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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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westliche, durch den sie eben gekommen waren.
    Schnell wurden alle kleinen Vorbereitungen zum Aufbruch getroffen. Etwas Zwieback und conservirtes Wild brachte Ben-Zouf in einer Reisetasche unter. Für Getränke hatten sie nicht zu sorgen, da sich zahlreiche klare Bäche durch die Ebene schlängelten. Diese früheren Nebenarme eines Flusses bildeten jetzt selbst Flüsse und mündeten unmittelbar in das Mittelmeer.
    Zephyr – das Pferd des Kapitän Servadac – und Galette (eine Reminiscenz an den Montmartre) – der Zelter Ben-Zouf’s – wurden im Handumdrehen gesattelt. Die beiden Reiter saßen auf und galoppirten nach dem Cheliff zu.
    Hatten sie selbst aber vorher schon die Folgen der verminderten Schwerkraft verspürt, war ihnen ihre Muskelkraft mindestens verfünffacht erschienen, so unterlagen auch die Pferde jetzt in demselben Verhältnisse den auffallendsten physikalischen Veränderungen. Das waren keine einfachen Vierfüßler mehr. Als wirkliche Hippogryphe berührten sie kaum den Boden. Glücklicher Weise saßen Hector Servadac und Ben-Zouf so sicher im Sattel, daß sie den Thieren die Zügel schießen ließen und sie eher noch antrieben, als zu zähmen suchten.
    In zwanzig Minuten waren die acht Kilometer vom Gourbi nach der Cheliff-Mündung durchflogen, von wo aus die Pferde in langsamerem Tempo nach Südosten, längs des früheren rechten Flußufers dahin trabten.
    Das Ufergelände hatte auch jetzt sein früheres Aussehen bewahrt. Das entgegengesetzte nur war, wie wir wissen, plötzlich verschwunden, und an seine Stelle ein weiter Meereshorizont getreten. Folglich mußte, mindestens bis auf die Entfernung dieses scheinbaren Horizontes, dieser ganze Theil der vor Mostagenem gelegenen Provinz Oran in der Nacht vom 31. December zum 1. Januar untergegangen und überfluthet worden sein.
    Kapitän Servadac kannte das von ihm persönlich vermessene Terrain sehr genau. In Erinnerung der früher ausgeführten Triangulation fiel es ihm nicht schwer, sich in jeder Richtung genau zu orientiren. In seiner Absicht lag es, nach Besichtigung des möglich größten Theiles der betroffenen Landstrecke einen Rapport zu erstatten, den er zu adressiren gedachte an … ja, an wen, das wußte er selbst noch nicht.
    Im Laufe der vier noch übrigen Tagesstunden legten die Reiter von der Mündung des Cheliff ab etwa noch fünfunddreißig Kilometer zurück. Mit einbrechender Nacht lagerten sie sich an einer kleinen Bucht des früheren Flusses, der gegenüber noch gestern ein linksseitiger Nebenfluß, die jetzt in dem neuen Meere aufgegangene Mina, seine Wellen ergoß.
    Während dieser Excursion war man, was ja nicht Wunder nehmen kann, keiner lebenden Seele begegnet.
    Ben-Zouf machte ein Nachtlager zurecht, so gut es eben ging, die Pferde wurden angebunden und konnten nach Belieben das fette Gras des Ufers abweiden. Die Nacht verstrich ohne Zwischenfall.
    Am nächsten Tage, dem 2. Januar, d.h. zu dem Zeitpunkte, wo nach dem alten Erdenkalender erst die Nacht vom 1. zum 2. Januar beginnen sollte, bestiegen Kapitän Servadac und seine Ordonnanz wieder die Pferde und setzten die Untersuchung des Ufergebietes fort. Mit der Sonne aufbrechend, legten sie während der sechs Stunden des Tages eine Strecke von siebzig Kilometern zurück.
    Die Grenze des Landes bildete fort und fort das frühere rechte Ufer des Flusses. Nur etwa zwanzig Kilometer von der Mündungsstelle der Mina war ein beträchtlicher Theil des Ufers verschwunden und mit ihm ein Vorort von Surkelmittu sammt seinen achthundert Einwohnern. Und wer weiß, ob die größeren, am Cheliff belegenen Städte Algiers, wie Mazagran, Mostagenem, Orleansville, nicht dasselbe Schicksal theilten?
    Nach Umgehung der kleinen, durch den Abbruch des Ufers entstandenen Bai kehrte Hector Servadac wieder nach dem Flußrande zurück und betrat diesen gerade der Stelle gegenüber, wo die gemischte Gemeinde Ammi-Mussa, das alte Khamis der Beni-Uragh, liegen mußte. Es fand sich aber keine Spur von diesem Kreis-Hauptorte, nicht einmal von dem 1126 Meter hohen Pic von Mankura, vor dessen Fuße jenes Städtchen erbaut war.
    An diesem Abend rasteten unsere beiden Forscher an einem Winkel der ihr neues Gebiet von dieser Seite scharf abgrenzte. Diese Stelle entsprach ungefähr dem Punkte, wo sich der bedeutende Flecken Memounturroy, von dem kein Restchen übrig schien, hätte finden müssen.
    »Und ich hatte darauf gerechnet, heute Abend in Orleansville zu speisen und zu übernachten, sagte der

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