Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

noch Schriftsätze diktierte.
    Er setzte sich ihm gegenüber und goss sich ein Glas Cognac ein. Dabei fiel ihm auf, dass sich die Flasche, im Laufe des Tages, erheblich geleert hatte, ohne dass sein Freund Anzeichen einer Trunkenheit zeigte.

    „Na, hast Du Dich wieder beruhigt? Ich verstehe, ehrlich gesagt, die ganze Aufregung nicht. Du kannst Susanne doch keinen Vorwurf machen, dass sie ihren Vater zu Dir geschickt hat. So wie ich die Angelegenheit sehe, ist sie von der Unschuld ihres Vaters überzeugt, vertraut ihm also und sie vertraut Dir. Auch wenn es Dir nicht unbedingt einleuchtet, solltest Du das Mandat als eine Wertschätzung betrachten.“
    Obwohl Oliver durchaus nicht ausser Acht liess, dass Haralds Meinung nicht unbedingt falsch war, hatte er keine Lust, nunmehr einen rechtsethischen Diskurs zu eröffnen. Deshalb winkte er einfach ab und Harald beliess es, weiter mit seinem Freund über das Thema zu diskutieren.
    Zu später Stunde rief sich Oliver eine Taxe, die ihn nach Hause brachte, während Harald in den Kanzleiräumen übernachtete.
    Wie er es bereits am Morgen bereits geahnt hatte, war es ein fataler Tag geworden und er war froh, dass er sein Ende gefunden hatte. Als er sein Haus erreichte, fand er an der Haustüre einen kleinen Umschlag vor.
    Er öffnete das Kuvert und entdeckte eine Grusskarte, die Susanne geschrieben hatte. In wenigen Worten entschuldigte und sie sich für ihr Verhalten und bedankte sich zugleich für seine Bereitschaft, den Fall zu übernehmen.
    Lächelnd und kopfschüttelnd betrat er sein Haus, holte sich aus der Küche eine Flasche gekühlten sizilianischen Weisswein, setzte sich aufs Sofa und schaute in den dunklen Garten.

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