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Reinlich & kleinlich?! - wie die Deutschen ticken

Titel: Reinlich & kleinlich?! - wie die Deutschen ticken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yannik Mahr
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ausreichend bewiesen sein, dass die gute alte Kurtaxe eine deutsche Idee ist.
    Der Hinweis, dass die „Kurkarte immer bei sich zu führen“ sei, ist dabei auch in Situationen ernst zu nehmen, in denen man sonst nichts bei sich führt. Mir zumindest ist ein Spaziergang an einem Sylter FKK-Strand unvergessen, den ich mit einer Bekannten aus den neuen Bundesländern unternahm. Es war an sich alles andere als unangenehm, bis uns ein vollständig bekleideter Herr entgegenkam, den meine Begleitung zunächst für einen, ich zitiere, „perversen Spanner“ hielt.
    Tatsächlich ging er direkt auf uns zu und musterte währenddessen meine Bekannte, als müsse er anschließend jedes Detail ihres Körpers auf der örtlichen Polizeiwache zu Protokoll geben. Ich glaube, sie war kurz davor, ihm eine zu scheuern, als er uns den Weg verstellte und ohne ein Wort der Begrüßung sagte: „Die Kurkarten, bitte!“ Ich überlegte, wie diese Volksweisheit mit dem nackten Mann geht, dem man nicht in die Tasche oder sonstwohin greifen kann, während meine Begleitung versuchte, zeitgleich ihre primären Geschlechtsmerkmale mit den Händen zu bedecken.
    „Und?“, fragte der Angezogene, offenbar in der Erwartung, sie oder ich hätten in den uns verbleibenden Öffnungen etwas versteckt, was Ähnlichkeit mit einer Kurkarte hatte.
    „Was erlauben Sie sich, sie kleiner, per…“, setzte meine Bekannte an, bevor ich ihr mit der rechten Hand den Mund zudrücken konnte.
    „Lass mich mal machen, Anne“, sagte ich, nahm meinen Sonnenhut ab und zog aus dem kleinen Innenfach erst zwanzig Euro und dann meine Kurkarte heraus. Hatten Sie etwas anderes erwartet von einem, der Bücher über typische Deutsche schreibt?

Zeigt her eure Füße!

    Man kann Frauen und Frauenmagazinen vieles vorwerfen, aber nicht, dass sie in den vergangenen Jahrzehnten nicht alles versucht hätten, dem deutschen Mann die Vorliebe für weiße Tennissocken und Sandalen auszutreiben. Allein, genutzt hat es nichts. Selbst im aufgeklärten 21. Jahrhundert, in dem Männer wie selbstverständlich Handcremes, Conditioner und Deos benutzen, verraten sich deutsche Urlauber durch die oben beschriebene hochelegante Kombination. Und damit nicht genug. Auf die Frage, woran sie ihre Landsleute in der Fremde erkennen, antworten die meisten Bundesbürger: an Socken in Sandalen (auf den nächsten Plätzen folgen übrigens „dicker Bierbauch“ und „permanentes Herumgemecker“, ein weiterer Beweis dafür, dass zumindest zwei Kapitel dieses Buches so falsch nicht sein können).
    Die Frage ist doch: Woran liegt das? Haben deutsche Männer ständig kalte Füße? Brauchen sie, gerade am FKK-Strand, etwas, wo sie EC-, Kur- und sonstige Karten aufbewahren können? Oder hängt alles am Ende doch mit dem den Deutschen nachgesagten Hygienebewusstsein zusammen?
    Dafür würde sprechen, dass mehr als jeder zweite Bundesbürger nicht ohne seine Badelatschen – neudeutsch: Flip-Flops, altdeutsch: Adiletten – in den Urlaub fährt. Das sind gut fünfmal so viele wie im europäischen Schnitt, ergab die Umfrage eines Online-Reiseveranstalters. Aus eigener Erfahrung kann ich die Beobachtung nur bestätigen, wobei der Flip-Flop-Fetischismus eher ein weibliches Phänomen zu sein scheint. Meine Frau würde auf keinen Fall ohne ihr geliebtes, etwa zwölf Jahre altes Gummipaar reisen. Es ist das Erste, was ich nach der Ankunft im Hotel auspacken muss, während sie auf einem sicheren Stuhl wartet, die nackten Füße so weit es geht in der Luft. Niemals würde sie auf die Idee kommen, den Boden unserer Unterkunft barfuß zu betreten, vom Badezimmer oder der Dusche gar nicht zu reden. Mir macht das nichts aus, und bis vor Kurzem bin ich ganz normal durch unsere Hotels gerannt.
    Inzwischen hat mir meine Frau robuste Haus-Flip-Flops gekauft, und ich werde jedes Mal getadelt, wenn ich im Urlaub einen Schritt ohne mache. Wenn sie nicht genau guckt, behalte ich dabei manchmal sogar die Socken an …

Einigkeit und Recht und Mülltrennung

    Wer nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner der Deutschen sucht, findet – Müll. Nichts eint das Volk der Dichter und Denker so wie der Umgang mit den Dingen, die es nicht mehr braucht.
    Nur lächerliche zwei Prozent werfen ihren Müll einfach weg, ergab eine Umfrage des Marktforschungsinstituts Dialego. Die Mehrheit sammelt und trennt und sortiert, als würde davon der Fortbestand der Demokratie abhängen. Die Müllbehälter in Deutschlands Küchen haben deshalb längst

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