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Reingekracht: Familien-Bullshit-Bingo (German Edition)

Reingekracht: Familien-Bullshit-Bingo (German Edition)

Titel: Reingekracht: Familien-Bullshit-Bingo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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alles hier vorbei war, wollte ich mir gar nicht vorstellen. Er würde wohl kaum einfach zur Tagesordnung übergehen. Und was, wenn doch? Wenn er von alldem hier nicht berührt wurde, sondern es ihm völlig gleichgültig war? Wenn die Berührungen, der Kuss –
ich
– ihn kalt ließen?
    „Küssen, küssen, küssen“, skandierte auf einmal jemand. Oh Nein! Nicht das auch noch! Ich sah uns tatsächlich schon auf Gespräche über Analpenetration zumarschieren. Ein anderer fiel in die Forderung mit ein, jemand klopfte zur Unterstützung auf den Tisch. Bald forderte eine hartnäckige Gruppe im Chor:
    „Küssen, küssen, küssen“, und klatschte dabei im Rhythmus. Ich lächelte Patrick gequält an und auch wenn ich mir nichts mehr wünschte, als einen Kuss, murmelte ich so leise, dass nur er es hören konnte:
    „Ignorier' sie, sie hören schon auf damit.“
    Patrick legte einen Finger unter mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. Ich schluckte heftig. Sein Blick kribbelte bis in die Zehenspitzen.
    „Geben wir ihnen was sie wollen, so bringen wir sie am schnellsten zum Schweigen“, schlug er vor und lächelte mich abenteuerlustig an.
    Es war ein Spaß für ihn. Für mich nicht. Aber wollte ich mich wirklich gegen einen Kuss wehren? Patrick wartete tatsächlich ab bis ich zustimmend nickte, dann fing er meinen Mund ein und begann, mich vor der gesamten Familie zu küssen. Das Johlen und Klatschen hörte ich nur noch von weiter Ferne her. Patrick küsste mich so zärtlich und spielerisch wie schon im Auto. Mit geschlossenem Mund drückte er seine Lippen mal sanfter, mal fester auf meine, strich darüber. Ein zärtlicher wie züchtiger Kuss, passend zur Show für die Familie.
    Sachte legte er die Hände an meine Wangen und versperrte damit die Aussicht auf unsere Münder, fast so, als wolle er etwas von diesem Kuss nur für uns bewahren. Das war so wunderbar, so nett, so fürsorglich und liebenswert, dass ich beinahe losgeweint hätte. Seine Zunge traf mich so unvorbereitet, dass ich zunächst annahm, er würde mit dem Daumen über meine Lippen streichen (was auch geil gewesen wäre). Ich zuckte am ganzen Körper zusammen, schnappte nach Luft und entließ in den Kuss hinein ein überraschtes Stöhnen. Was machte Patrick da? Warum machte er das?
    Ich vergaß diese Fragen schnell, als seine Zunge sich zwischen meine Lippen hindurchschlängelte, sich sein Mund weiter öffnete um tiefer in mich zu gleiten. Ich hatte schon öfter geküsst, doch ich stellte mich an als wäre es das erste Mal. Sollte ich mit meiner Zunge darauf reagieren? War das seine Absicht? Würde ich ihn verschrecken, gar anekeln, wenn ich mit meiner Zunge auf seine stieß? Ich verlor fast die Besinnung als ich es wagte, als ich zaghaft kostete, ihn rau, nass und warm schmeckte. Dann kippte ich vollends in den Kuss hinein, fand kein Halten mehr, keine Scheu, wollte alles was ich in diesem Moment kriegen konnte. Ich öffnete den Mund weit, ließ ihn tief in mich dringen, wagte endlich, auch in ihn zu gleiten.
    Ich stellte mir nicht die Frage, warum ein Hetero, zudem der Freund meiner Schwester, mich so küsste, sich so küssen ließ, sondern ließ mich ganz in diesen Rausch fallen. Als wir uns voneinander lösten saß niemand mehr um uns herum. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sie aufgestanden und weggegangen waren. Zumindest bei Susi hätte ich es merken müssen, da ich ja mehr oder weniger halb auf ihr drauf gesessen hatte. Jetzt erst hörte ich das Klimpern von Geschirr, das Rücken von Stühlen, Gelächter und eifriges Plappern vom Essenstisch her.
    „Na, wollt ihr auch etwas essen, oder ernährt ihr euch nur von Luft und Liebe?“, rief meine Mutter vom Tisch aus herüber und alle lachten. Julia saß mit dem Rücken zu uns und bediente sich offenbar eifrig aus den Schüsseln. Wie musste es ihr ergehen, ihren Bruder und ihren Freund wild miteinander knutschen zu sehen? Ich hatte keinen Appetit. Flucht schien immer noch eine verlockende Lösung.
    „Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist“, entschuldigte ich mich leise bei Patrick für diese sinnliche Eskalation. Er wirkte erstaunt, ging aber nicht näher darauf ein. Stattdessen wackelte er vielversprechend mit den Augenbrauen und meinte:
    „Essen klingt prima.“
    Damit erhob er sich und marschierte zum Tisch, ließ sich auf den Stuhl neben Julia nieder und strich kurz mit einer Hand über ihren Rücken. Ich seufzte. Wie hatte ich vergessen können, dass er ihr Freund

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