Reise durch die Sonnenwelt
unterbrochene Partie wieder aufnahmen.
»Was will der Corporal Pim?« fragte Brigadier Murphy. (S. 110.)
Diese Engländer hatten ganz Recht, auf England zu zählen, denn England verläßt seine Kinder nie. Aber sicherlich war es zu dieser Zeit sehr beschäftigt, 1 und die übrigens so geduldig erwartete Hilfe erschien diesmal nicht. Vielleicht wußte man im Norden Europas gar nicht, was im Süden desselben geschehen war.
Einer von der Mannschaft brachte auf einem Karren ein Vollgeschoß. (S. 117.)
Jetzt waren neunundvierzig der alten Tage von vierundzwanzig Stunden seit jener merkwürdigen Nacht vom 31. December zum 1. Januar verflossen und noch immer erschien kein englisches Schiff am Horizonte. Der von dem Eiland aus zu übersehende, sonst sehr stark befahrene Theil des Meeres blieb öde und leer. Officiere und Soldaten empfanden darüber indeß nicht die geringste Unruhe, nicht die leiseste Verwunderung, und folglich auch nicht die Spur einer Anwandlung von Entmuthigung. Alle verrichteten ihren Dienst wie gewöhnlich und bezogen regelmäßig ihre Wache. Ebenso pünktlich nahmen der Brigadier und der Major der Garnison die Parade ab. Alle befanden sich sichtlich wohl bei einer Lebensweise, welche sie mästete, und wenn die beiden Officiere sich hüteten, im Essen und Trinken zu viel zu thun, so lag das darin, daß ihr Grad ihnen jedes zu starke Embonpoint verbot, welches sich nicht mit der Uniform vertragen hätte.
Im Allgemeinen verbrachten die Engländer auf dem Eilande ihre Zeit recht angenehm. Die beiden, nach Charakter und Geschmacksrichtung einander sehr ähnlichen Officiere lebten in schönster Uebereinstimmung. Ein Engländer langweilt sich übrigens niemals, außer im eigenen Lande.
Was ihre verschwundenen Kameraden betraf, so bedauerten sie diese gewiß, aber doch mit einer ganz britischen Zurückhaltung. Wie sie vor der Katastrophe zusammen achtzehnhundertfünfundneunzig Mann und nach derselben nur noch dreizehn zählten, so lehrte ihnen eine einfache Subtraction, daß achtzehnhundertzweiundachtzig beim Appell fehlten, was in dem Rapport pflichtmäßig verzeichnet wurde.
Wir sagten, daß jenes von dreizehn Engländern bewohnte Eiland – der Ueberrest einer enormen Felsmasse, welche sich früher 2400 Meter über das Meer erhob – der einzige feste Punkt war, der in dieser Gegend das Wasser überragte. Das ist nicht vollständig richtig. In Wahrheit tauchte, gegen zwanzig Kilometer weiter südlich, noch ein zweiter ganz ähnlicher Felsen empor, der höchste Punkt eines Bergstockes, der früher den Pendant zu dem der Engländer bildete. Dieselbe Katastrophe hatte beide Stellen zu zwei kaum noch bewohnbaren Felsenresten reducirt.
War dieses zweite Eiland menschenleer oder diente es irgend einem Ueberlebenden als Zufluchtstätte? Diese Fragen legten sich die beiden englischen Officiere vor und besprachen sie gründlich zwischen zwei Zügen ihrer Partie. Sie hielten dieselbe sogar für wichtig genug, um vollständig geklärt zu werden, benutzten also eines Tages die günstige Witterung und bestiegen ihr Boot um den die beiden Eilande trennenden Meeresarm zu überschiffen; eine Excursion, von der sie erst nach sechsunddreißig Stunden zurückkehrten.
Trieb sie ein Gefühl von Nächstenliebe dazu, jenen Felsen zu besuchen? Hatten sie irgend ein anderes Interesse dabei? Sie sprachen sich über ihren Ausflug gegen Niemanden, nicht einmal gegen Corporal Pim aus. War das Eiland bewohnt? Der Corporal konnte davon nichts erfahren. Wie die beiden Officiere ganz allein abgefahren waren, so kamen sie auch allein zurück. Major Oliphant machte nur ein großes Couvert zurecht, dessen Adresse Brigadier Murphy schrieb, und es dann mit dem Siegel des 33. Regimentes verschloß, um es dem ersten Schiffe übergeben zu können, das in Sicht der Insel erscheinen würde. Dieses Couvert trug die Aufschrift:
An Admiral Fairfax,
Erster Lord der Admiralität.
Vereinigtes Königreich Großbritannien.
Noch hatte sich aber kein Schiff gezeigt und der 18. Februar kam heran ohne Wiederanknüpfung der Verbindungen zwischen dem Eiland und den Behörden in der Hauptstadt.
Als Brigadier Murphy an diesem Tage erwachte, sprach er wie folgt zu Major Oliphant.
»Heute, begann er, ist ein Fest-und Freudentag für jedes echt englische Herz.
– Ein großer Festtag, erwiderte der Major.
– Ich bin nicht der Ansicht, fuhr der Brigadier fort, daß die eigenthümlichen Verhältnisse, in denen wir uns
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