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Reich der Schatten

Reich der Schatten

Titel: Reich der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Drake
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Verhungern gestanden. Aber jetzt hatte sie sich an ihm und auch an anderen gestärkt. In den kommenden Tagen würde sie sich ausruhen und neue Kräfte sammeln. Doch diese Nacht war die Nacht der Entdeckungen.
    Sie wanderte stundenlang herum, auch wenn sie oft genug zutiefst erschüttert war. Ja, es hatte hier immer schon Kunst gegeben, aber jetzt …
    Schrecklich.
    Praktisch war, dass es an diesem Ort nun viele Geschäfte gab; tagsüber wanderten hier bestimmt unzählige Leute herum. Und es gab zahllose Gänge und Kammern. Es war auch noch immer hübsch genug, um sich ein bisschen auszuruhen. Ein guter Platz, um die neue Welt zu beobachten, zumindest nachts.
    Allerdings war es wohl gefährlich, zu lange zu verweilen – hier, in ihren alten Jagdgründen.
    Es gab vielleicht Leute, die wussten, dass sie wieder aufgetaucht war.
    Dennoch …
    Ja, es gab bestimmt Leute, die sie kannten. Warum sonst all die Mühe, sie zu wecken? Vielleicht sollte sie sich lieber ein Plätzchen in der Nähe des Dorfes und der Kirche suchen, um sich auszuruhen und die Gegend zu beobachten. Sie musste jedenfalls weitaus vorsichtiger sein als früher. Damals hatte sie die Grenzen ihrer Macht überschritten, sie war sorglos geworden in ihrem Glauben an sich und ihre Stellung.
    Empörung regte sich in ihr.
    Nein, niemals wollte sie so vorsichtig werden, dass sie bescheiden wurde. Das wäre wirklich zu viel verlangt!
    Sie würde wachsam sein und auf der Hut – mehr nicht. Und sie würde die Sache langsam angehen. Langsam, bis sie sich wirklich auskannte in der modernen Welt. Und bis sie herausgefunden hatte, wer noch alles da war. Erregt überlegte sie …
    Ja, das könnte sein.
    Plötzlich sah sie das Dorf in einem neuen Licht. Sie kniff die Augen zusammen und überlegte, ob dort wohl noch dieselben Gefahren lauerten.
    Ja, das taten sie bestimmt.
    Ah …
    Also eins nach dem anderen. Sie musste aufpassen und sich unauffällig verhalten. Warten. Aber währenddessen ließ sich manche Gefahr erkennen und möglicherweise bannen.
    Es galt zu warten.
    Aber heute Nacht …
    Der Palast.
    Was man hier alles getan hatte! Sie wollte alles sehen.
    Sie brach auf, hinein in den Bereich, wo man den gewöhnlichen Besuchern, die tagsüber offenbar in Scharen herbeiströmten, die alte Architektur zeigte.
    Inzwischen war sie stundenlang herumgelaufen, hatte sich stundenlang Dinge angesehen.
    Und der Tag graute.
    Doch danach kam wieder die Nacht.
    Am Morgen hatte Tara wieder einen klaren Kopf.
    Und wie Ann machte sie sich große Sorgen um Jacques.
    Ja, vielleicht sogar noch größere. Ihr Großvater glaubte an Vampire. Das war wirklich bedenklich. Aber sie hatte ihm versprochen, nichts über ihr Gespräch zu verraten, und dieses Versprechen wollte sie auch halten, obwohl es ihr sehr schwerfiel. In einem hatte Jacques natürlich recht gehabt: In den Katakomben hatte eine Gefahr gelauert, und etwas Grässliches war dort passiert. Doch inzwischen wusste die Polizei Bescheid, also sollte auch er jetzt beruhigter sein.
    Doch er glaubte an Vampire.
    Darüber konnte sie mit niemandem reden, selbst wenn sie es ihm nicht versprochen hätte. Sie hatte große Angst, dass man ihn tatsächlich für verrückt erklären und wegsperren würde, wenn das herauskam. Was sollte sie bloß tun? Sollte sie ihm mit logischen Argumenten den Wind aus den Segeln nehmen? Oder ihn einfach reden lassen?
    Oder sich darüber lustig machen? Ihm sagen, wie schade es sei, dass sie in Frankreich und nicht in Italien lebten, denn dort gab es ja wohl so viel Knoblauch, dass sich kein Vampir je über die Schwelle trauen würde?
    Nein, Jacques war ganz offenkundig nicht geneigt, die Sache auf die leichte Schulter zu nehmen. Ihm war es bitterernst. Und es war ja tatsächlich jemand ermordet worden, auf grauenhafte, brutale Weise. Andererseits hatte es zu allen Zeiten Gier und Brutalität gegeben. Vielleicht konnte ihr Großvater mit dem Bösen auf der Welt besser umgehen, wenn er sich vorstellte, dass Ungeheuer dafür verantwortlich waren.
    Als ihr diese Dinge durch den Kopf gingen, wurde sie selbst wieder ganz wirr. Und außerdem plagte sie immer noch die Tatsache, dass sie nicht gleich zur Polizei gegangen war.
    Ann machte sich gerade für die Arbeit fertig, als Tara in die Küche kam. Katia trällerte ein Liedchen und bereitete das Frühstück für Jacques vor. Roland war schon aus dem Haus und arbeitete irgendwo auf dem Grundstück. Katia gab Tara einen Kuss und bot ihr an, auch für sie Frühstück

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