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Reine Glückssache

Reine Glückssache

Titel: Reine Glückssache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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fesseln. Es gelang ihr sogar, ihm beide Handschellen anzulegen, doch just in dem Moment piepste mein Handy.
    Es war Grandma Mazur. Als Grandpa Mazur die irdischen Spielchips beiseite gelegt und zum Oberzocker in den Himmel aufgestiegen war, war Grandma Mazur zu meinen Eltern gezogen.
    »Deine Mutter hat sich im Badezimmer eingeschlossen, und sie will nicht wieder rauskommen«, sagte Grandma. »Sie ist seit anderthalb Stunden da drin. Ich sag’s dir, das sind die Wechseljahre. Deine Mutter war immer sehr vernünftig, bis die Wechseljahre kamen.«
    »Bestimmt badet sie nur.«
    »Das habe ich zuerst auch gedacht, aber so lange war sie noch nie im Badezimmer. Ich bin gerade eben noch mal hingegangen und habe gerufen und gegen die Tür gehämmert, aber sie antwortet einfach nicht. Sie könnte längst tot sein. Vielleicht hatte sie einen Herzinfarkt und ist in der Badewanne ertrunken.«
    »Schreck, lass nach!«
    »Kannst du nicht herkommen und die Tür aufbrechen, so wie das letzte Mal, als deine Schwester sich ins Badezimmer eingeschlossen hatte?«
    Weihnachten hatte sich meine Schwester Valerie mit einem Schwangerschaftstest ins Badezimmer eingeschlossen. Der Test war immer wieder positiv gewesen, und ich an Valeries Stelle hätte mich auch für den Rest meines Lebens ins Badezimmer eingeschlossen.
    »Ich habe damals die Badezimmertür gar nicht aufgebrochen«, klärte ich Grandma auf. »Ich bin über die hintere Veranda aufs Dach geklettert und dann durchs Fenster eingestiegen.«
    »Egal. Wenn du nur herkommst und es noch mal machst. Dein Vater ist irgendwo unterwegs, und deine Schwester ist nicht da. Ich würde ja auf das Türschloss schießen, aber das letzte Mal ist die Kugel quergeschlagen und hat eine Tischlampe zerdeppert.«
    »Ist das auch ganz bestimmt ein Notfall? Ich bin nämlich gerade sehr beschäftigt.«
    »Schwer zu sagen, was in diesem Haus noch ein Notfall ist oder nicht.«
    Meine Eltern wohnten in einem kleinen Reihenhaus – drei Schlafzimmer, ein Badezimmer –, das mit meiner Mutter und meinem Vater, meiner Oma, meiner kürzlich geschiedenen, hochschwangeren Schwester und ihren beiden Kindern als Bewohnern aus allen Nähten platzte. Der Notfall war der Normalfall.
    »Nicht schlappmachen«, sagte ich zu Grandma. »Ich bin in der Nähe. Ich bin in zwei Minuten da.«
    Lula sah auf Punky herab. »Und was machen wir mit dem da?«
    »Den nehmen wir mit.«
    »Von wegen«, sagte Punky. »Mich kriegen keine zehn Pferde von hier weg.«
    »Ich habe keine Zeit für solche Mätzchen«, sagte ich zu Lula. »Du bleibst hier und spielst den Babysitter. Ich schicke Vinnie her, soll der ihn abholen.«
    »Jetzt mach dich auf was gefasst«, sagte Lula zu Punky.
    »Vinnie steht auf vaselinebeschmierte Fettsäcke. Er soll mal ein Verhältnis mit einer Ente gehabt haben. Für Vinnie bist du ein gefundenes Fressen.«
    Ich hastete die Treppe hinunter, durch die Haustür nach draußen zum Auto. Unterwegs zum Haus meiner Eltern rief ich Vinnie an und klärte ihn über Punky auf.
    »Bist du verrückt geworden?«, brüllte Vinnie mich an.
    »Ich fahre doch nicht los und hole eingefettete, nackige Männer für dich ab. Ich bin Kautionsbürge. Ich bin kein Abholdienst. Ein für alle Mal: Ich leihe den Leuten das Geld für die Kaution. Damit sie bis zum Prozesstermin auf freiem Fuß sind. Mehr nicht. Wenn sie nicht bei Gericht erscheinen, dann ist es
deine
Aufgabe, die Leute festzunehmen und bei der Polizei abzuliefern. Sonst streicht das Gericht die Kaution ein, und ich sehe von meinem Geld nichts wieder.«
    »Na gut. Dann fährst eben du zu meinen Eltern und holst meine Mutter aus dem Badezimmer.«
    »Ist ja schon gut. Ich hole deinen Klienten ab. Aber es gibt ein trauriges Bild ab, wenn ich der einzige Normale in dieser Familie bin.«
    Dagegen konnte ich schlecht was sagen.
    Grandma Mazur wartete bereits, als ich vor dem Haus meiner Eltern vorfuhr. »Sie ist immer noch drin«, sagte sie.
    »Sie redet nicht mit mir. Sie redet mit gar keinem.«
    Ich rannte die Treppe hoch und probierte die Badezimmertür. Abgeschlossen. Ich klopfte. Keine Antwort. Ich rief meine Mutter durch die Tür. Noch immer keine Antwort. Mist. Ich rannte die Treppe wieder hinunter, nach draußen, und holte die Trittleiter aus der Garage. Ich stellte die Leiter auf die hintere Veranda und stieg auf das schindelbedeckte Vordach, das an der Rückwand des Hauses klebte und über das man zum Badezimmerfenster gelangte. Ich schaute hinein.
    Meine Mutter lag mit

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