Reine Glückssache
öffneten sich, und wir stiegen aus.
»Einen schönen Tag noch, Mrs. Bestier«, wünschte ich ihr.
»Und lassen Sie sich keine falschen Fünfziger andrehen«, flötete Mrs. Bestier hinter uns her.
Aus Butchy Salazars Kautionsvereinbarung ging hervor, dass er zur Miete im Obergeschoss eines Zweifamilienhauses in der Allen Street wohnte. Seit Jahren arbeitete Butchy Nacht für Nacht als Barkellner in einer Spelunke in der Front Street. Die Chancen, dass er jetzt zu Hause war, standen also nicht schlecht.
Tank schritt einmal die Hausfront ab, aber es tat sich nichts. Er kehrte zurück und stellte den Wagen zwei Häuser weiter auf der gegenüberliegenden Straßenseite ab. Ich rief Butchy von meinem Handy aus an, erwischte aber nur seinen Anrufbeantworter. Ich hinterließ keine Nachricht. Tank und ich stiegen aus und gingen zu dem Haus. Einen Hintereingang gab es nicht, darum brauchte man sich also nicht zu kümmern. Wir stellten uns zu beiden Seiten der Haustür auf. Ich drückte die Klingel für die obere Etage und wartete. Nichts geschah. Ich klingelte noch mal.
Die Tür im Erdgeschoss öffnete sich, und eine ältere Frau steckte den Kopf heraus. »Butchy ist nicht zu Hause, und meine Katzen mögen es nicht, wenn jemand Butchys Klingel drückt«, sagte sie. »Die Klingel macht sie verrückt. Es sind sehr sensible Tiere.«
»Wissen Sie, wo Butchy ist?«
»Heute ist sein freier Tag. Ich glaube, er ist gerade los, seine Einkäufe machen oder so. Er kocht zwar nicht oft. Hauptsächlich kauft er Bier und schmutzige Heftchen. Eins sage ich Ihnen, das Viertel hier geht den Bach runter.«
Die Frau machte die Tür zu, und ich sah Tank an. Es war komisch, bei einem Zugriff von ihm begleitet zu werden. Irgendwie hatte ich mich an Lula gewöhnt, Lula mit ihren schrägen Klamotten und der großen Klappe.
»Na dann«, sagte ich, »nehmen wir uns den Vergewaltiger vor. Steven Wegan. Auf Butchy können wir später noch zurückkommen. Wegan wohnt in Hamilton Township, in einer der Straßen mit den Wohnblöcken, die von der Klockner Avenue abgehen.«
Kurz darauf standen wir auf dem Parkplatz vor Steven Wegans Wohnung. Wir blieben einige Minuten im Wagen sitzen, um ein Gespür für das Geschehen zu bekommen. Zwei Häuser weiter verließ eine Frau ihre Wohnung, stieg in ein Auto und fuhr los. Sonst tat sich nichts.
»Einer von uns sollte den Hintereingang übernehmen«, sagte ich.
»Kann ich nicht machen«, sagte Tank. »Mein Auftrag lautet, dich zu beschützen, und wenn ich dich nicht sehe, kann ich dich nicht beschützen.«
»Es hat uns niemand verfolgt bis hierher. Ich habe immer in den Rückspiegel geguckt.«
Tank setzte eine steinerne Miene auf. Er rührte sich nicht vom Fleck.
»Also gut«, sagte ich. »Dann gehen wir eben beide zum Vordereingang.«
Wir stiegen aus dem Truck, überquerten den Parkplatz, und ich schellte bei Wegan. Er machte gleich auf. Ersttäter muss man einfach gerne haben, sie kennen den Drill noch nicht. Das nächste Mal würde sich Wegan durch den Hintereingang davonmachen und sich im Müllcontainer verstecken.
Wegan war knapp 1,75 Meter groß, schlank, trug sein dunkelblondes Haar kurz und hatte braune Augen. Laut Unterlagen war er sechsundzwanzig Jahre alt, ledig.
»Ja, bitte?«, sagte er, sah erst mich an, dann zu Tank hinauf. Bei Tanks Anblick fing es in Wegans Kopf an zu arbeiten. So einen wie Tank wollte man nicht gerade unerwartet auf der Matte stehen haben.
»Steven Wegan?«, fragte ich.
Wegan schluckte. »Hm.«
Ich stellte mich vor und erklärte Wegan, dass er seinen Gerichtstermin verpasst hätte und dass er einen neuen vereinbaren müsse. Wegan nickte heftig, aber in seinen Augen stand ein großes Nein. Ich fasste nach hinten und zog die Handschellen hervor. Wegan wurde blass, drehte sich um und nahm Reißaus. Bevor ich einen Ton sagen konnte, hatte Tank Wegan am Genick gepackt und hob ihn hoch. Wegan trat mit den Füßen um sich, aber erlahmte dann. Tank schüttelte ihn, so dass die Füße des armen Kerls hin und her baumelten. »Ich werde Sie jetzt wieder absetzen«, sagte Tank.
»Und Sie werden keine Dummheiten machen, verstanden?«
»Ver-ver-verstanden«, sagte Wegan.
Ich legte Wegan die Handschellen an, schloss seine Wohnungstür ab, und wir gingen zu Tanks Geländewagen. Wegan verfrachteten wir auf den Rücksitz.
Unwillkürlich musste ich denken, dass es ohne Tank bestimmt anders verlaufen wäre. Lula und ich hätten Wegan durch die ganze Wohnung verfolgt, hätten bei
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