Reinlich & kleinlich?! - wie die Deutschen ticken

Zu sehr hatte ich offensichtlich inhaltlich mit ihm abgeschlossen, zu stark war ich entschlossen, als einer der ersten Deutschland-Beschreiber überhaupt ohne den Gartenzwerg auszukommen. Fast wäre es gelungen, fast wäre es bei der nicht nennenswerten Erwähnung im Kapitel „Nur die Harten kommen in den Garten“ geblieben. Doch dann, wenige Tage bevor „Reinlich & Kleinlich?!“ in den Druck gehen sollte, bekam ich Cover und Umschlag zur Freigabe geschickt, und sah ihm zum ersten Mal mitten ins Gesicht. Draußen regnete es, wir hatten Hochsommer, und drinnen tat mir der Gartenzwerg leid, dessen Silhouette in den nächsten Monaten die Kunden in den Buchhandlungen anlocken sollte. Um auf „Reinlich & Kleinlich?!“ aufmerksam zu machen, war er uns gut genug, aber für ein eigenes Kapitel nicht? Er tat mir leid, und so schaltete ich den Computer noch einmal ein und schrieb diese Zeilen, so schnell ich konnte.
    Ja, der Gartenzwerg, unser Gartenzwerg!, ist der Inbegriff deutscher Spießigkeit, er verkörpert so langweilige Tugenden wie Sauberkeit und Fleiß, Ordnung und Leistung. Aber er ist eben auch ein putziger, kleiner Kerl, eine „Ikone deutscher Innerlichkeit“, um es mit dem „Spiegel“, und ein Stück Geborgenheit, um es mit meinen Worten zu sagen. Vor allem sind die Millionen Zwerge, die in unseren Gärten stehen, der Beweis dafür, dass die Deutschen so verklemmt nicht sein können. Und dass Sie durchaus in der Lage sind, sich selbst auf die Schippe zu nehmen.
    So gesehen hätten wir uns wirklich niemanden besser auf dem Titel vorstellen können als ihn.

The Making of „Reinlich & kleinlich?!“,
oder: Deutsche Gründlichkeit

    Dieses Werk ist ein Ergebnis deutscher Gründlichkeit, wie sie im Buche steht. Von der Idee bis zur Herstellung ist alles getan worden, um maximale Genauigkeit sowie Fehlerlosigkeit zu garantieren und den weltweit höchsten Standards in den Kategorien Sauberkeit (der Recherche), Pünktlichkeit (in der Auslieferung) und Ordentlichkeit (in Grammatik und Rechtschreibung) zu genügen. Sie wollen Beweise? Bitte sehr:
Die Verträge zwischen Verlag, Autor und Literaturagentin umfassen 20 dicht beschriebene DIN-A4-Seiten, die nicht nur eine mögliche Verfilmung, sondern auch die Verwertungsrechte für Medien regeln, die zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses noch gar nicht erfunden waren.
Der Produktion ging eine einjährige Konzeptionsphase voraus, in der aus mehr als 100 deutschen Eigenheiten die 50 besten ausgewählt wurden. Selbstverständlich in dafür extra eingerichteten Arbeitskreisen und Projektgruppen.
Alle Beteiligten an diesem Projekt leben in Deutschland, sprechen fließend Deutsch und waren mindestens einmal auf Mallorca.
Der Autor wurde sorgfältig ausgesucht und erklärte an Eides statt, dass er niemals für eine Doktorarbeit abgeschrieben, bei einer Doktorarbeit betrogen oder in Bayreuth studiert habe.
Der Autor hat vor diesem Projekt drei Bücher geschrieben, mehr als 1000 gelesen und rund 10000 Texte verfasst. Er beherrscht die neue deutsche Rechtschreibung und keine weiteren Fremdsprachen.
Der Autor hat mehrere tausend Gespräche mit Deutschen geführt und etwa 15 Jahre lang mit dem Äquivalent zu „Herrn Müller-Hohenstein“ zusammengearbeitet.
Der Autor hat jede der geschilderten Geschichten mindestens einmal selbst erlebt. Die meisten der beschriebenen Verhaltensweisen hat er sich zu Testzwecken zu eigen gemacht und immer wieder überprüft.
Jeder einzelne Satz des Buches wurde mit Hilfe der 20 gängigsten Softwareprogramme auf mögliche Plagiate durch- beziehungsweise untersucht. Jede Menge wurde gefunden und bewusst in diesem Buch belassen, weil das schließlich seit Kurzem auch typisch deutsch ist.
Der Autor hat das Buch nicht nur geschrieben, sondern auch zehn Mal selbst gelesen und sämtliche ihm bekannten Rechtschreibprogramme darüberlaufen lassen. Außerdem wurde es innerhalb der Familie, zu der ein Unternehmensberater, eine Journalistin, ein Arzt, eine Lehrerin, ein kaufmännischer Angestellter, eine Hausfrau und eine Immobilienbesitzerin gehören, einer Plausibilitätsprüfung unterzogen. Der Familienhund bürgt für die Apportierfähigkeit.
Das Material für das Papier besteht zu 100 Prozent aus recycelten Büchern des Autors. Was nicht heißen soll, dass es dessen wunderbare Romane nicht noch im ausgesuchten Buchhandel zu erwerben gibt.
Die Nummerierung der Seiten erfolgte strikt nach arabischem Vorbild und ist von zwei Mathematikprofessoren im