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Reingekracht: Familien-Bullshit-Bingo (German Edition)

Reingekracht: Familien-Bullshit-Bingo (German Edition)

Titel: Reingekracht: Familien-Bullshit-Bingo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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wohl der Bruder seiner Freundin aussah und nickte höflich zum Gruß. Meine Mundwinkel wackelten komisch – ich glaube nicht, dass ich ihn anlächelte, ich wirkte auf ihn wohl eher mürrisch, denn ich konnte meine Gesichtszüge nicht kontrollieren. Mir verschlug es die Sprache, ich wurde nervös und ließ mir Zeit, mich wieder aufzurichten und meiner Schwester anerkennend zuzuzwinkern.
    „Du hast einen …
Freund
?“, presste ich heraus – das Wort wollte in diesem Zusammenhang kaum über meine Lippen. Unter ihrer riesigen Sonnenbrille – ich hasste dieses Ding da ich ihre Augen nicht sehen konnte – streckte sie die Zunge zu einem gemeinen
'Bätsch, heute spielst du alleine Single'
, heraus. Sie öffnete mir die Tür zur Rückbank und ich schlurfte wieder ums Auto herum zurück, um mich auf den abgewetzten Sitz zu schieben.
    „Patrick“, stellte sich der Freund meiner Schwester vor, als er sich zu mir herumdrehte und mir die Hand entgegenstreckte.
    Er war ein blasser, fragiler Typ mit schmalen Wangen, sinnlichen Lippen, großen Augen und einer markanten aber fein geschnittenen Nase. Vielleicht brannten ihm ja die Augen, denn er machte sie nicht ganz auf, aber ich konnte erkennen, dass sie sehr hellblau waren, fast grau. Dadurch, und durch die Augenringe, das etwas struppige, rotblonde Haar und die Bartstoppeln wirkte er irgendwie verschlafen. Ich hatte
sofort
das Bild vor Augen, wie er nach einer gemeinsamen Nacht in meinem Bett erwachte, nackt und gehüllt in schneeweiße Laken, und mich dann im warmen Licht des Morgens schlaftrunken anblinzelte.
    Patrick saß, daher konnte ich nicht sehen, wie groß er war, aber seiner Hand nach zu urteilen war er mindestens so groß wie ich. Es war eine feingliedrige Hand und der Druck, den er ausübte, fühlte sich so vertraut an, ich wollte am liebsten nicht mehr loslassen.
    Seit wann stand meine Schwester auf so helle, schmale Typen? Ihr bevorzugtes Beuteschema waren Männer mit schwarzen Haaren, ordentlichen Muskeln und einer gesunden Bräune. Kerle, die anpacken konnten, die alleine einen Schrank die Treppen hoch wuchten konnten, Motorrad fuhren und wussten, wie man mit einer Kettensäge umging.
    Patrick sah aus wie jemand, der leicht einen Sonnenbrand bekam, höchstens eine zerfledderte Ausgabe von
Walt Withmans 'Grashalme'
mit sich herumtrug, und der einer Kettensäge noch nie näher gekommen war, als beim Schauen eines Films.
    Julias Männer trugen für gewöhnlich Jeans, bedruckte schwarze Shirts, Stiefel und Lederjacken. Patrick dagegen steckte in einem dunkelblauen, gestreiften und leicht abgetragenen Anzug, der verboten knapp saß. Ich freute mich aufs Aussteigen, auf den Blick den mir dieser Schnitt gewähren würde.
    „Nino“, krächzte ich und gab mich neurotischen Überlegungen hin, ob ich ihn zu lange angestarrt hatte, ob meine Stimme zu erfreut geklungen hatte oder – im Gegenteil – zu distanziert. Ich starrte auf sein Ohr als er wieder nach vorne sah, und Julia den Wagen durch den Stadtverkehr lenkte. Es war ein wohlgeformtes, rundes Ohr, nicht so langgezogen wie manche es hatten, und ein Ohrläppchen zum Anbeten. Ich begann ernsthaft daran zu zweifeln, dass ich es schaffen würde, eine Stunde hinter ihm zu sitzen ohne zumindest einmal daran zu knabbern.
    „Heute musst du ohne mich
'Single-Bullshit-Bingo'
spielen“, unterrichtete mich Julia, was mir angesichts ihrer Begleitung bereits klar geworden war. Dennoch ließ ich mich zu einem stumpfsinnig erstaunten: „Wirklich?“, hinreißen.
    Immerhin konnte keiner der beiden sehen, wie rot ich daraufhin wurde. Patrick wollte wissen, was das für ein Spiel war, und während Julia es ihm erklärte, betrachtete ich seinen Nacken, auf dem sich ein paar Sommersprossen ausgebreitet hatten. Obwohl ich kaum einen klaren Gedanken fassen konnte, meine Handflächen so schwitzten, dass ich sie ständig an der Jeans abwischen musste, und so fahrig war, dass ich mir vermutlich – bei dem Versuch, über die Augenbrauen zu streichen – mit dem Finger ein Auge ausgestochen hätte, begriff ich noch nicht meine Lage.
    „Bist du überzeugter Single, oder hast du nur noch nicht die Richtige gefunden?“, drang plötzlich eine Frage an mein Ohr. Das gehörte zu einer der
'Bullshit-Bingo'
Fragen, daher realisierte ich nicht sofort, dass mich Patrick das ernsthaft gefragt hatte. Ich glotzte verträumt aus dem Fenster und stellte mir vor, er säße nicht vor mir auf dem Beifahrersitz, sondern neben mir, sein Knie stieße

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