Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
wurde, das muß man hier bei vollem Tageslichte sehen … in der Voraussetzung, daß es überhaupt wieder mehr oder weniger hell wird, denn mich soll doch der erste beste Wolf verschlingen, wenn ich weiß, wo die Sonne hingekommen ist.
    – Herr Kapitän, begann da Ben-Zouf ohne Ihnen Vorschriften machen zu wollen, was beginnen wir aber nun?
    – Wir bleiben vorläufig an Ort und Stelle und morgen, wenn’s überhaupt ein morgen giebt, kehren wir nach dem Gourbi zurück, nachdem wir die Küste im Westen und Süden in Augenschein genommen haben. Das Wichtigste ist, zu wissen, wo und woran wir sind, so lange wir uns nicht über das ganze wunderbare Ereigniß Rechenschaft geben können. Dann nach Untersuchung der Küste im Westen und Süden …
    – Wenn es überhaupt noch eine Küste giebt! fiel Ben-Zouf ein.
    – Und wenn noch ein Süden vorhanden ist! vervollständigte Kapitän Servadac.
    – Also kann man nun schlafen?
    – Ja wohl, wer das fertig bringt!«
    Fußend auf diese Autorisation, verkroch sich Ben-Zouf, dessen Gleichmuth auch so viel wunderbare Ereignisse nicht zu erschüttern vermochten, in einer Ausbuchtung des Ufers, legte die Hand über die Augen und schlief den Schlaf des Nichtswissers, der manchmal noch tiefer ist als der des Gerechten.
    Kapitän Servadac dagegen irrte an der Küste des neuen Meeres umher und quälte sich mit unzählbaren Fragen ab, die vor seinem inneren Auge schwirrten.
    Welche Wichtigkeit mochte zunächst der ganzen Katastrophe beizulegen sein? Beschränkte sie sich nur auf einen gewissen Theil Afrikas? Waren Algier, Oran und Mostagenem, jene so nahe bei einander liegenden Städte, jetzt von einander gerissen worden? Sollte Hector Servadac glauben, daß seine Freunde und Kameraden von der Subdivision zugleich mit den zahlreichen Einwohnern der Küste jetzt verschlungen waren, oder daß das durch irgend eine Erderschütterung aufgewühlte Mittelmeer nur diesen Theil des algierischen Gebietes neben der Mündung des Cheliff überdeckt habe? Diese Annahme würde zwar das Verschwinden des Flusses bis zu einer gewissen Grenze erklären, verbreitete aber über die anderen kosmischen Erscheinungen keinerlei Licht.
    Eine andere Hypothese. War vielleicht anzunehmen, das afrikanische Küstengebiet sei plötzlich unter die Aequatorialzone versetzt worden? Damit erklärte sich sowohl der neue, von der Sonne beschriebene Tagesbogen, als auch das totale Fehlen der Dämmerung, wiederum aber nicht, warum die Tage jetzt nur zwölf Stunden lang zu sein schienen, noch wie es zuging, daß die Sonne jetzt im Westen auf-und im Osten unterging.
     

    Im Westen vertrat ein tobendes Wasser … (S. 37.)
     
    »Nichtsdestoweniger steht es fest, wiederholte sich Hector Servadac mehrmals, daß wir heute nur sechs Stunden lang Tag hatten und daß die Cardinalpunkte des Himmels jetzt Steven gegen Steven gewechselt haben, wie der Seemann sagen würde, mindestens bezüglich des Sonnen-Auf- und Unterganges. Nun, wir werden ja morgen sehen, wenn die Sonne wiederkommt – ja wenn sie überhaupt wieder kommt!« Kapitän Servadac war sehr mißtrauisch geworden.
     

    Hector Servadac rüttelte ihn ohne Umstände munter (S. 43.)
     
    Wirklich, abscheulicher Weise blieb der Himmel bedeckt und das Firmament zeigte nicht seine gewöhnliche Illumination durch die Sterne. Obwohl wenig bewandert in der Kosmographie, kannte Hector Servadac doch die hauptsächlichsten Sternbilder. Er hätte also sehen müssen, ob der Polarstern an seiner Stelle war, oder ob ein anderer Stern diese eingenommen habe, was unwiderleglich bewiesen hätte, daß die Erdkugel um eine neue Achse und vielleicht in entgegengesetztem Sinne rotirte, wodurch sich über viele Erscheinungen Licht verbreitet hätte. Aber keine Oeffnung entstand in den Wolken, welche dick genug schienen, um eine ganze Sündfluth zu enthalten, kein Sternlein zeigte sich dem Auge des verzweifelten Beobachters.
    Auf den Mond war jetzt nicht zu hoffen, denn zu dieser Zeit des Monats war gerade Neumond und jener mußte also zugleich mit der Sonne unter dem Horizonte verschwunden sein.
    Wer mißt aber das Erstaunen Hector Servadac’s, als er nach anderthalbstündiger Promenade am Horizonte einen hellen Schein bemerkte, der auch den Rand der Wolken beleuchtete.
    »Der Mond! rief er. Doch nein, der kann es ja nicht sein. Sollte die keusche Diana auch ihrerseits Thorheiten machen und im Westen aufstehen? Nein, der Mond ist das nicht, er könnte kein so intensives Licht verbreiten, er

Weitere Kostenlose Bücher