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Rein Wie Der Tod

Rein Wie Der Tod

Titel: Rein Wie Der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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konnte er das Profil der Frau erkennen. Hübsch. Sie kaute Kaugummi.
    Der Wagen bog noch einmal ab, fuhr jetzt bergauf, in den Tunnel hinein, in Richtung Ryenberget und Simensbråten. Im Wohngebiet verlangsamte der Taxifahrer die Geschwindigkeit, aber nicht sehr. Ein morgenfrischer Jogger sprang über die Straße. Ein Mädchen mit von der morgendlichen Dusche nassen Haaren schlenderte den Bürgersteig entlang.
    Das Taxi bremste vor den Holperschwellen.
    Als es endlich am Bordstein hielt, schaltete Frølich das Blaulicht ein. Der Fahrer blieb steif sitzen und starrte panisch in den Rückspiegel. Der Kerl wusste, dass er die Geschwindigkeitsbegrenzung missachtet hatte. Frølich ließ ihn zappeln, während die Frau die Fahrt bezahlte. Als sie die Tür öffnete, stieg er ebenfalls aus.
    »Würden Sie bitte mit mir kommen?«
    Sie blieb stehen und sah ihn verständnislos an.
    Sie war kleiner, als er zunächst gedacht hatte. Ovales Gesicht, regelmäßige Züge. Volle Lippen, Augenbrauen wie zwei liegende Klammern mit einem winzigen Knick nach dem ersten Drittel. Durch das Kaugummikauen wirkte ihr Gesichtsausdruck herausfordernd. Sie sah von dem Wagen mit dem blinkenden Blaulicht zu ihm und wieder zum Wagen zurück. Er öffnete die hintere Tür.
    Der Taxifahrer hatte schnell geschaltet und war verschwunden, noch bevor sie die Wagentür erreicht hatte. Ihre Jacke hatte keine Taschen, und die Jeans saß so eng, dass sie garantiert nichts in den Hosentaschen trug.
    Sie stieg ein, barfuß in den Schuhen. Schlanke Fesseln.
    Frølich streckte ihr die Hand entgegen. Sie sah ihn an, immer noch fragend. »Die Tasche«, sagte er.
    Sie zögerte kurz, als überlege sie, einen Streit anzufangen. Schien ruhig, nicht besonders verängstigt. Schließlich streifte sie die Tasche von der Schulter und reichte sie ihm.
    Er setzte sich hinter das Steuer. Ein Hauch von Parfüm vermischt mit süßlichem Kaugummigeruch erfüllte den Wagen.
    »Würden Sie sich bitte ausweisen?« Ihre Stimme war dunkel, ein wenig heiser.
    Er zog den Ausweis hervor, den er um seinen Hals hängen hatte. »Frank Frølich, Gewalt- und Sittlichkeitsdezernat.
    Er öffnete ihre Tasche.
    »Könnten Sie bitte das Blaulicht ausschalten?«
    »Könnten Sie bitte schweigen, bis Sie gefragt werden?«, gab er beißend zurück.
    »Nur, weil ich hier wohne«, fuhr sie zaghaft fort.
    Er ließ es blinken. Die blauen Blitze wurden von den Mauern reflektiert. Er schüttete den Inhalt ihrer Tasche auf dem Beifahrersitz aus. Ein Mascara und ein Lippenstift, eine Packung Zigaretten, Kent. Ein goldenes Feuerzeug.
    Er untersuchte die Brieftasche. Goldene Eurocard und silberne Visa Card. Darauf stand, dass sie Veronika Undset hieß und 1973 geboren war. Auf dem Foto hatte sie einen starren Blick und eine Dauerwelle. Ihre jetzige Frisur stand ihr besser. Ungebändigt und mit Pony. Außerdem enthielt die Brieftasche eine Kundenkarte und einen Mitgliedsausweis für ein Fitnesscenter, zwei Hundertkronenscheine und einen Zweihunderter. Keinen Führerschein.
    »Was machen Sie, Veronika?«
    »Wie Sie sehen, sitze ich hier.«
    Er begegnete ihrem Blick im Rückspiegel. Augenfarbe grün. Sie zwinkerte.
    »Ich meine beruflich, was ist Ihr Beruf?«
    »Ich bin selbstständig.«
    »Was verkaufen Sie?«
    »Private Haushaltshilfe.«
    »Nachts?«
    Sie seufzte schwer und wandte sich ab. »Am Tage, und jetzt war ich zu Besuch bei einem alten Freund.«
    Er versuchte, ihren Blick wieder einzufangen, ohne Erfolg.
    Zwei braune Pillen, in Cellophan eingewickelt, lagen unter einem Schlüsselbund. »Was ist das, Veronika?«
    »Voltaren, gegen Muskelschmerzen. Auf Rezept gekauft. Hab mir beim Tanztraining eine Zerrung geholt, vor ein paar Wochen.«
    Auf Rezept. Das hätte sie nicht sagen müssen.
    Der Parfümflakon war orange, Lancôme; die Kaugummipackung frisch geöffnet. Extra. Sie lag auf einer flachen Schachtel mit Reklamestreichhölzern aus einem Restaurant. Das letzte Objekt war eine Packung Slipeinlagen - ungeöffnet. Noch einmal wechselten sie einen Blick im Spiegel, und er legte die Packung zurück. »Sorry«, sagte sie und lächelte frech. Die stachelbeerfarbenen Augen blitzten grün unter dem struppigen Pony.
    Er kramte nach den Reklamestreichhölzern; einige waren abgebrannt. Er öffnete die Zigarettenschachtel. Sie hatte drei Zigaretten geraucht. Wenn sie Streichhölzer benutzt hatte, warum trug sie dann ein Feuerzeug mit sich herum?
    Er klappte es auf. Betätigte den Zündmechanismus. Das Zündrädchen

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