Reine Glückssache
raus?«, fragte ich in der Seitenkulisse einen Mann mit fettigen Haaren.
Der Mann mit den fettigen Haaren zeigte auf eine Tür, und wir brachen durch, rannten einen Flur entlang, durch eine zweite Tür und fanden uns im Kasino wieder.
Connie strich ihren Rock glatt und tastete ihren Kopf ab, ob auch keine Nüsschen in ihren Haaren stecken geblieben waren. »Das hat Spaß gemacht«, sagte sie. »Und jetzt gehe ich an die Tische mit den Würfelspielen.«
»Ja, ja«, sagte Lula und verstaute den Tanga in ihrer Handtasche. »Ich mache mich als Erstes mal an die Spielautomaten ran.«
»Sag mal«, fragte ich Lula, »woher hast du eigentlich den Tanga?«
»Der steckte in meiner Handtasche«, sagte Lula. »Ich habe mal irgendwo gelesen, dass man auf Reisen immer frische Unterwäsche für den Notfall dabeihaben sollte.« Lula musterte meine Frisur. »Du hast dir da so grünliches, schleimiges Zeug ins Haar geschmiert«, sagte sie. »Sieht so aus, als hätte dir jemand einen von diesen neuartigen Drinks über den Kopf geschüttet.«
Das hatte mir gerade noch gefehlt. »Ich gehe aufs Zimmer«, sagte ich. »Mir die Haare waschen und dann ab ins Bett. Mir reicht’s für heute.«
»Und die Spielautomaten?«, wollte Lula wissen.
»Können warten bis morgen.« Vielleicht.
Um sieben Uhr am nächsten Morgen waren Lula und Connie noch immer nicht zurück auf dem Zimmer. Ich zog mir meine Jeans an, mein Lakewood-Blue-Claws-T-Shirt mit dem Maskottchen des Baseballvereins drauf, einem blauen Krebs, darunter die Aufschrift
Sackratten,
ließ mein Haar unter einer Baseballmütze verschwinden und ging nach unten, um mich auf die Suche nach Lula zu machen. Ich entdeckte sie in der Cafeteria, wo sie gerade zusammen mit Connie frühstückte. Auf dem Teller vor sich hatte Lula ein Rührei aus etwa zwei Dutzend Eiern und kiloweise kleine Würstchen. Connie hatte nur einen Kaffee bestellt.
Lula wirkte aufgekratzt, eigentlich nicht viel anders als die Alltags-Lula. Connie sah aus, als wäre sie zwischendurch mal gestorben aber von den Toten wieder auferstanden. Ihr schwarzes Haar war total fransig, hier und da stand es vom Kopf ab. Ihre Wimperntusche war verschmiert, wodurch ihre Tränensäcke noch hervorgehoben wurden. Am meisten schockierte mich aber, dass sie keinen Lippenstift aufgetragen hatte. Noch nie hatte ich Connie ohne Lippenstift gesehen.
Ich nahm Platz und klaute mir ein Würstchen von Lulas Teller.
»Wie spät ist es?«, fragte Connie.
»Halb acht«, antwortete ich.
»Morgens oder abends?«
»Morgens.«
Die Cafeteria lag etwas abseits vom Kasino. Im Kasino selbst herrschte normaler Betrieb, nur die Gäste waren weniger zahlreich. Die Tische bevölkerten leicht verlebte Gestalten in kurzärmligen Hemden, der harte Kern von Spielern, der schon seit gestern Abend mit von der Partie war. Die Meute vor den Spielautomaten war schon wacher. Frühaufsteher, die sich den Kick für den bevorstehenden Tag holten. Ich selbst war keine großartige Spielerin, aber ich hatte was übrig für das Blinken und für die Farben in Kasinos. Mir gefielen die Neonlichter, das Klingeln und Pfeifen, und das
tsching-tsching
der Geldmünzen, ob verloren oder gewonnen.
»Las Vegas hat durchgehend geöffnet«, sagte Lula. »Nicht zu fassen. Und ich habe noch keinen Schritt raus aus meinem Hotel gemacht. Dabei soll es hier einen Eiffelturm und die Brooklyn Bridge und alle möglichen anderen Sehenswürdigkeiten geben.«
»Was hast du die Nacht über gemacht?«
»Angefangen habe ich an den Spielautomaten«, sagte Lula. »Aber da war mir kein Glück beschert. Deswegen bin ich rüber zu den Blackjack-Tischen. Da klappte es erst ziemlich gut, aber dann hatte ich Pech. Und jetzt stehe ich da und bin … pleite. Gut, dass Vinnie für das Frühstück bezahlt.«
Connie hatte den Kopf auf den Tisch gelegt. »Ich habe mein ganzes Geld verloren. Ich habe zu viel getrunken. Und meine Schuhe sind auch weg.«
Wir guckten unter den Tisch. Tatsächlich, Connie hatte keine Schuhe mehr an.
»Ich habe sie irgendwo liegen lassen«, sagte Connie. »Keine Ahnung wo.«
»Das Schönste kommt ja erst noch«, kündigte Lula an.
»Frag sie mal nach dem Foto.«
Aus ihrer großen Umhängetasche aus Leder zog Connie ein Foto, das in einem Passepartout aus Pappe steckte. Das Bild zeigte sie mit einem kleinen Mann in einem taubenblauen Smoking. Der kleine Mann hatte Koteletten und eine Elvis-Frisur. Connie hielt ein Brautsträußchen in Händen. »Es könnte sein, dass
Weitere Kostenlose Bücher