kreuz um deinen Hals, dass du kein Sterbenswörtchen von unserem Gespräch preisgibst, ob du mir nun glaubst oder nicht. Ich kann es mir momentan wahrhaftig nicht leisten, ins Irrenhaus gesperrt zu werden.«
    Er klang völlig vernünftig. Er ließ sie nicht aus den Augen, doch auch in seinem Blick konnte sie kein Anzeichen von Wahnsinn entdecken.
    »Ich schwöre, dass ich nichts davon weitererzählen werde.«
    »Ich glaube, dort unten ist ein Vampir ausgegraben wor-den.«
    »Wie bitte?«, schrie sie fassungslos auf.
    Er seufzte tief. »Solche Geschöpfe gibt es tatsächlich, musst du wissen.«
    »Nein, davon will ich nichts wissen. Es gibt verrückte und kranke Menschen, das weiß ich. Es gibt Leute, die sich für Vampire halten, und manche glauben, dass Götter oder Hunde oder sonst was zu ihnen reden und ihnen befehlen, schreckliche Verbrechen zu begehen. Aber, Großpapa, echte Vampire gibt es nicht!«
    »Ich wusste, dass du mir nicht glauben würdest. Doch ich fürchte, mit der Zeit wirst du es tun.«
    »Ich verstehe das nicht, Großpapa. Hilf mir! Ich will dir ja gerne glauben oder zumindest eine logische Erklärung für das finden, was in dir vorgeht; denn ich weiß, dass du nicht verrückt bist. Du bist der klügste Mensch, den ich kenne – vernünftig, intelligent, scharfsinnig, geistreich.«
    Er schüttelte abermals den Kopf. »Wenn nur das Alter nicht so schrecklich hinderlich wäre«, sagte er. »Hör mir zu: Es gibt das Böse in dieser Welt.«
    »Ich fürchte, nur sehr wenige sind so unschuldig oder naiv, das nicht einzusehen. Der Mensch kann böser sein als …«
    »Ja, das stimmt leider. Aber das hier geht über deine Vorstellung vom Bösen hinaus.«
    Sie sah ihn fest an. »Großpapa, ich glaube nicht an Geister, Gespenster oder Vampire.«
    »Na gut. Ich weiß, dass ich eine Menge von dir verlange. Aber du musst mir versprechen, genau zuzuhören, wenn ich dich jetzt um ein paar Dinge bitte.«
    Sie seufzte. »Haben wir uns nicht gerade darauf geeinigt, dass du kein seniler alter Mann bist? Deshalb sollte ich dir deine Vorstellungen eigentlich nicht durchgehen lassen.«
    »Du musst unbedingt tun, was ich dir sage.«
    »Und das wäre?«
    »Trage das Kreuz, nimm es nie ab. Lass keinen ins Haus, den du nicht kennst. Sei auf der Hut, auch wenn du deshalb unhöflich sein musst, und schließe keine neuen Bekanntschaften, solange du hier bist. Denk an die Dinge, die du aus Legenden, Büchern und Filmen kennst, aber verlass dich nicht ausschließlich darauf. Oh nein – sie können durchaus tagsüber unterwegs sein, auch wenn manche von ihnen dann schwächer sind. Manche schätzen Knoblauch, andere können ihn nicht ausstehen. Weihwasser hilft sehr gut gegen die ganz Schlimmen, aber nicht gegen alle. Und ein Kreuz – na ja, ein Kreuz ist ein Symbol. Mit dem Kreuz ist es wie mit dem Weihwasser, bei denen, die nicht böse sind, richtet es nichts aus, aber es hilft gegen die Bösartigsten. Hörst du mir gut zu? Es ist wichtig! Achte darauf, dass die Fenster immer geschlossen sind, und bitte niemanden herein. Das ist sehr wichtig! Lade niemanden ins Haus ein.«
    »Jacques, bitte – ich werde versuchen, deine Anweisungen zu befolgen, aber du musst zugeben, dass das alles wirklich verrückt klingt.«
    »Du musst es trotzdem tun. Und darüber hinaus muss wohl noch manch anderes getan werden. Sie muss aufgehalten werden. Die Allianz hat noch mehr Mitglieder, es ist nur so lange her. Als ich in Amerika war, habe ich mich manchmal selbst für verrückt gehalten und gedacht, dass ich mir in der Alten Welt das alles vielleicht doch nur eingebildet hatte. Und dann war da noch der Krieg … und weitere Kriege, immer tobten Kriege. Zu solchen Zeiten tritt das Böse im Menschen am deutlichsten zutage, aber manchmal zeigt sich dann auch, wie nützlich die Allianz sein kann. In der modernen Welt … Aber sie treiben überall ihr Unwesen, und jetzt tut auch sie es wieder, und du musst mir zuhören.«
    Tara hörte ihm zu – sie liebte ihn –, aber je mehr sie hörte, umso verrückter erschien es ihr. Bis auf eine Sache, in der er vielleicht recht hatte: Wenn ein brutaler Mörder einen armen

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