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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Die Berechnungen, auf Grund deren Sie die Dauer des Umlaufes der Gallia bestimmt haben, sind gewiß sehr genau, sagte Hector Servadac. Wenn ich mich indeß nicht täusche, genügt eine halbe Minute Verzögerung oder Beschleunigung, und der Komet trifft nicht mehr in der Ekliptik mit der Erde zusammen! …
    – Nun, was weiter?
    – Nun, lieber Professor, erscheint es da nicht rathsam, jene Rechnungen auf ihre Genauigkeit zu prüfen.
    – Das ist unnöthig.
    – Lieutenant Prokop wäre gewiß erbötig, Ihnen bei dieser umfangreichen Arbeit zu helfen.
    – Ich brauche Niemand, erwiderte Palmyrin Rosette etwas piquirt.
    – Wenn nun aber …
    – Ich täusche mich niemals, Kapitän Servadac, und Ihr Drängen ist sehr am unrechten Platze.
    – Alle Wetter, lieber Professor, Sie sind gegen Ihre Gefährten gerade nicht zu gefällig, und …«
    Er behielt bei sich, was er noch auf dem Herzen hatte, da Palmyrin Rosette zu den Leuten gehörte, welche mit Schonung behandelt sein wollen.
    »Kapitän Servadac, erklärte trocken der Professor, ich wiederhole meine Rechnungen nicht, weil dieselben unbedingt verläßlich sind; doch theile ich Ihnen hierdurch mit, daß ich das, was ich in Bezug auf die Gallia gethan habe, nun auch bezüglich der Nerina, ihren Satelliten, vorzunehmen gedenke.
    – Gewiß eine ganz zeitgemäße Beschäftigung, sagte Kapitän Servadac ernsthaft. Ich glaubte bisher freilich, Nerina gehöre zu den teleskopischen Planeten und ihre Elemente seien den Astronomen der Erde schon längst bekannt.«
    Der Professor warf dem Kapitän Servadac einen wüthenden Blick zu, als sei die Nützlichkeit einer seiner Arbeiten bezweifelt worden. Dann fuhr er erregt fort:
     

    Er verbrachte seine Zeit mit Rechnen und Zählen des Geldes. (S. 397.)
     
    »Kapitän Servadac, wenn die Astronomen der Erde Nerina beobachtet haben, wenn sie schon die mittlere Dauer ihrer täglichen Umdrehung, die Dauer ihres siderischen Umlaufes, ihre mittlere Entfernung von der Sonne, ihre Excentricität, die Länge ihres Perihels, die mittlere Länge der Epoche, die Länge ihres aufsteigenden Knotens, die Neigung ihrer Bahn und noch sonst etwas kennen, so muß die Ergründung dieser Verhältnisse doch ganz von vorne angefangen werden, da die Nerina nicht mehr der Zone der teleskopischen Planeten angehört, seitdem sie ein Satellit der Gallia geworden ist. Da sie jetzt einen Mond darstellt, muß sie als Mond frisch beobachtet werden, und ich sehe nicht ein, warum die Bewohner der Gallia nicht berechtigt wären, das von ihrem Mond zu kennen, was die ›Erdenwürmer‹ von dem ihrigen wissen!«
    Man mußte Palmyrin Rosette dieses Wort »Erdenwürmer« selbst aussprechen hören! Mit welch’ wegwerfendem Tone sprach er jetzt von Allem, was auf die Erde Bezug hatte!
    »Ich schließe dieses Gespräch, Kapitän Servadac, sagte er dann, ebenso wie ich es begonnen habe, indem ich Sie bitte, mir ein Cabinet zur Verfügung stellen zu lassen …
    – Wir werden es uns bestens angelegen sein lassen, lieber Professor …
    – O, ich bin nicht so pressirt, antwortete Palmyrin Rosette, wenn ich es nur in einer Stunde bekomme …«
    Es vergingen freilich drei Stunden, nachher aber konnte Palmyrin Rosette in einer Art Höhle untergebracht werden, in der ein Tisch und ein Stuhl eben Platz fanden. Im Laufe der nachfolgenden Tage stieg er trotz der heftigen Kälte noch immer viel nach seinem Observatorium, um die Nerina in verschiedenen Positionen zu beobachten. Dann aber schloß er sich in sein Cabinet ein und vorläufig sah ihn Niemand wieder.
    Die Bewohner der Gallia, welche jetzt achthundert Fuß unter der Oberfläche vergraben lebten, bedurften wahrlich einer außergewöhnlichen moralischen Energie, um in dieser Lage, welche kein anregender Zwischenfall unterbrach, auszuharren. So mancher Tag verstrich, ohne daß nur Einer von ihnen nach der Oberfläche emporstieg, und hätte sie nicht die Noth gezwungen, von dort her Süßwasser in Form von Eis zu holen, so hätten sie wohl so gut wie niemals die dunklen Tiefen des Vulkanes verlassen.
    Dagegen stattete man den allertiefsten Theilen des Centralkamines wiederholt Besuche ab. Kapitän Servadac, Graf Timascheff, Lieutenant Prokop und Ben-Zouf wollten den in dem Kern der Gallia ausgehöhlten Abgrund soweit als möglich kennen lernen. Die Untersuchung der aus dreißig Hunderttheilen Gold bestehenden Bergmasse ließ sie sehr gleichgiltig. Uebrigens würde ja diese hier auf der Gallia ganz werthlose Substanz, auch

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