Reine Glückssache
ägyptischen Grabmal. Wunderbar! Ich habe Lust auf Glücksspiele. Wo sind die Spielautomaten? Wo sind die Kartentische? Für Siebzehnundvier und so.«
»Ich gehe ins Bett«, sagte ich zu Lula. »Wir müssen morgen früh raus, bleib also nicht zu lange auf.«
»Hör ich recht? Du bist in Las Vegas und du willst ins Bett? Nichts da, meine Liebe. Kommt gar nicht in Frage.«
»Ich spiele nicht. Ich habe nie Glück.«
»Die Spielautomaten wirst du doch wohl bedienen können. Man wirft Geld ein und drückt auf den Knopf, mehr nicht.«
»Ich bin ganz scharf auf die Würfelspiele«, sagte Connie.
»Ich stelle meinen Koffer im Zimmer ab, und dann geht’s gleich ab an die Tische mit den Würfelspielen.«
»Siehst du?«, sagte Lula zu mir. »Wenn du nicht mitkommst, stehe ich ganz allein da, weil nämlich Connie zu den Würfelspielen geht.«
Ein schwer wiegendes Argument. Lula allein auf Las Vegas loszulassen war keine gute Idee. »Na gut«, gab ich klein bei, »ich schließe mich an. Aber ich will nicht spielen. Ich weiß nicht, was man da machen muss, und ich verliere sowieso immer.«
»Du musst spielen, wenigstens einmal«, sagte Lula. »Das kannst du nicht machen. In Las Vegas sein und kein einziges Mal an einem Spielautomaten stehen! Bestimmt gibt es sogar ein Gesetz, das besagt, dass Spielen hier Pflicht ist.«
Eine Viertelstunde später hatten wir eingecheckt und gingen auf unser Zimmer. Wir trugen frischen Lippenstift auf, danach waren wir bereit zum Angriff.
»Las Vegas liegt uns zu Füßen«, sagte Lula und schloss hinter uns die Tür ab.
»Ich habe heute meine Glücksschuhe angezogen«, sagte Connie, die uns im Flur vorausging. »In meinen Glücksschuhen kann ich gar nicht verlieren.«
Ich ging ein Stück hinter Connie her, und zum ersten Mal nahm ich bewusst ihre Rückseite wahr. Was ich zu sehen bekam, haute mich um. Connie war wie eine kleinere italienische Ausgabe von Mae West. Ihre Hüften waren rund und üppig, und ihre Brüste waren rund und üppig. Und wenn Connie ging, geriet alles an ihr in Bewegung. Connie schwang ihren Hintern durch den Flur. Sie war ein echtes Weibsbild. Connie hätte in jedem Gangsterfilm, der während der Prohibition in Chicago spielt, auftreten können.
Wir kamen an den Aufzug und warteten darauf, dass sich die Tür öffnete, gackerten und machten uns vor dem Flurspiegel noch etwas zurecht. Die Tür öffnete sich, wir traten in die Aufzugkabine, fuhren ein Stockwerk tiefer, und zwei Männer stiegen ein. Der eine war knapp einsachtzig Meter groß, hatte einen Bierbauch und sah um die sechzig aus.
Der andere war normal gebaut, Anfang vierzig und so klein, dass seine Augen in Höhe meines Busens waren. Beide hatten sich in hautenge Overalls gezwängt, die Hosenbeine mit Schlag, die Hemdkragen aufgestellt. Pailletten schmückten die Overalls, die im Aufzuglicht glitzerten. An den Fingern der beiden steckten dicke Ringe, das mit pechschwarzer Schuhcreme eingefettete Haar war toupiert, die Koteletten lang und breit. Die beiden Männer trugen Namensschildchen, der Große hieß Gus, der Kleine Wayne.
»Wir sind Elvis-Imitatoren«, klärte uns der Kleine auf.
»Wäre ich niemals drauf gekommen, Sherlock«, sagte Lula.
»Wir gehören zu der Versammlung. In dem Hotel wohnen tausendvierhundert Elvis-Imitatoren.«
»Wir sind gerade erst angekommen«, sagte Lula. »Wir wollen uns ein bisschen an den Spielautomaten vergnügen.«
»Wir gehen zu der Show«, sagte Gus. »Wir haben gehört, dass Tom Jones heute Abend in der Lounge auftritt.«
Lulas Augen weiteten sich auf Enteneigröße und traten aus den Höhlen hervor. »Tom Jones? Wollen Sie mich verscheißern? Ich schwärme für Tom Jones.«
»Dann kommen Sie doch mit«, schlug Wayne vor. »Wir hätten nichts gegen ein paar Miezen einzuwenden, oder Gus?«
Lula sah auf Wayne herab. »Hören Sie, Shorty«, sagte sie.
»Ich stehe nicht so auf diese gönnerhafte, sexistische Miezen-Scheiße, klar?«
»Wir müssen so reden«, sagte Wayne. »Wir sind Elvis-Imitatoren. Wir sind in Las Vegas, Baby.«
»Ach so. Das sehe ich natürlich ein. Entschuldigung«, sagte Lula.
Der Aufzug kam im Erdgeschoss an, und wir stiegen aus und eilten durch das Kasino zur Lounge. Connie, Lula, ich und die beiden schrägen Elvis-Imitatoren. Vor der Lounge wurden wir von einer Horde Menschen aufgehalten, die alle auf Einlass warteten.
»Mist«, sagte Lula. »So viele Leute. Wie sollen wir da reinkommen?«
»Elvis lassen sie immer durch«, sagte der
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