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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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verschonten Theil des früheren Festlandes aufzufinden?
    Die Dobryna kämpfte noch immer gegen den Sturm und ihre muthige und ergebene Mannschaft arbeitete mit wunderbar kaltem Blute. Kein einziger der Matrosen, welche unwandelbar den Kenntnissen und dem Geschick ihres Kapitäns vertrauten, verlor den Muth auch nur einen Augenblick. Die Maschine arbeitete dabei, daß man immer fürchten mußte, sie in Stücke gehen zu sehen. Dabei fühlte die Goëlette ihre Schraube gar nicht mehr, und da sie ganz ohne Segel war, denn der Sturm zerriß auch den kleinsten Fetzen Leinwand, so ward sie unaufhaltsam gegen die Küste gedrängt.
     

    Die Vögel stürzten heißhungrig darüber her. (S. 101.)
     
    Die Mannschaft befand sich vollzählig auf dem Deck; jeder Mann sah klar, in welch’ verzweifelte Lage der Sturm sie versetzt hatte. Das Land erhob sich nur etwa noch vier Meilen unter dem Winde und die Dobryna wich dahin mit einer Schnelligkeit ab, welche alle Hoffnung raubte.
     

    Die Dobryna schoß, getrieben vom Winde, in den Hafen hinein, (S. 107.)
     
    »Vater, sagte Lieutenant Prokop zu Graf Timascheff, die Kraft des Menschen hat ihre Grenzen; ich vermag der Abweichung, welche uns hinwegführt, nicht mehr zu widerstehen!
    – Hast Du gethan, was Dir als Seemann zu thun möglich war? fragte Graf Timascheff, dessen Gesicht keinerlei Erregung zeigte.
    – Alles, antwortete Lieutenant Prokop, doch vor Ablauf einer Stunde wird unsere Goëlette auf den Strand geworfen sein.
    – Vor Ablauf einer Stunde, sagte Graf Timascheff, und so laut, daß ihn Alle verstehen mußten, kann Gott uns auch gerettet haben!
    – Nur wenn sich das Land dort öffnet, um der Dobryna die Durchfahrt zu ermöglichen!
    – Wir sind in der Hand Dessen, der Alles vermag!« schloß Graf Timascheff, das Haupt entblößend.
    Hector Servadac, der Lieutenant und die Matrosen ahmten ihm stillschweigend nach.
    Als Prokop sich immer mehr überzeugte, daß ein Abkommen vom Lande unmöglich sei, traf er seine Maßregeln, um wenigstens unter den mindest ungünstigen Verhältnissen an’s Ufer zu treiben. Er dachte auch schon daran, daß die Schiffbrüchigen, wenn einige Personen sich aus dem wüthenden Meere retten sollten, während der ersten Tage ihres Aufenthaltes auf dem neuen Festlande nicht ganz ohne Hilfsmittel wären, und ließ deshalb Kisten mit Lebensmitteln und Tonnen mit süßem Wasser auf das Verdeck schaffen, welche mit leeren Fässern zusammengebunden wurden, um auch nach der Zerstörung des Schiffes schwimmen zu können. Mit einem Worte, er ordnete Alles an, wie es dem Seemanne unter solchen Umständen geziemt.
    In der That, er hatte keine Hoffnung, die Goëlette zu retten, denn die endlose Ufermauer zeigte nirgends eine Bucht, einen geschützten Einschnitt, in welche ein gefährdetes Schiff sich hätte flüchten können. Nur ein plötzlicher Umschlag des Windes, der die Dobryna vielleicht wieder nach der offenen See triebe, konnte ihr zum Heile dienen, wenn Gott nicht, wie Lieutenant Prokop gesagt hatte, durch ein Wunder diese Küste öffnete, um sie hindurch zu lassen.
    Doch der Wind sprang nicht um, er sollte nicht umspringen.
    Bald schwankte die Goëlette nur noch eine Meile von der Küste. Man sah das furchtbare Ufer von Minute zu Minute anwachsen, ja, es schien, als stürzte es sich selbst auf die Goëlette, um sie zu zertrümmern. Jetzt trieb das Schiff nur noch drei Kabellängen vor jener. Jedermann an Bord glaubte die letzte Stunde gekommen.
    »Gott befohlen, Herr Graf Timascheff, sagte Kapitän Servadac und reichte seinem Gefährten die Hand.
    – Ja, Gott befohlen!« erwiderte der Graf gen Himmel zeigend.
    Jetzt hob eine furchtbare Woge die Dobryna in die Höh’ und drohte sie an den Felsen zu zerschellen.
    Plötzlich erscholl eine laute Stimme.
    »Hurtig, hurtig, Jungens! Hiß das große Focksegel! Hiß das Sturmsegel! Schnell!«
    Prokop war es, der, auf dem Bordercastell der Dobryna stehend, diese Befehle ertheilte. So unerwartet sie kamen, so schnell wurden sie doch vollzogen, während der Lieutenant selbst nach dem Hintertheile lief und das Steuer ergriff.
    Was beabsichtigte denn der Lieutenant? Offenbar wendete er das Schiff gerade auf die steile Küste zu.
    »Achtung! rief er noch einmal, luv’ an, hiß das Fockmarssegel!«
    In diesem Augenblick erscholl ein Schrei … aber kein Ausruf des Entsetzens war es, der sich den beklommenen Herzen der Armen entrang.
    Zwischen zwei steilen Mauern zeigte sich ein etwa vierzig Fuß breiter

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