Reine Glückssache
Karton herum. »Wo ist meine Glock? Wo ist meine Waffe?« Sie stülpte den Karton um, und ein Zettel und ein Elektroschocker fielen heraus. Ich nahm den Zettel und überließ Lula den Elektroschocker.
Rufen Sie an, wenn Sie Hilfe brauchen. Ich hole Sie um sechs Uhr in Ihrem Zimmer ab, um Sie zum Flughafen zu bringen. Erik.
Am unteren Rand des Zettels stand seine Telefonnummer.
Lula sah mir über die Schulter und las mit. »Wer ist Erik?«
»Ranger hat mir gesagt, er wollte mir Hardware schicken, um die Sachen aus unserem verloren gegangenem Gepäck zu ersetzen. Anscheinend wird Erik mit der Hardware mitgeliefert.«
Ich lud die Achtunddreißiger und ließ sie in meine Tasche gleiten. Die kleine Dose Pfefferspray stopfte ich in meine Hosentasche, die Handschellen hinten in den Hosenbund, ein Armreif rein, der andere baumelte draußen. Dann schlüpfte ich in ein Sweatshirt mit Reißverschluss vorne, in dem ich garantiert schwitzen würde, aber es verdeckte die Handschellen. Zum Schluss bat ich den Portier, den Wagen aus der Hotelgarage kommen zu lassen.
»Ich komme mit«, sagte Connie. »Ich brauche fünf Minuten, ich springe nur rasch unter die Dusche.«
Eine halbe Stunde später verließen wir unser Zimmer und fuhren hinunter ins Foyer, Lula zu meiner Linken, Connie zu meiner Rechten. Connie hatte einen Kautionsmakler am Ort angerufen und sich noch mal Waffen schicken lassen, sie und Lula trugen infolgedessen jeder zwei Pistolen am Leib. Je eine hinten im Hosenbund, und je eine in ihren Handtaschen. Meine Angst, von dem Nelkenkiller erschossen zu werden, war nicht halb so groß wie die, von Connie oder Lula erschossen zu werden.
»Weißt du, was ich glaube?«, sagte Lula im Aufzug zu mir.
»Wir sind eine wandelnde Katastrophe.«
Ich hätte Erik bitten können, uns zu begleiten, aber ich hatte in der Vergangenheit so meine Erfahrungen gemacht mit Rangers Leuten. Niemand konnte mir garantieren, dass Erik nicht genauso Furcht erregend war wie möglicherweise der Nelkenkiller. »Haltet ihr nur die Augen offen. Dann wird schon nichts passieren.«
Connie sagte nichts, Connie hatte irgendwelche Mafialeichen im Keller, und sie nahm das Soldatische ernst.
Mittag war bereits durch, als wir in Susan Lus Einfahrt bogen. Lula, Connie und ich stiegen aus und schellten an der Tür.
Susan Lu war etwa 1,60 Meter groß, hatte ein flaches Mondgesicht und glattes, schimmerndes schwarzes Haar. Sie sah älter aus als Singh, zwischen vierzig und fünfundvierzig.
Sie wirkte verstört, als sie uns auf ihrer Veranda sah, und sogleich wurde sie abwehrend. Wahrscheinlich sahen wir aus wie die Zeugen Jehovas oder so, deswegen konnte ich die Abwehrhaltung nachvollziehen. Ich blickte über ihre Schulter hinweg in den Flur und sah, hinter einem Kindergitter, das ihn in die Küche verbannte, einen kleinen weißen Hund mit krausem Fell. Buuh.
Ich zeigte Susan Lu meinen Ausweis, stellte Lula und Connie vor und fragte sie, ob wir eintreten dürften. Lu sagte Nein, aber wir gingen trotzdem hinein. Lu war leichte Beute.
Ich wusste bereits, dass Singh nicht zu Hause war, das Auto stand ja noch immer nicht in der Einfahrt. Außerdem durfte ich mit Sicherheit annehmen, dass er tot war. Trotzdem fragte ich nach.
»Ist Samuel Singh da?«
»Nein«, sagte sie. »Er ist gleich heute Morgen aus dem Haus gegangen, um Zigaretten für mich zu kaufen, und seitdem ist er weg. Er hätte schon vor Stunden zurück sein müssen. Und ans Handy geht er auch nicht. Männer sind eben Scheißkerle. Ich würde mich ja gerne weiter mit Ihnen unterhalten, aber ich muss jetzt zur Arbeit, und ohne meine blöden Zigaretten bin ich nicht in Gesprächslaune.«
Der Hund fing jetzt an zu bellen.
Wuff. Wuff. Wuff.
Bei jedem Wuff hoben sich die Vorderpfoten vom Boden.
»Gehört der Hund Samuel?«
»Ja. Ich weiß auch nicht, was mit ihm los ist. Meistens hockt der kleine Pisser nur griesgrämig in der Ecke. Er hat vorher noch nie versucht, hier auszubrechen.«
Lula wich ein paar Schritte zurück und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Weiß der Geier, was sie alles in ihrer Handtasche dabeihatte. Saftiges Schwein, zwei Dutzend Hamburger, einen Zehnkilo-Truthahn.
»Sammy hat den Hund nur mitgenommen, um eine fiese alte Dame und ihre Tochter zu ärgern. Er hat bei ihnen gewohnt, und die Frau muss die reinste Schreckschraube sein, behauptet er wenigstens. Er wollte ein Foto von sich und dem Hund machen und es ihnen schicken, aber er ist nicht dazu gekommen. Wenn
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