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Reise durch die Sonnenwelt

Reise durch die Sonnenwelt

Titel: Reise durch die Sonnenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Sein Nordpol liegt über derselben hinaus! Was mag hinter dieser Mauer sein? Wir müssen es wissen, müssen uns überzeugen, ob es trotz der Erscheinungen, deren Zeugen wir waren, doch nicht vielleicht die Erdkugel ist, auf welcher wir wandeln, ob sie uns nicht auf einer neuen Bahn durch das Planetenreich trägt, ob dort hinter dieser Scheidewand nicht Frankreich, Rußland, vielleicht das ganze übrige Europa liegt. Sollten wir denn keinen flachen Strand antreffen, um einmal an dieser Küste zu landen? Giebt es kein Mittel, diese scheinbar unersteigliche Mauer zu erklimmen und nur einmal nach dem auszulugen, was sie unserem Blicke verbirgt? An’s Land, wo es geht, in Gottes Namen, an’s Land!«
    Aber obwohl die Dobryna fortwährend fast die Küste streifte, zeigte sich doch nirgends eine Stelle, an der sie hätte anlaufen, nicht einmal eine Klippe, auf der die Besatzung hätte Fuß fassen können. Unverändert stieg der Uferwall steil, glatt, senkrecht bis zu einer Höhe von zwei-bis dreihundert Fuß auf und war oben mit einem sonderbaren Gewirr krystallinischer Lamellen gekrönt. Ueberall sah die neu aufgestiegene Umfassung des Mittelmeeres sich so ähnlich, als wäre sie in ein und derselben Form gegossen.
    Mit voller Dampfkraft eilte die Dobryna nach Osten. Die Witterung hielt sich gut. Die merkbar abgekühlte Atmosphäre konnte nur weniger Wasserdünste aufnehmen. Nur da und dort bildeten sich einige leichte, fast durchsichtige Cyrrhusstreifen an dem azurnen Himmel. Tagsüber sandte die deutlich verkleinerte Sonnenscheibe nur blasse Strahlen herüber, welche allen Gegenständen ein unklares Relief verliehen. Während der Nacht aber funkelten die Sterne in außerordentlichem Glanze, während gewisse Planeten durch die zunehmende Entfernung verblaßten. So war es der Fall mit der Venus und dem Mars, sowie mit jenem unbekannten Weltkörper, der im Kreise der unteren oder inneren Planeten, der Sonne bald beim Auf-und bald beim Untergange vorausging. Dagegen nahm der Schimmer des ungeheuren Jupiter und des herrlichen Saturn sichtlich zu, da die Gallia sich diesen Planeten näherte, und Lieutenant Prokop zeigte auch den mit bloßen Augen sichtbaren Uranus, der sonst nur mittels Fernrohres zu erkennen ist. Die Gallia gravitirte also, indem sie sich noch immer vom Centrum der Attraction entfernte, jetzt quer durch das Planetensystem.
    Am 24. Februar gelangte die Dobryna, nachdem sie der Bogenlinie gefolgt war, welche vor der Umwälzung die Küste des Departements Var bildete; nachdem sie vergeblich nach Spuren der Hyerischen Inseln, der Halbinsel Saint-Tropez, der Levinischen Inseln, des Golfes von Cannes und des Golfes von Jouan geforscht hatte, nach der Höhe des Caps von Antibes.
    Hier theilte zum größten Erstaunen, aber auch zur größten Freude der Reisenden ein enger Spalt von oben bis unten die steile Küste. Am Fuße desselben streckte sich längs des Meeres ein schmaler Strand hin, welchen ein Boot ohne Gefahr anlaufen konnte.
    »Endlich werden wir an’s Land gehen können!« rief Kapitän Servadac ganz außer sich vor Freude.
    Bei dem Grafen Timascheff kostete es keine Mühe, die Einwilligung dazu zu erhalten, denn er sowohl wie Lieutenant Prokop brannten vor Begierde, das Land zu betreten. Wenn sie auf der Böschung dieses Einschnittes, scheinbar dem ausgewaschenen Bette eines Bergstromes, emporklommen, gelang es vielleicht, den Kamm des Uferwalls zu erreichen und dort einen erweiterten Gesichtskreis zu gewinnen, der ihnen, wenn nicht einen Blick über französisches Land, doch einen solchen über dieses bizarre Gebiet gewährte.
    Um sieben Uhr Morgens betraten der Graf, der Kapitän und der Lieutenant das Ufer.
    Zum ersten Male fanden sie hier einige Ueberreste der alten Erdrinde, wenige Kalksteine von gelb-grauer Farbe, wie sie vorzüglich an der Küste der Provence vorkommen. Dieser schmale Strand aber – offenbar ein Ueberbleibsel der alten Erdkugel – hatte kaum einige Quadratmeter Oberfläche, und so begaben sich die Forscher sofort nach der Rinne, längs welcher sie emporsteigen wollten.
    Diese Rinne oder Spalte war ganz trocken und verrieth deutlich, daß hier niemals ein Bergstrom seine tosenden Wässer herabgestürzt habe. Die Felsenwände zeigten hier ebenso, wie an jeder anderen Stelle der Bergmasse, dieselbe lamellöse Structur, und schienen von den sonst so leicht bemerkbaren Einflüssen der Witterung noch so gut wie unberührt. Ein Geolog wäre wohl im Stande gewesen, diesem Gesteine

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