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Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)

Titel: Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Reddas
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weiter abhalten und fragte nach den anstehenden Terminen, die ab 16 Uhr stündlich, bis 19 Uhr, einen Mandanten vorsahen.
    Sie verliess das Büro, Oliver ass sein Sandwich, schaltete den Fernseher ein und schaute Nachrichten.

    Punkt 16 Uhr wurde ihm vom Empfang mitgeteilt, dass der erste Mandant eingetroffen war und bereits im Besucherraum wartete.
    Der Raum war stilvoll gestaltet. Die Klienten sassen in einem hellen Zimmer, in dem zwischen Ledercouches subtropische Kübelpflanzen aufge-stellt waren. An den Wänden waren Bilder der modernen Kunst angebracht, die von Künstlern zum Verkauf angeboten wurden, die die Besucher bei kostenlosen Getränken begutachten konnten, sofern sie sich nicht in den auf den Tischen liegenden Magazinen über aktuellen Klatsch informieren wollten.
    In den Nachmittagsstunden setzte regelmässig ein Besucherstrom ein, denn die Mandanten der einzelnen Anwälte erschienen oftmals mit Familienangehörigen oder Freunden, so dass schon Stimmung in der Bude war.
    Bei der Anzahl der wartenden Mandantschaft war es unvermeidbar, dass sich in diesem Raum Menschen unterschiedlichster Art begegneten, was zeitweise, eine gewisse Komik hatte.
    Wenn also der Personalchef einer Firma wegen arbeitsrechtlicher Probleme die Kanzlei aufsuchte und neben einem Zuhälter sass, war das schon sehenswert.

    Alle Anwälte holten ihre Klienten im Besucher-raum ab. Diesmal erwartete Oliver ein kleiner blasser Mann, Mitte 50, mit strahlenden Augen und leicht gebücktem Gang. Er begrüsste alle wartenden Klienten, rief den Namen seines Klienten auf, der ihm bekannt vorkam und bat ihn, ihm zu folgen.
    Nachdem der Besucher sein Büro betreten hatte, befragte er ihn nach seinem Anliegen.
    „Mir wird vorgeworfen“, so begann er zöger-lich, „eine junge Frau vergewaltigt zu haben.“
    „Dann sind Sie hier nicht an der richtigen Adresse. Ich verteidige grundsätzlich keine Sexualdelikte, so dass ich nichts für Sie tun kann. Das einzige, was ich machen kann ist, Ihnen einen geeigneten Kollegen zu empfehlen, der sich in dieser Materie auskennt“, entgegnete er dem vor ihm sitzenden Mann mit ernster Miene.
    Für ihn war die Verteidigung derartiger Menschen unmöglich. Nicht, dass es ihn fachlich überforderte, nein, es überforderte ihn seelisch.
    Er hasste abgrundtief Personen, die Frauen oder Kindern Gewalt antaten und verspürte nahezu Mordgelüste, wenn sich Menschen an Kinder vergingen.
    In diesen Fällen verlor er jegliche Professionali-tät und Objektivität, wobei es ihn überhaupt nicht interessierte, ob die beschuldigte Person möglicherweise unschuldig war; ein Manko für seinen Berufsstand, mit dem er aber gerne lebte.

    Während er im Anwaltsverzeichnis die Adresse eines geeigneten Kollegen suchte, öffnete sich unvermittelt die Tür seines Büros, Susanne trat herein, küsste den vor ihm sitzenden Mandanten und setzte sich neben ihn.
    Naturgemäss schaute er sie erstaunt an. Bevor er eine Frage stellen konnte, bemerkte sie:
    „Darf ich Ihnen meinen Vater vorstellen?“

    Ihn traf buchstäblich der Schlag.
    Susanne wusste sehr genau, dass er derartige Mandate nicht annahm und nunmehr brachte sie ausgerechnet ihren Vater zu ihm.
    Der Mann wurde sichtlich nervös und war bereits im Begriff aufzustehen, als sich Oliver besann und den Klienten bat, seine Geschichte zu erzählen.
    „Also, ich habe vorgestern eine Ladung zum Polizeipräsidium wahrgenommen. Dort haben mir die Beamten gesagt, dass mich eine junge Frau wegen Vergewaltigung angezeigt hat.
    Die Polizisten waren sehr nett zu mir. Natürlich habe ich gesagt, dass ich keine Frau vergewaltigt habe, was sie mir wohl auch geglaubt haben; nehme ich jedenfalls an. Sie haben ein Protokoll aufgesetzt und mir geraten, zu einem Anwalt zu gehen.“
    „Es ist äusserst merkwürdig, dass die Polizei Sie nicht verhaftet hat, denn es handelt sich bei diesem Vorwurf um eine schwerwiegende Tat“, entgegnete Oliver.
    „Ja ich weiss, ich meine, dass das eine schwer-wiegende Tat ist, aber ich glaube, dass auch die Polizisten ihre Zweifel an der Beschuldigung hatten. Jedenfalls hat es sich so zugetragen. Die haben mir dann einen Zettel mit dem Aktenzeichen gegeben und anschliessend bin ich gegangen.“
    „Nun gut: Ich werde mich vorläufig als Ihren Verteidiger bestellen und mir die Akte an-schauen. Danach werde ich entscheiden, ob ich das Mandat endgültig übernehmen kann.“
    Susannes Vater unterzeichnete eine Vollmacht, verabschiedete sich und verliess mit seiner

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