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Reich und tot

Reich und tot

Titel: Reich und tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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ich’s schaffe, äh,
Greg.
Ich muss nur erst in meinem Kalender nachsehen.«
    »Tun Sie das, Frank. Tun Sie das.«
    Ein ziviler Mitarbeiter mit einem Stapel Akten unter dem Arm kämpfte sich im dritten Stock aus dem Aufzug. Jacobson ergriff die Gelegenheit und folgte ihm. Er hatte schon gehört, dass Salter aalglatt war, aber dass der zukünftige Super auf den Schleimer des Jahres hintrainierte, hätte er nicht gedacht. Da er diesmal in offizieller Mission aus dem Präsidium musste, gönnte sich Jacobson die breite, geschwungene Haupttreppe und genoss den kühlen Luftzug, der ihm übers Gesicht strich.
    Nach einem gemütlichen viertelstündigen Fußmarsch betrat er die Bahnhofshalle, in der sich auf engem Raum die gewohnten Gegensätze drängten: Geschäftsleute,Bettler, Rucksacktouristen, zielstrebig, verloren, alles durcheinander. Die beiden einsamen Rauchertische in der »Costa Coffee«-Filiale standen ganz hinten in einer wenig attraktiven Ecke. Nicht ohne Stolz, dass es erst seine zweite Zigarette an diesem Tag war, steckte Jacobson sich eine an. Es gab eigentlich keine Notwendigkeit für das Treffen, zu dem er sich hier verabredet hatte, sah man von seinem Bestreben ab, sein Büro und seinen Schreibtisch möglichst weiträumig zu meiden. Ihrem Ruf nach waren die beiden »Brummies«, wie der Volksmund die Birminghamer gerne nannte, ausgebuffte Überwachungsprofis und kamen sicher problemlos alleine zurecht. Was im Übrigen auch notwendig war: Denn dieser Teil der Überwachungsaktion konnte nur erfolgreich sein, wenn sich Jacobson und seine Leute aus der Sache heraushielten und stattdessen die auswärtigen Kräfte agieren ließen. Das Bewährungsheim in der Mill Street war voll mit kriminellem Gesindel, das so vertraut mit Crowbys
Criminal Investigation Department
war, dass die Bande mit ihrem Wissen in jedem Fernsehquiz hätte auftreten können. Die ganze Mill Street steckte voller Kleinkrimineller, war ein Hort für Drogen und Prostitution und damit genau die Gegend, wo so ein Heim geduldet, wenn nicht willkommen war und alle Beschatter des CID schnellstens enttarnt worden wären.
    Jacobson hatte sich einen extra starken Caffè Latte bestellt, der trotz des Pappbechers gut schmeckte. Das Umfeld des Bahnreisens hatte sich zweifellos gebessert seit den Zeiten, als British Rail hier noch Hausherr gewesen war und man nur die Wahl zwischen widerlichem Tee, löslichem Kaffee und der Flucht gehabt hatte. Das Problem waren die Züge. Der mit Jacobsons Hilfstruppan Bord hatte bereits fünfundzwanzig Minuten Verspätung.
    Robert Johnson, der König der Delta-Blues-Gitarre. Natürlich war es Kerr gewesen, Jacobsons Detective Sergeant, der die musikalische Verbindung gezogen hatte. Johnson, der Mann, der so engelsgleich spielte, dass die Leute sagten, er habe einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Aber das war nicht der, um den es hier ging: Bei ihrem Robert Johnson handelte es sich um den »Kriecher von Crowby«. Für die Zeitungen damals war er der Teufel gewesen. Acht brutale Vergewaltigungen in acht Monaten. Das jüngste Opfer war siebzehn, das älteste dreiundsiebzig gewesen. Der Kriecher hatte immer am Dreizehnten des Monats zugeschlagen, und immer hatte es boulevardpressefreundliche »bizarre Elemente« gegeben: Von Anfang an sorgte Johnson dafür, dass sein Anwalt auf Unzurechnungsfähigkeit plädieren konnte, falls er erwischt wurde. Wirklich bizarr war für Jacobson jedoch gewesen, dass sechs erfahrene Psychiater darauf hereingefallen waren, genau wie am Ende auch die Geschworenen und der Richter, der, es ließ sich nicht anders ausdrücken, schon fast scheintot gewesen war.
    Jacobson drückte die Zigarette aus und nahm den letzten Schluck Latte. Immer noch war nichts von den Brummies zu sehen.
    Wie lange saß Johnson schließlich hinter Gittern? Acht, höchstens neun Jahre. In einer Spezialanstalt, einer Art geschlossenem Krankenhaus: mit Therapie. Dem Entlassungsbericht nach zu urteilen, sah das Ganze wie ein wunderbares Spezialprogramm aus. Jacobson hatte beim Überfliegen der Unterlagen genug Schlüsselworte entdeckt, um sich vorstellen zu können, was da abgelaufenwar: Experiment. Verhaltensmodifikation. Beeindruckende Ergebnisse in Skandinavien und Holland. Es war auch die Rede von Johnsons ehrlicher Reue, seinem tief empfundenen Bedauern. Das klang alles sehr überzeugend. Bis auf dieses eine, zentrale Detail   ... Johnsons sturer Wunsch, nach Crowby zurückzukehren, obwohl er hier keinerlei Wurzeln

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