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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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lebenden Wesen, welche in das Innere des Berges geflüchtet waren, erwähnen wir hier auch die Vögel, deren Nahrung aus den Brocken und Abfällen bestand, die man ihnen täglich zukommen ließ. Die Kälte hatte auch sie getrieben, die Höhen des Nina-Baues mit den dunklen Klüften des Berginnern zu vertauschen. Ihre Anzahl war leider zu groß und ihre Gegenwart zu unbequem, so daß man sich genöthigt sah, auf sie Jagd zu machen und einen großen Theil derselben zu vernichten.
    Alles das nahm den Januar bis zum Ende in Anspruch, denn erst zu dieser Zeit konnte man die neue Einrichtung als vollendet betrachten. Nun aber begann für die Mitglieder der Gallia-Kolonie ein Leben von wahrhaft verzweifelter Eintönigkeit.
    Würden sie wohl im Stande sein, der ertödtenden Langweile zu trotzen, welche ihre Einschließung mit sich brachte? Ihre Chefs suchten dieses Resultat zu erzielen durch ein enges Aneinanderschließen Aller, durch Unterhaltungen, an welchen Theil zu nehmen Jeder aufgefordert wurde, und durch lautes Vorlesen einzelner, besonders interessanter Theile aus den Reisewerken und wissenschaftlichen Büchern der Bibliothek. Dann saßen Alle rund um den großen Tisch, die Russen wie die Spanier hörten zu und lernten dabei, und wenn sie wirklich einmal zur Erde zurückkehrten, so kamen sie sicher mit mehr Kenntnissen wieder, als sie durch Verbleiben in ihrem Vaterlande je hätten erreichen können.
    Was machte aber Isaak Hakhabut während dieser Zeit? Betheiligte er sich an den Gesprächen oder an der Lectüre? Nicht im Geringsten. Welchen Vortheil hätte er davon gehabt? Er verbrachte die langen Stunden mit Rechnen und wieder Rechnen, mit Zählen und wieder Zählen des Geldes, welches in seine Hände zusammenströmte. Das, was er hier verdient hatte, betrug mit dem, was er schon vorher besaß, mindestens einhundertfünfzigtausend Francs, davon die Hälfte in gutem, europäischem Golde. Er hoffte sicher darauf, daß dieses klingende vollwichtige Metall auf der Erde seinen wahren Werth schon wieder erhalten werde, und wenn er die Zahl der verflossenen Tage ausrechnete, so geschah das nur aus Bedauern über die verlorenen Zinsen. Er hatte noch nicht Gelegenheit gefunden, so viel als er hoffte, auf gute Papiere und natürlich unter sicherster Garantie, auszuleihen.
    Unter allen Kolonisten war es Palmyrin Rosette, der sich am schnellsten eine ausreichende Beschäftigung zu schaffen wußte. Mit seinen Ziffern fühlte er sich niemals allein, und das unausgesetzt betriebene Rechnen verkürzte ihm die langen Tage des Winters.
    Ueber die Gallia kannte er zwar Alles, was man nur von einem Himmelskörper zu wissen wünschen kann, nicht so aber von der Nerina, ihrem Satelliten. Die Eigenthumsrechte, welche er über seinen Kometen beanspruchte, erstreckten sich auch auf dessen Mond. Es erschien ihm demnach als das wenigste, daß er die neuen Elemente desselben bestimmte, seitdem er der Zone der teleskopischen Planeten entrissen worden war.
    Er beschloß also, die nöthigen Rechnungen vorzunehmen. Hierzu waren ihm noch einige Aufnahmen der Nerina in verschiedenen Stellungen nothwendig. Nachdem das geschehen, gedachte er, da ihm durch directe Messungen die Masse der Gallia bekannt war, auch die Nerina von seinem dunklen Cabinete aus zu wiegen.
    Leider besaß er nur jenen dunklen Winkel, dem er den Namen eines »Cabinets« beilegte, da es in der That unmöglich war, jenes vielleicht gar ein Observatorium zu nennen. In den ersten Tagen des Februar sprach er sich auch Kapitän Servadac gegenüber in dieser Richtung aus.
    »Sie brauchen ein besonderes Cabinet, lieber Professor? antwortete dieser.
    – Ja, Kapitän, aber ein solches, in welchem ich arbeiten kann, ohne jeden Augenblick irgend einen Störenfried fürchten zu müssen.
    – Wir werden ein solches ganz nach Ihrem Wunsche schon finden, tröstete ihn Hector Servadac. Sollte es dann auch nicht so comfortabel sein, wie ich es selbst gern wünschte, so wird es Ihnen doch die nöthige Abgeschiedenheit und Ruhe gewähren.
    – Mehr beanspruche ich nicht.
    – So sind wir also einig.«
    Da der Kapitän bemerkte, daß Palmyrin Rosette gerade in ziemlich guter Laune war, so beeilte er sich, jenem eine ihm auf dem Herzen liegende Frage bezüglich der früheren Berechnungen zu unterbreiten, eine Frage, auf welche er ein ganz besonderes Gewicht legte.
    »Lieber Professor, begann er, als dieser sich eben zurückziehen wollte, ich hätte wohl noch eine Frage an Sie.
    – Ich höre.
    –

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