Reiche dem Tod nie die Hand (German Edition)
UNSER Bett. Hab ich unbewusst schon aufgegeben, oder wie soll ich mich da selber verstehen? „Barry? Komm, wir gehen Abendbrot essen!“, erschreckt mich Tom auf einmal, sodass ich heftig zusammenzucke und ihn verschlafen ansehe. „Ich hab keinen Hunger!“, murmle ich geschafft und starre lieber an die Decke als zu ihm. Ich höre, wie er sofort empört aufschnaubt und zu mir stampft. „Du kommst jetzt mit essen! Sofort!“, knurrt er und stemmt seine Hände in die Hüften. „Bitte Tom ...“, murmle ich und sehe ihn bittend an, aber er schüttelt nur den Kopf und zieht mich dann am Arm aus dem Bett. Seufzend löse ich mich von ihm und folge ihm dann von alleine. Es hat keinen Sinn mich zu widersetzen, erst recht nicht, wenn ich mich so scheiße fühle wie jetzt. Und provozieren muss ich ihn ja auch nicht, auch wenn ich gleich wahrscheinlich keinen Bissen hinunter bekommen werde. Schlapp schlurfe ich hinter Tom her, der mich ermahnend anschaut und mich dann an die Hand nimmt. „Lauf ordentlich!“, knirscht er leise und ich befolge mühsam seinen „Rat“.
Im Speisesaal angekommen, sitzen die anderen schon alle da und vor allem die Drei, die heute mit waren, schauen mich interessiert an. Ich gebe ihnen mit einem giftigen Blick zu verstehen, dass sie es lassen sollen, mich so anzuschauen, worauf sie auch gleich wegschauen und der Hausfrau zusehen, wie sie das Essen verteilt. Lust-, mut- und vor allem auch appetitlos stochere ich in dem Kartoffelbrei und dem Hähnchen Cordonbleu herum, als alle ihr Essen haben und Tom uns erlaubt zu essen. Ich hab gar keinen Hunger und auch keinen Appetit, wieso soll ich dann essen? Will er mich jetzt auch noch zum Speisen zwingen, oder was? „Tom, ich ...“, hebe ich meinen Kopf leicht und will Tom darum bitten, mich doch bitte nach oben gehen zu lassen, weil ich keinen Hunger hab. Außerdem hab ich immer noch die „Arbeitskleidung“ an, abgesehen von dem Mantel. Aber Tom schüttelt schon den Kopf, bevor ich zu Ende geredet hab. Sofort senke ich wieder meinen Kopf und starre auf das Essen. Ich will nichts essen … Ich müsste mich sicher sofort übergeben, wenn ich auch nur einen kleinen Happen in meinen Mund schiebe. Ruckartig stehe ich auf, will einfach nur nach oben und schiebe den Stuhl nach hinten, bevor ich mich umdrehe und einfach gehe. „DU BLEIBST HIER, VERDAMMT!“, brüllt es auf einmal und mit einem festen, schmerzenden Ruck, werde ich wieder herumgerissen, ehe alles schwarz wird. Einen Moment brauche ich, hab das Gefühl in die Knie zu gehen, was wirklich so ist, wie ich sehe, als ich die Augen wieder öffne, weil sich nicht mehr alles zu drehen scheint. Mein Blick liegt hinter Tom, sodass ich sehe, dass fast alle von seinen Jungs herüber schauen und uns anstarren. Einen Moment schaue ich auf den Boden, ehe ich meinen Kopf hebe und Tom anschaue. Stille … Im ganzen Raum gibt’s nicht mal das kleinste Geräusch und auch ich und mein Gegenüber geben keinen Mucks von uns. Fast wie bei einem Blickduell sehen wir uns an, ehe Tom sich meinen Oberarm schnappt und mich aufzieht, sodass mir wieder schwindelig wird und ich endgültig ins Dunkle versinke.
Als ich meine Augen wieder öffne, hat anscheinend schon der nächste Tag angefangen, denn die Sonne scheint grell ins Zimmer und erhellt es so sehr, wie es nur selten ist. Als ich mich auf meine Ellenbogen abstütze, um mich etwas zu erheben, muss ich schmerzlich aufstöhnen. Mein Kopf brummt wie verrückt und gibt mir das Gefühl, als würde er gleich zerbersten. Keuchend lasse ich mich also wieder ins Kissen fallen und drehe mich auf die andere Seite, wo ich Tom entdecke, welcher schläft. Still mustere ich ihn, muss erst mal überlegen, was gestern war. Ich bin umgekippt, weil … Warum? Ich denke, das war alles zu viel. Ja, verwunderlich ist es nicht, denn so viel Aufregung und alles, bin ich nicht gewohnt. Und vor allem, dass ich dabei war, als … Ach verdammt, ich darf nicht daran denken! Ich kann froh sein, dass meine Kopfschmerzen durch das Hinlegen langsam verschwinden und das würde sich sicher wieder ändern, wenn ich so viel über die gestrige Sache grübeln würde. Grummelnd reibt Tom mit der Wange an seinem Kissen und reißt mich damit aus meinen Gedanken. Gott, wie kann so ein beschissener Mensch, nur aussehen wie ein Engel? Gerade sieht er aus, als wäre er das friedlichste Wesen, das auf der Erde existiert. Da sieht man wirklich mal, wie sehr der Schein trügen kann. In zwei Tagen soll ich
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